Es ist Zeit, die Palästinensische Autonomiebehörde aus dem internationalen Fussball zu verbannen

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Top PA-Offizieller erklärt
Top PA-Offizieller erklärt "Normalisierung" im Sport mit Israel als verboten. Foto Screenshot Youtube /PMW
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Es ist an der Zeit, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) aus dem internationalen Fussball zu verbannen, so wie der Iran aus dem Internationalen Judoverband (IJF) verbannt wurde.

von Maurice Hirsch und Itamar Marcus

Man vergleiche die folgenden beiden Fälle:

Irans Verstoss:
Der Iran weigerte sich, seinen Judo-Athleten gegen einen israelischen Athleten antreten zu lassen

IJF-Bestrafung:
Die International Judo Federation schliesst den Iran umgehend von allen Wettbewerben aus

Palästinensischer Verstoss:

Der Palästinensische Fussballverband (PFA) weigert sich, palästinensische Spieler gegen Israelis antreten zu lassen

FIFA-Bestrafung:
Keine. Der Internationale Fussballverband (FIFA) ignoriert die gravierenden Verstösse der PFA

Die Internationale Judoföderation (IJF) hat am 22. Oktober ihr klares moralisches Rückgrat gezeigt, indem sie den iranischen Judoverband „von allen vom IJF und seinen Verbänden organisierten oder genehmigten Wettbewerben, administrativen und sozialen Aktivitäten ausschliesst, bis der Iranische Judoverband starke Garantien gibt und beweist, dass er die IJF-Statuten respektiert und akzeptiert, dass seine Athleten gegen israelische Athleten antreten.“

Die Sperre erfolgte, nachdem der Iran einen seiner Athleten gezwungen hatte, sich letzten August von der Judo-Weltmeisterschaft zurückzuziehen, um nicht gegen einen Israeli antreten zu müssen. Der Palästinensische Fussballverband (PFA) unter Jibril Rajoub – der sowohl Präsident des Palästinensischen Fussballverbandes als auch Leiter des Obersten PLO-Rates für Jugend und Sport ist und daneben weitere Ämter innehat*– untersagt seit Jahren die Teilnahme von Palästinensern an Sportveranstaltungen mit Israelis. Rajoub missbraucht zudem den palästinensischen Fussball, um den Terrorismus zu unterstützen und zu verherrlichen, zu Hass und Gewalt anzustacheln; und Rassismus zu fördern.

Palestinian Media Watch hat der FIFA alle erforderlichen Beweise geliefert, um die PFA zu bestrafen, ihre Mitgliedschaft in der FIFA auszusetzen und Disziplinarmassnahmen gegen Rajoub zu verhängen. Doch leider mangelt es der FIFA zu ihrer Schande an jener moralischen Haltung, die die International Judo Federation an den Tag gelegt hat. Die FIFA hat Rajoub selbst nur vorübergehend suspendiert und die PFA bislang überhaupt nicht bestraft.

In der Terminologie der Palästinensischen Autonomiebehörde wird die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten mit Israelis wie etwa Sportveranstaltungen als „Normalisierung“ bezeichnet. Diese ist strengstens verboten, auch wenn es um Fussball geht.

Nur eine Woche bevor die iranische Judoorganisation von allen Judowettbewerben suspendiert wurde, hatte Rajoub seine Unterstützung einer Entscheidung des Rates der arabischen Minister für Jugend und Sport bekräftigt, die Palästinensern und allen Arabern die Teilnahme an Sportveranstaltung mit Israelis verbietet. Das breite Spektrum all dessen, was als „Normalisierung“ zählt, erklärte Rajoub bei einem Dinner zu Ehren der saudi-arabischen Fussballnationalmannschaft, die gerade zu Besuch war. Zu den Teilnehmern gehörten der Premierminister der PA, Muhammad Shtayyeh, Minister der Regierung, Mitglieder des PLO-Exekutivkomitees und des Fatah-Zentralkomitees, Kommandeure der PA-Sicherheitskräfte und Führer des privaten Sektors:

Rajoub: „Ich sage der palästinensischen Führung – wir im Rat der arabischen Minister für Jugend und Sport haben definiert, was Normalisierung mit der Besatzung ist.

