Iran: Verhaftungswelle gegen Christen

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Iranische Polizei, Symbolbild. Foto Amirreza, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5286038
Iranische Polizei, Symbolbild. Foto Amirreza, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5286038
Lesezeit: 3 Minuten

Funktionäre der iranischen Revolutionsgarden haben in den vergangenen Wochen mindestens 13 iranische Christen in drei verschiedenen Städten verhaftet. Dies berichtet das internationale überkonfessionelle christliches Hilfswerk Open Doors. Sieben weitere Menschen seien am 21. Juni wegen des Besitzes christlicher Schriften «staatsfeindlicher Propaganda» für schuldig befunden worden. Eine im Mai verabschiedete Gesetzesnovelle eröffnet laut Open Doors den iranischen Behörden neue rechtskonforme Handlungsspielräume bei ihrem Vorgehen gegen religiöse Minderheiten.

Ein Informant habe beispielsweise Geheimdienstagenten am Abend des 30. Juni zu einem Haus in der Hauptstadt Teheran geführt, wo sich zu dem Zeitpunkt eine Gruppe von etwa 30 Christen traf. Die Beamten legten einen Haftbefehl vor, in denen einige der Anwesenden namentlich aufgeführt waren, und führten sechs von ihnen mit verbundenen Augen ab. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation «Article 18» handelt es sich dabei um den armenisch-iranischen Christen Joseph Shahbazian und fünf Konvertiten namens Reza, Salar, Sonya sowie zwei ältere Schwestern namens Mina und Maryam. Drei Tage nach ihrer Verhaftung hatten ihre Angehörigen noch keine Nachricht über ihren Verbleib erhalten.

Verhaftet wegen Glauben

Beamte durchsuchten die Wohnungen der Inhaftierten in Teheran und dem nahegelegenen Karadsch nach christlicher Literatur und anderem Material, berichtet Open Doors. Dabei seien laut Augenzeugen auch einige ihrer nichtchristlichen Verwandten von den Agenten geschlagen worden. Andere Anwesende, darunter erst kürzlich zum christlichen Glauben Konvertierte, wurden aufgefordert, Kontaktinformationen anzugeben, ihre Telefone auszuhändigen und sich zur Befragung bereitzuhalten. Vier weitere Christen, deren Name ebenfalls auf dem Haftbefehl gestanden hatten, wurden später in ihren jeweiligen Häusern verhaftet. Zwei von ihnen tragen den Namen Farhad, ausserdem wurden ein dritter Mann namens Arash festgenommen sowie die 46-jährige Malihe Nazari, eine verheiratete Frau aus Teheran. Am folgenden Morgen, dem 1. Juli, wurden in der Stadt Malayer, 400 km südwestlich von Teheran, drei weitere Christen (Sohrab, Ebrahim und Yasser) in ihren Häusern verhaftet. Nach Zahlung einer Kaution kamen sie am nächsten Tag wieder frei.

Verbreitung des Christentums – Gefährdung der nationalen Sicherheit?

Bereits am 21. Juni wurden sieben christliche Konvertiten «staatsfeindlicher Propaganda» für schuldig befunden, so das christliche Hilfswerk Open Doors. Das Gericht in Buschehr, einer Stadt im Südwesten Irans, wertete den Besitz christlicher Literatur als Beweis dafür, dass die Beklagten aktiv an der Verbreitung des Evangeliums gearbeitet hätten. Die sieben Christen, darunter drei Ehepaare, waren bereits vor Jahresfrist, am 1. Juli 2019, verhaftet und zwischenzeitlich auf Kaution freigelassen worden. Nach dem Urteil drohen ihnen nun Konsequenzen, die von Arbeitseinschränkungen und Geldstrafen bis hin zu Gefängnis und Verbannung reichen. Mansour Borji, Sprecher von «Article 18», kommentierte: «Diese Menschen wegen des Besitzes von Bibeln und christlichen Symbolen mit Haftstrafen zu belegen, ist ein klarer Beweis dafür, dass der iranische Aussenminister und andere nicht die Wahrheit sagen, wenn sie behaupten, dass niemand in Iran nur wegen seines Glaubens ins Gefängnis gesteckt wird. Diese Menschen haben nichts getan, was als ‚staatsfeindliche Propaganda‘ oder ‚Handeln gegen die nationale Sicherheit‘ ausgelegt werden könnte, trotzdem wurden sie so ungerecht behandelt.»

Der Gesetzes-Artikel hinter der Verhaftungswelle

Im Mai verabschiedete das iranische Parlament Änderungen der Artikel 499 und 500 des Strafgesetzbuches. Sie sehen vor, dass «[von gängigen Normen] abweichende psychologische Manipulation» oder «islamwidrige Propaganda», ob im «realen oder virtuellen Bereich» mit Gefängnis, Auspeitschung, Geldstrafen oder sogar mit der Todesstrafe geahndet werden können.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2020 steht Iran an 9. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

1 Kommentar

  1. Arme Iraner! Die sind mit diesem Regime – egal, ob Moslem oder Christ – wahrlich gesegnet. Denn das Regime ist verbrecherisch.
    lg
    caruso

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