Arafat – zehn Jahre später

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Arafat Mausoleum, Foto von Copper Kettle. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 über Wikimedia Commons.
Arafat Mausoleum, Foto von Copper Kettle. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 über Wikimedia Commons.
Lesezeit: 3 Minuten

Yassir Arafat starb vor 10 Jahren am 11. November 2014. In Wirklichkeit war er ein Fluch für Palästina.

Vorab ein Vergleich, um den Schaden zu messen, den Arafat als palästinensischer Führer anrichtete: Nur neun Tage vor Arafats Tod verstarb am 2. November 2004 Sheikh Zayed bin Sultan al Nahyan. Sheikh Zayeds Tod wurde nicht mit globaler Trauer beweint, oder mit Zeremonien und Rede in der UN wie sie Arafat erhielt. Einfach grotesk, denn er ist der Vater eines Staates, die Vereinten Arabischen Emirate VAE, und Vorbild für eine sachliche, verantwortungsvolle und konstruktive Führung. 1918 in der Vertragsküste (Truce Staates) geboren, lebte er die ersten Jahre als Beduine. Doch er war weise genug, die moderne Welt, die um ihn herum erwuchs, zu begreifen, und die Notwendigkeit zu verstehen, dass die Vertragsküste zu einem Bund zusammenfinden sollte, als die Briten 1971 abzogen. Also verhandelte er und führte dann die Föderation an. Der heutige gewaltige Erfolg der VAE und ihre Rolle als wichtigster Verbündeter der USA, verdanken diesem Mann unermesslich viel.

Das ist ein Führungsstil. Arafat lieferte ein anders Führungsmodel: charismatisch, sicherlich; aber auch eine gewalttätige, korrupte, destruktive Führung, die ein politisches Durcheinander geschaffen hat, in dem Palästinenser heute leben. Als er die 2000 in Camp David grosse Chance auf Frieden hatte, die Chance, einen palästinensischen Staat zu schaffen, lehnte er ab. Damals hatte er die historische Möglichkeit – zur Erinnerung, er war der häufigste ausländische „Führer“ zu Besuch bei Bill Clinton – , aber er stiess sie beiseite statt sie zu ergreifen. Zur Verteidigung Arafats sei gesagt, dass die Palästinenser nicht wirklich bereit für eine Zusage waren, und auch nicht bereit für Zugeständnisse, die ein Frieden abverlangt hätte. Ich bin einverstanden – aber wessen Schuld war das? Arafats.

Die Sache ist nicht, dass jedes Problem, mit denen Palästinenser konfrontiert sind, nicht mehr seiner Verantwortung zuzuschreiben ist wie jeder Gewinn der Emiratis Sheikh Zayed zuzuschreiben ist. Aber Führung ist immens wichtig, und Arafat war eine Plage für Palästinenser – und all ihre Nachbarn. Unter ihm war die PLO ein Bestandteil der weitverbreiteten Gewalt in Jordanien als auch im Libanon. Nach dem israelischen Sieg 1967 begann sich das zivile Leben im Westjordanland und Gaza zu entwickeln. Etwa 700 NGOs wurden gegründet, die Wirtschaft stieg an und eine weitaus bessere Zukunft schien möglich. Als jedoch Arafat 1994 zurückkehrte, um zu regieren, erdrückte er das zivile Leben, führte die neue geschaffene palästinensische Legislative ad absurdum und setzte an ihre Stelle eine korrupte Diktatur. Diebstahl von insgesamt etwa 1 Milliarde Dollar Fördergeldern war eine Konstante. Arafat schuf 13 „Sicherheits“ Einheiten, die er so manipulierte, um seine totale Kontrolle sicherzustellen, und die meisten waren in Gewalthandlungen involviert: Ariel Sharon nannte sie „Sicherheits-Terrororganisationen.“ Der Aufstieg der Hamas ist der Abneigung vieler Palästinenser gegen die repressive und korrupte PLO und von Arafat errichtete PA viel zu verdanken.

Man kann unmöglich nachweisen, dass es heute einen unabhängigen und verantwortungsvollen palästinensischen Staat gäbe, wenn Palästinenser einen anderen Führer gehabt hätten – einen wie Nelson Mandela oder Sheikh Zayad, die Staaten bauen wollten, die ihren Völkern ein anständiges Leben zusichern sollten. Aber man sieht ganz einfach, was Arafat angerichtet hat, und leider leiden Palästinenser weiterhin unter den Jahren seiner Regierung. Zehn Jahre nach Arafats Tod scheint sein historischer „Beitrag“ sogar noch schlimmer als 2004.

Originalversion: Arafat–Ten Years Later by Elliott Abrams 
© Council of Foreign Relations, November 7, 2014