    1. Kein Araber wird an einer Sportaktivität in Israel teilnehmen, mit anderen Worten, eine, die Israel ausrichtet.
    2. Wir lehnen ab, dass ein arabischer oder islamischer Staat eine Meisterschaft mit Beteiligung von Israelis ausrichtet.
    3. Jeder Athlet, der bei einem Ausscheidungswettbewerb in einer Runde gegen einen Israeli antreten muss, wird dies nicht tun.“

[Facebook-Seite von Jibril Rajoub, 15. Oktober 2019]

Jetzt, wo Rajoub erneut die Ablehnung der grundlegenden Statuten der FIFA und aller internationalen Sportorganisationen durch die palästinensische Sportleitung und die PFA bekräftigt hat, werden die FIFA und andere internationale Sportinstitutionen da ihre moralische Stärke unter Beweis stellen? Werden sie ihre eigenen Regeln durchsetzen, indem sie die PFA und andere palästinensische Sportorganisationen suspendieren, die sich am Boykott Israels durch die Palästinensische Autonomiebehörde beteiligen?

 

Rajoubs Ablehnung der FIFA-Regeln, die es verbieten, Politik und Sport zu vermischen oder die Athleten eines bestimmten Landes zu boykottieren, ist nicht neu. Rajoub hat „Normalisierung“ mit Israel im Fussball verboten, seit er für palästinensische Sport- und Jugendangelegenheiten verantwortlich ist. Nach einem Freundschaftsspiel zwischen israelischen und palästinensischen Kindern, das vom Peres-Zentrum für Frieden organisiert und nach dem Gaza-Krieg 2014 ausgetragen wurde, machte Rajoub klar, dass seiner Meinung nach eine Normalisierung mit Israel auf dem Gebiet des Sports– damals prägte er den Begriff „zionistischer Feind“ –  nichts Geringeres sei als „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“:

„Der Vorsitzende des Olympischen Komitees und der Vorsitzende des [palästinensischen] Fussballverbandes Jibril Rajoub sagte, dass jede Aktivität der Normalisierung im Sport mit dem zionistischen Feind ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist. Er sagte, dass die Position der Sportleitung in dieser Frage völlig klar ist. Rajoubs Aussagen sind eine Reaktion auf eine vor ein paar Tagen abgehaltene Sportveranstaltung. [Rajoub sagte:] „Ich fordere, dass sich alle Personen und Institutionen von solchen Aktivitäten distanzieren, insbesondere weil sie im Wiederholungsfall dazu führen würde, dass allen Mitgliedern der [palästinensischen] Sportlergemeinschaft Ekel und Abneigung entgegenschlagen würden.“

[Offizielle Tageszeitung der PA: Al-Hayat Al-Jadida, 8. September 2014]

Rajoubs Reaktion auf das Freundschaftsspiel zwischen den Kindern war nicht nur seine persönliche Einzelmeinung. Nur wenige Tage zuvor hatte ein Mitglied des Palästinensischen Olympischen Komitees gesagt, er betrachte die Veranstaltung als „Verbrechen”, „unmoralisch“ und „unpatriotisch“ und fordere Rajoub auf, die Organisatoren wegen „schwerwiegenden Verrats“ zu verhören und vor Gericht zu stellen. [Sama, unabhängige palästinensische Nachrichtenagentur, 3. September 2014]

Liest man eine Rede, die Rajoub im Februar dieses Jahres hielt, kann man vermuten, dass er selbst es war, der die Entscheidung des Rates der arabischen Jugend- und Sportminister zum Boykott von Israel und israelischen Athleten initiiert hat:

