Die Baha’i und Ägyptens Zukunft

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Auf meinen Blog habe ich es bereits geschrieben: Im Iran müssen die Baha’i seit langem schon mit Angriffen leben. Auch in Ägypten haben sie unter den Regimes von Nasser, Sadat und Mubarak eine lange Geschichte der Verfolgung hinter sich. Und für die Muslimbruderschaft waren die Baha’i lange Zeit Häretiker, denen kein rechtlicher Schutz zukommen sollte.

Nun drohte der Anführer der Salafisten in Alexandria Abdel Moneim al-Shahat im vergangenen Monat öffentlich damit, dass  „wir die Baha’i wegen Hochverrats anklagen werden. Als Salafisten weigern wir uns, mit Baha‘i zu tun zu haben, aufgrund ihres Glaubens existieren sie für uns nicht“.  Zwar ist Shahat ein Extremist und hat im Parlament keinen Sitz erringen können, doch er bleibt Vorsitzender der salafistischen Nour Partei und ist einer ihrer Sprecher. Er drang darauf, dass die neue ägyptische Verfassung die Rechte von Baha’i nicht schützen solle, weil sie keiner anerkannten Religion angehörten.

Die Situation der Baha’i ist ein Test für die neue „moderate“ Führung der Muslimbruderschaft und für die neue ägyptische Regierung. In Ägypten gibt es nicht mehr als 2.000 Baha’i, also fehlt ihnen sowohl der politische Einfluss als auch die Masse, es überhaupt mit der Selbstverteidigung zu versuchen– im Gegensatz zu den koptischen Christen, von denen es an die zehn Millionen in Ägypten gibt. Wenn es dazu kommen sollte, dass die Bruderschaft und die Salafisten diese winzige Gemeinschaft verfolgen, müssen wir unsere Hoffnungen für Ägypten wohl sehr weit zurück schrauben. Ich sollte an dieser Stelle ergänzen, dass die Verteidigung der Baha’i auch ein Test für die Millionen Menschen ist, die keiner der Organisationen der Salafisten und der Bruderschaft angehören, genauso wie für ägyptische Politiker und Möchtegern-Anführer – angefangen beim einflussreichen ägyptischen Klub der Richter, beispielsweise, und persönlich bei Amr Moussa, dem ehemaligen Generalssekretär der Arabischen Liga und führenden Präsidentschaftskandidaten. Womöglich sind sogar eher die Baha‘i der sprichwörtliche Kanarienvogel im Bergwerk, der zeigt, ob die Luft noch rein ist, als amerikanische und andere pro-demokratische NGOs. Vielleicht kann man an ihnen am besten beurteilen, ob sich Ägypten in die Richtung bewegt, in der es um Respekt vor Menschenrechten, Schutz der Minderheiten und Rechtsstaatlichkeit geht.

Vom CFR.org. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung. Für weitere Analysen und Blogeinträge über den Nahen Osten und Aussenpolitik, besuchen Sie CFR.org.

Originalversion: The Baha’i in Egypt and Egypt’s Future by Elliott Abrams © Council on Foreign Relations. February 20, 2012. Deutsche Übersetzung © Audiatur-Online.

2 Kommentare

  1. Leider ist es so, dass auschliesslich Unwissenheit in ihrer Kurzsichtigkeit zu solchen inhumanen politischen Entscheidungen führt. Mögen sich alle Politiker ihrer immensen Verantwortung bewusst sein und alles mögliche dafür aufbringen, ein weltweites, friedliches, tolerantes menschliches Zusammenleben zu ermöglichen.

  2. Alle Menschen haben das Recht auf Religionsfreiheit und freie Meinungsaeusserung. Auch friedliche Demonstration soll erlaubt sein. Jedoch keine Gewaltanwendung. Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen und Rassen sind eine Weltgemein-schaft. Das wuensche ich fuer alle Aegypter aber auch fuer alle Menschen auf unserer Erde. Herzliche Gruesse Lothar Dill

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