"Jeton" aus Jesu Zeit

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Foto: Vladimir Naichin, Antikenbehörde

Nach Überprüfung ihrer Kleidung und Gepäcks auf rituelle Reinheit erhielten Besucher des Jerusalemer Tempels in Jesu Zeit einen „Jeton“ mit Stempel „Rein für Gott“. Erstmals wurde ein solcher „Jeton“ nahe der Klagemauer gefunden.

Archäologen der israelischen Antikenbehörde, Ronni Reich und Eli Schukron, haben im 2000 Jahre alten Schutt unter dem herodianischen Strassenbelag nahe der Klagemauer in Jerusalem einen knopfgrossen „Jeton“ mit aramäischer Inschrift gefunden. „Daki JIH“, auf Deutsch „Rein für Gott“, ist da mit aramäischen Buchstaben in die Tonscherbe eingeprägt. Es ist ein erster archäologischer Beweis für einen „Jeton“, den jüdische Tempelbesucher in der Periode des Königs Herodes und Jesus gegen Bezahlung erhielten. Sie mussten ihre mitgeführte Kleidung und Nahrungsmittel auf rituelle Reinheit überprüfen lassen, um den Tempelbereich betreten zu dürfen. Diese Sitte ist in zeitgenössischen Schriften beschrieben worden, jedoch ohne Erwähnung einer gestempelten Tonmarke, wie sie jetzt im Schutt unter dem Robinsonsbogen einige Dutzend Meter südlich der Klagemauer gefunden worden ist.

Das Erdreich wurde im ersten Jahrhundert vor der Zeitrechnung aufgeschüttet, um die wichtigste Strasse Jerusalems entlang der Aussenmauer des Tempelbereichs mit schweren Steinplatten zu verlegen. Etwa 3000 israelische  Kinder wurden mit dem Durchsieben dieses Erdreichs beauftragt, um selbst winzige Funde zu machen, darunter Öllampen und Münzen. Unter der gleichen Strasse wurden kürzlich eine goldene Glocke gefunden, die einst am Rock eines Priesters befestigt war und die er offenbar auf dem Weg in den Tempel verloren hatte. Ebenso fanden die Archäologen im Abwasserkanal unter jener Strasse ein gut erhaltenes römisches Schwert mitsamt lederner Scheide.

© Ulrich W. Sahm