„Wir bringen erneut unsere Hoffnung zum Ausdruck, dass der arabische Gipfel unterstreicht, dass, solange Palästina besetzt ist, Normalisierung und Beziehungen zu Israel tabu sind. … Wir wollen Israelis nicht in den arabischen Hauptstädten sehen – nicht zu Sportzwecken, nicht aus wirtschaftlichen Gründen, nicht zum Zwecke der Zusammenarbeit usw. Solange der palästinensische Staat nicht gegründet wurde, muss dies tabu bleiben.“

[Facebook-Seite von Jibril Rajoub, 10. Februar 2019]

Rajoubs Verbot der „Normalisierung” im Fussball ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Im April 2017 reichte PMW bei der FIFA eine umfassende Beschwerde gegen Rajoub und den Palästinensischen Fussballverband ein. Darin legte PMW Beweise für ihre Unterstützung und Verherrlichung des Terrorismus vor; Anstiftung zu Hass und Gewalt; Förderung des Rassismus; und ihr Verbot, Fussball als Brücke des Frieden zu nutzen.

Nach einer unerklärlichen Verzögerung schrieb die FIFA-Disziplinarkommission an Rajoub und forderte ihn auf, auf die Anschuldigungen von PMW zu reagieren. In dem Brief an Rajoub machte die FIFA deutlich, wie schwerwiegend die Anschuldigungen von PMW gegen ihn waren:

„Die FIFA-Ethikkommission hat dieses Ermittlungsverfahren eröffnet, nachdem sie festgestellt hat, dass auf der Grundlage eines Dokuments und relevanter Beweise von Palestinian Media Watch … ein Anfangsverdacht vorliegt, dass Sie möglicherweise gegen den FIFA-Ethikkodex verstossen haben.“ 

Aufgrund einer anderen Beschwerde wurde Rajoub mit einer zwölfmonatigen Spielsperre bestraft und musste eine Geldstrafe von 20’000 Franken zahlen, weil er gegen Artikel 53 (Anstiftung zu Hass und Gewalt) des FIFA-Disziplinarreglements verstossen hatte. Die Palästinensische Autonomiebehörde und Rajoub gaben PMW die Schuld an der Entscheidung der FIFA: „Sie führen diesen Krieg an allen Fronten … Palestinian Media Watch …“

In Anbetracht der Tatsache, dass Rajoub die PFA-Politik bekräftigt hat, den Sport mit Israelis zu verbieten und zu boykottieren, fordert PMW die FIFA erneut auf, den anhaltenden offensichtlichen Verstoss gegen ihre Regeln und Statuten durch Rajoub und den Palästinensischen Fussballverband nicht mehr länger zu ignorieren und die gleichen Massnahmen zu ergreifen wie der Internationaler Judo-Verband gegen den Iran: Die FIFA muss die PFA sperren und gegen Rajoub die FIFA-Regeln in vollem Umfang durchsetzen.

Versäumt es die FIFA, schnell und entschlossen zu handeln, wird das als Akzeptanz jener Boykottpolitik interpretiert, die kürzlich von Rajoub und den arabischen Ministern für Jugend und Sport bekräftigt wurde. Dies wird sich langfristig schädlich auf den internationalen Sport auswirken und den Ruf der FIFA weiter schädigen.

*Daneben bekleidet Jibril Rajoub auch noch folgende Ämter: Sekretär des Fatah-Zentralkomitees, Vorsitzender des Palästinensischen Olympischen Komitees und Vorsitzender des Palästinensischen Pfadfinderverbandes (PSA)

Itamar Marcus ist Gründer und Direktor von Palestinian Media Watch. Maurice Hirsch ist Direktor der Palestinian Media Watch Rechtsabteilung. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Die FIFA müsste zunächst die Frage beantworten, warum sie überhaupt erst eine Gruppierung aufnimmt, die mehr Ähnlichkeit mit einer gemeinen Bande hat als mit einem Fußballverein. Anscheinend lesen die Verantwortlichen der FIFA nicht mal die Statuten derjenigen, die einen Aufnahmeantrag stellen.

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