David Grossman ist Friedensnobelpreisträger

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Wussten Sie, dass der israelische Schriftsteller David Grossmann Träger des Friedensnobelpreises ist? Nein? Wir auch nicht. Aber seit Heiligabend 2010 müssen wir davon ausgehen. Zwar hat ihm diese hohe Auszeichnung nicht das norwegische Nobelpreiskomitee, aber immerhin die Neue Zürcher Zeitung verliehen. Denn dort konnte man in der Ausgabe zum 24. Dezember 2010 lesen:

„Anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises sagte der Israeli David Grossman: «Wer nicht hofft, ist schon besiegt.»“

Das steht immer noch in der NZZ-Online in einem Artikel von Beate Schümann auf der folgenden Seite: http://www.nzz.ch/magazin/reisen/im_heiligen_land_1.8864146.html

Frau Schümann hatte eine der bekannten rührseligen Geschichten über einen angeblichen Besuch in Bethlehem geschrieben mit den ebenfalls bekannten Stereotypen: Freche israelische Soldaten,  „schlotternde“ palästinensische Kinder, die in der „Kälte“ auf Käufer warten. Es war freilich ziemlich heiss an dem Tag in Bethlehem, wie wir von Ulrich Sahm wissen, der nicht fern von Bethlehem wohnt. Der hat zudem auf eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten in dem Bericht hingewiesen, was auch noch nachzulesen ist auf der „Achse des Guten“ (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/weihnachten1/)

Frau Schümann hat aber nicht nur den Nobelpreis verliehen. Sie hat auch gleich noch die demographischen Verhältnisse in Bethlehem geordnet:

„Im einst christlichen Bethlehem leben nur noch zwei Prozent Christen.“

Richtig ist, dass die Zahl der christlichen Einwohner Bethlehems ständig schrumpft, nicht zuletzt aufgrund der Einschüchterung und Schikanierung der Christen durch islamische Extremisten. Der Franziskaner Pierbattista Pizzaballa, der Kustos des Heiligen Stuhls im Heiligen Land ist und Bethlehem seit Jahren kennt, schätzt, dass noch etwa 10% Christen in Bethlehem leben; andere sprechen von etwa 30%. Jedenfalls gab es in den sechziger Jahren in Bethlehem etwa 70% Christen: Hier ein Link zu einem Interview mit Pizzaballa: http://www.youtube.com/watch?v=m6MqEWy426g) . Der Franziskaner fürchtet, dass in ein paar Jahren Christen nicht mehr zu den Einwohner Bethlehems zählen werden.

Aber natürlich hat Frau Schümann nicht mit dem Franziskanerpater gesprochen. Denn der hätte ihr ja einiges über die prekäre Situation von Christen in den palästinensischen Gebieten erzählt. Und womöglich hätte er auch darauf hingewiesen, dass einzig im Staat Israel Christen unbehelligt leben können. Das passt aber nicht in den Gesamtzusammenhang des Textes.

Der Schweizer Presserat hat nun zwei Beschwerden gegen den von Fehlern strotzenden Artikel in der NZZ abgelehnt. Er ist der Meinung:

„Gemäss seiner Praxis stellt der Presserat bei Fehlern und Ungenauigkeiten in Medienberichten nur dann eine Verletzung der Wahrheitspflicht fest, wenn sie im Gesamtzusammenhang für das Verständnis der Leserschaft relevant erscheinen (vergleiche dazu beispielsweise die Stellungnahme 64/2009 und 20/2010). Dies ist hier nach Auffassung des Presserates zu verneinen.“( http://www.presserat.ch/29510.htm)

Eben: da der Gesamtzusammenhang der bekannte war, stören Fehler und Ungenauigkeiten den Leser nicht. Der weiss ja, wie es gemeint war.

 

1 Kommentar

  1. Leider haben solche Unwahrheiten viel grössere Auswirkungen, als der Presserat sieht. Solche falschen Artikel werden als Quelle für Wikipedia-Artikel verwendet. Diese wiederum dienen den Journalisten als Quelle und erwähnen diese Falschinformation wieder in ihren Artikeln. Und so entsteht eine neue Quelle für den Wikipedia-Artikel….usw. usf.

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