Muslimbruderschaft, die Wahl und Israel

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Mohammed Badiea. Foto lizenziert unter CC0 via Wikimedia Commons.
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„Jeder Muslim wird nach der Vereinnahmung der al-Aqsa Moschee durch die Zionisten gefragt werden. Warum trachtete er nicht danach, sie wieder zu erlangen, warum führte er keinen Dschihad nach Seinem Weg? Hat er die Fatwa der Ulema [Gelehrten]der Muslime nicht beachtet, wonach es ‚eine Pflicht für jeden Muslim ist, Geld zur Wiedererlangung der Al-Aqsa einzusetzen und den Dschihad der eigenen Person’?“, fragte Mohammed Badie, Oberster Führer der Muslimbruderschaft in einer Rede am 14. Juni – exklusiv übersetzt vom Investigative Project on Terrorism (IPT).

Diese Rede ist auf der Ikhwan Online-Website der Muslimbruderschaft eingestellt und ein Beweis dafür, dass die Gruppe ihre Position nicht um ein Jota gemässigt hat, trotz ihrer anderweitigen Versicherungen einem westlichen Publikum gegenüber.

„Wie glücklich würden die Muslime, wenn alle muslimischen Herrscher das palästinensische Anliegen zu ihrem eigenen Hauptanliegen machten, um das sich Muslime, Herrscher und Beherrschte, aufstellen würden“, sagte er. Sie würden sich verbünden, so Badie, um „die Wiederherstellung der Al-Aqsa Moschee zum einzigen Ziel für alle zu machen, sie vom Filz der Zionisten zu befreien und dem geliebten Palästina muslimische Herrschaft aufzuerlegen“.

„Der Herr der Herrlichkeit hat den mörderischen zionistischen Verbrechern mit einer Strafe gedroht, die in dieser Welt vor dem Jenseits wirksam wird“, sagte Badie, bevor er auf ein Koranzitat verwies, das Juden „Affen, verachtete“ nennt.

„Wir sagen unserem Volk und unseren Brüdern in Palästina (ganz Palästina): Einheit, Einheit, Beharrlichkeit, Beharrlichkeit, Versöhnung, Versöhnung und Geduld, Geduld. Macht die Konfrontation mit den Zionisten zu Eurem Motto und Ausgangspunkt“, fügte er hinzu.

Badie nahm ebenso Bezug auf die Rolle der an die Hamas angebundenen Konvois als hilfreich bei den Bemühungen, den jüdischen Staat zu eliminieren.

„Wisse, dass jeder aufrechte muslimische Mujahid weltweit und alle ehrenwerten Nationalisten an deiner Seite stehen. Glaube nicht, du seist allein im Feld, denn dir steht jeder ehrbare edle Mann, der Ungerechtigkeit, Mord und Blutvergiessen ablehnt, bei“, sagte er, und weiter: „Die Flottillen der Freiheit, die aus verschiedenen Ländern zu dir kommen werden, sind nicht weit, ebenso wie Miles of Smiles, das dich aus aller Welt berührt hat“.

Den jüngsten Konvoi von Miles of Smiles, die in Verbindung mit der britischen Organisation Interpal steht und von den USA als terroristisch eingestuft wird, führte der Chef der jordanischen Muslimbruderschaft Hamman Saeed an. Der Hamas-Ministerpräsident Ismail Haniya nannte diesen Konvoi „die Proklamation des Sieges über die Blockade und die Proklamation vom strategischen Versagen des Feindes in Gaza“.

Die Unfähigkeit der Muslimbruderschaft, ihre Rhetorik zu ändern, führt zu der Frage, was der gewählte ägyptische Präsident Mohamed Morsi zur Mässigung der Überzeugungen und des Verhaltens der islamistischen Gruppe beitragen kann.

Es wurde viel darüber geschrieben, dass die Wahl des Kandidaten der Muslimbruderschaft keine Gefahr für die Interessen der USA und Israel in der Region darstelle oder gar für die ägyptische Gesellschaft. So hat zum Beispiel John Kerry, der Vorsitzende des Komitees für Auslandbeziehungen des US-Senats, davor gewarnt, die Muslimbruderschaft „vorzuverurteilen“, als diese sich auf die Wahlen vorbereitet hatte.

Am Sonntag (24.06.2012) erklärte Kelly, „in unserer Diskussion hat sich Herr Morsi dazu verpflichtet, grundlegende Freiheiten zu schützen, darunter Frauenrechte, Minderheitenrechte, Meinungs- und Versammlungsfreiheit; und er sagte, er habe die Wichtigkeit einer post-revolutionären Beziehung Ägyptens mit Amerika und Israel verstanden“.

Doch Morsi sang das gleiche Lied wie andere Führer der Muslimbruderschaft nur zwei Monate zuvor. In einer Rede, die im ägyptischen Sender Misrs25 TV ausgestrahlt wurde (Übersetzung von MEMRI), plädierte er für einen gewaltsamen Dschihad und die Erneuerung einer islamischen Theokratie in Ägypten. Morsi versprach, die neue Verfassung der Nation würde der Koran werden, und begann mit den Massen das Motto der Muslimbruderschaft zu singen. „Der Koran ist unsere Verfassung“, „Dschiahd ist unser Weg“ und „der Tod um Allahs willen ist unser erhabenstes Streben“, wiederholte die jubelnde Masse Morsis Worte.

Und er fügte hinzu: „Über allem ist Allah unser Ziel … die Scharia, dann die Scharia und zuletzt die Scharia. Segen und Erneuerung wird diese Nation nur durch die islamische Scharia geniessen. Ich schwöre vor Allah und vor Euch allen: ungeachtet des eigentlichen Textes [der Verfassung]… so Allah will, wird der Text wahrlich [die Scharia] widerspiegeln, so wie das ägyptische Volk, die islamischen Gelehrten und Rechts-und Verfassungsexperten ihm zustimmen werden.“

Das ist die gleiche Botschaft von Gewalt und religiösem Extremismus, wie der Oberste Führer Badie sie bereits seit Jahren lehrt.

Präsident Obama liess nach Morsis Sieg in einer Pressemitteilung verkünden: „Wir sehen einer Zusammenarbeit mit dem gewählten Präsidenten Morsi und der Regierung, die er bilden wird, auf Grundlage gegenseitigen Respekts entgegen, um die vielen gemeinsamen Interessen zwischen Ägypten und den USA voranzubringen“.

Solche Regierungsmitteilungen sind nach Wahlen Routineangelegenheiten. Das Problem ist freilich, dass die Rede vom „gegenseitigen Respekt“ und „gemeinsamen Interessen“  leicht zu leeren Worten verkommen können – etwas „Demokratie“ zu nennen, macht es noch nicht zur Demokratie.

Originalversion: Exclusive: Muslim Brotherhood Preaching Israel Destruction After Election © IPT News, The Investigative Project on Terrorism. June 27, 2012.