Chabad – ein jüdisches Erfolgsmodell

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Chabad Räumlichkeiten in Basel Foto: © SG

An Purim werden es genau zehn Jahre sein, dass Rabbiner Zalmen Wishedski sich mit seiner Frau Dvora in Basel niedergelassen hat. Den Boden für Chabad aber haben David Jechiel und Yocheved Rappoport bereits vier Jahre davor, im Jahr 1998, geebnet. Sie waren die ersten Emissäre der weltweit tätigen Chabad-Bewegung in Basel. Sie das weltweit wohl grösste jüdische Netzwerk, seine Schluchim – die Emissäre –  sind auch in noch so entfernten Winkeln der Welt wie Nepal, Chile, Südafrika oder Kasachstan anzutreffen.

Vielfältiges jüdisches Leben

„Es waren vier schöne Jahre in Basel. Wir haben hier viele neue Freunde gewonnen und die Zeit in einer lebendigen und von Tradition geprägten Gemeinde sehr positiv erlebt“, erzählt David Rappoport. Die beiden leben heute mit ihren Kindern in der Nähe von New York. Damals empfingen sie Gäste in ihrer Wohnung, in der auch das Büro von Chabad untergebracht war.

In den dreizehn Jahren seit 1998 hat sich das Erscheinungsbild von Chabad Basel völlig verändert. In einem stattlichen älteren Haus an der Ahornstrasse befinden sich neben einem grosszügig ausgebauten Gebets- und Versammlungsraum das Büro, eine Küche sowie die Wohnung von Zalmen und Dvora Wishedski mit ihren Kindern.

Doch braucht es Chabad in Basel überhaupt? Schliesslich gibt es hier zwei funktionierende Gemeinden, die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) und die Israelitische Religionsgemeinschaft (IRG). Im Umfeld der IGB sind zwei Minjan zu erwähnen, die lediglich am Freitagabend und am Schabbat Gottesdienste durchführen. Und daneben noch unabhängige liberale Gruppierungen wie etwa Ofek und Migwan. Doch Rabbiner Wishedski stellt die Gegenfrage: „Wie viele Juden leben in Basel, und wie viele besuchen die Gottesdienste in einer der Gemeinden?“ Tatsächlich ist die Zahl der Gottesdienstbesucher rückläufig, was man auch in diesem Jahr während der Hohen Feiertage etwa in der IGB feststellen konnte. „An Sukkot waren rund achtzig Leute im Gottesdienst; mindestens  zehn von ihnen habe ich noch nie vorher gesehen. Sie wohnen alle in der Schweiz und kommen aus Brasilien, den USA und Israel“, erklärt der Chabad-Rabbiner.  Wie kommt es, dass diese Zuzügler sich nicht bei einer der beiden Gemeinden gemeldet haben und stattdessen direkt bei Chabad gelandet sind? „Bei Chabad wurde ich herzlich willkommen geheissen. In der IGB hingegen bekam ich den Eindruck, dass man keine Zeit für mich haben wollte. Es war für mich wie auf irgendeiner Behördenstelle, wo ich mich anmelden musste“, sagt ein Mann aus Übersee, der vor einiger Zeit mit seiner noch jungen Familie nach Basel umsiedelte und hier bei einem Pharmakonzern arbeitet. Er ist sichtlich frustriert und möchte anonym bleiben.

Menschen aller Couleur

An einem Freitagabend besuche ich den Gottesdienst im Chabad -Minjan, welcher alle paar Wochen stattfindet. Menschen aller Couleur sind zusammen mit ihren Partnern und Kindern im Gebetsraum anzutreffen. Im Nebenraum sind einige Frauen dabei, den Tisch mit allerlei Leckereien für den Kiddusch vorzubereiten. Der Duft frisch gebackener Challot dringt bis in den Gebetsraum. Die Stimmung ist locker und erwartungsfroh. Nach dem etwa einstündigen, von viel stimmungsvollem Gesang begleiteten Gottesdienst begeben sich alle in den Aufenthaltsraum und erfreuen sich nach dem Kiddusch mit einem Gläschen Wodka an den Schabbatspezialitäten. Schnell entstehen Gespräche, man macht neue Bekanntschaften. Auffallend viele junge Menschen sind anzutreffen; manche sind auf der Durchreise, andere wohnen erst seit kurzem in Basel. Für Dan, der frisch verheiratet erst seit wenigen Wochen mit seiner Frau in einer grenznahen süddeutschen Kleinstadt lebt, ist das gemeinsame Erleben des Freitagabends in einer jüdischen Umgebung wichtig. Das junge Paar lebt koscher, sagen sie, aber sie halten sich nicht strikt an die Regeln des Schabbats. Deswegen, so Dan, könne er sich nicht vorstellen, Mitglied in der IGB zu werden. „Die wollen doch nur fromme Juden in ihrer Gemeinde!“ – ein Vorurteil, das so natürlich nicht stimmt. Chabad erfülle genau seine Bedürfnisse nach Jüdischsein, sagt Dan, „niemand bedrängt mich hier, etwas zu tun, wozu ich nicht bereit bin.“

Etliche IGB-Mitglieder sind von Chabad nicht besonders begeistert. Ohne namentlich genannt werden zu wollen, äussern sie, Chabad wildere zu sehr in Angelegenheiten der IGB. Und sobald dann halachische Probleme aufkommen, etwa bei einem Giur, einem Übertritt zum Judentum, schicke man sie zum Rabbiner der IGB.

Doch trotz solcher Nebengeräusche hat sich Chabad in Basel integriert, und niemand kann sich ernsthaft ein jüdisches Leben hier ohne die Emissäre von Chabad vorstellen. Dies wird auch daran deutlich, dass am kommenden 16. April das Bet Chabad offiziell eingeweiht werden soll. Alle sind dazu eingeladen, auch die Mitglieder der IGB und ihr Rabbiner. Und sicher ganz speziell: das Diner findet aus Platzgründen im Gemeindesaal der IGB statt.

© Schlomoh Gysin

Infos unter: http://www.chabadbasel.com/

https://www.facebook.com/profile.php?id=100000811227652

2 Kommentare

  1. Chabad ist eine jüdisch-messianische Sekte. Die Schoah wird als chirurgischer Eingriff von Gott gesehen, der Juden für ihre Sünden strafte. Dies ist im Buch von Herrn Schneerson klar festgehalten. Diese Sekte ist nicht gefährlich wie z.B. Scientology, hat aber ein Marketing-Management für Anhängerwerbung und Geldbeschaffung, das beneidenswert ist.

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