USA: Mehrheit der jüdischen Studenten von Antisemitismus betroffen

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Pro-Hamas Proteste an der US-Eliteuniversität George Washington (GWU), Bild: Imago
Lesezeit: 3 Minuten

Ein neuer Bericht der Organisation StopAntisemitism zeigt eine beispiellose Zunahme antisemitischer Vorfälle an US-Hochschulen im Zuge des Hamas-Angriffs auf Israel vom 7. Oktober 2023. Jüdische Studenten sehen sich zunehmend mit Belästigungen, Ausgrenzung und Gefahren konfrontiert.

Von Adi Nirman

Der «2024 College Report» der Organisation, der 25 Hochschulen in den USA untersuchte, dokumentiert einen erschreckenden Anstieg der gemeldeten antisemitischen Vorfälle um 3000 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Flut an Meldungen zwang die Organisation, ihre Mitarbeiterzahl zu verdreifachen, um alle Berichte bearbeiten zu können.

Juden sind nicht willkommen

Der Bericht zeichnet ein düsteres Bild vom Campusleben jüdischer Studenten. Mehr als die Hälfte gab an, antisemitische Erfahrungen gemacht zu haben. Laut der Umfrage wurden 55 % der jüdischen Studenten Opfer von Antisemitismus, und 43 % fühlen sich gezwungen, ihre jüdische Identität aus Angst vor ihren Mitstudenten zu verbergen. Besonders alarmierend: 72 % der Befragten fühlten sich in bestimmten Campusbereichen allein aufgrund ihrer jüdischen Identität nicht willkommen.

Hochschulen ignorieren Antisemitismus

Die Reaktion der Hochschulen auf diese Probleme bleibt mangelhaft. Nur zwei der 25 untersuchten Hochschulen beantworteten Anfragen zu ihrem Umgang mit Antisemitismus – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu sieben im Vorjahr. Der Bericht zeigt ausserdem, dass 67 % der jüdischen Studenten vollständig von den DEI-Initiativen (Diversity, Equity, Inclusion) ihrer Schulen ausgeschlossen werden, während 69 % berichten, für Israels Handlungen verantwortlich gemacht zu werden.

Mehrere renommierte Universitäten erhielten schlechte Bewertungen. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) fiel von einer Note C auf eine Note F zurück, nachdem mehrere Vorfälle gemeldet wurden, darunter ein dreiwöchiges pro-palästinensisches Lager, in dem zu Gewalt gegen jüdische Studenten aufgerufen wurde. Bewertet wurden Kriterien wie Schutzmassnahmen, Unterstützungsinitiativen, Identitätsförderung und Umsetzung von Richtlinien.

„Diese Hochschulen haben es völlig versäumt, ihre jüdischen Studenten zu schützen und erlauben es, dass Belästigung, Ausgrenzung und gewalttätiger Antisemitismus ungehemmt gedeihen“, erklärte Liora Rez, Gründerin und Direktorin von StopAntisemitism.

„Trotz Berichten über Diskriminierung, Morddrohungen und offene Feindseligkeit hat die Verwaltung wenig bis gar nichts unternommen, um den betroffenen jüdischen Studenten beizustehen. Diese Nachlässigkeit gefährdet nicht nur jüdische Studenten, sondern schafft auch einen gefährlichen Präzedenzfall für Intoleranz auf dem Campus“, fügte sie hinzu. „Eltern sollten diese Komplizenschaft nicht mit ihren Studiengebühren unterstützen. Wählen Sie Institutionen, die die Sicherheit und Integration aller Studenten – auch jüdischer – priorisieren.“

Reformpaket zur Antisemitismusbekämpfung

StopAntisemitism schlägt ein umfassendes Reformpaket für Universitäten vor. Dazu gehört die Einführung standardisierter Definitionen von Antisemitismus, die Erweiterung der Diversity- und Inklusionsrichtlinien um explizite Erwähnung jüdischer Studenter sowie klarere Protokolle für den Umgang mit antisemitischen Vorfällen, egal ob diese von Studenten oder Fakultätsmitgliedern ausgehen.

Einige Institutionen reagierten besser auf diese Herausforderungen. Die Baylor University und die Clemson University erhielten bessere Bewertungen für ihre stärkeren Unterstützungsstrukturen und proaktiveren Massnahmen gegen antisemitische Vorfälle. Insgesamt zeigt der Bericht jedoch ein systemisches Versagen beim Schutz jüdischer Studenter an amerikanischen Hochschulen.

„Jüdische Studenten sollten bei der Wahl ihrer Universität nicht ihre eigene Sicherheit in Betracht ziehen müssen“, schliesst der Bericht und betont die dringende Notwendigkeit institutioneller Veränderungen. 43 % der befragten jüdischen Studenten würden ihre Hochschule anderen jüdischen Studenten nicht empfehlen – ein eindringliches Zeichen für die Tiefe der Krise.


Adi Nirman ist Nachrichtenredakteurin bei Israel Hayom. Sie moderiert zudem zwei Podcasts – «Wartime Voices» und «Business Time».

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