Die jungen Araber, die ein Teil von Israel sein wollen

0
Lucy Aharish. Die in Israel aufgewachsene Palästinenserin bezeichnet sich selbst als "israelische Araberin". Foto i24News
Lesezeit: 4 Minuten

Von Ben-Dror Yemini

Wenn mehr Menschen wie Lucy Aharish zur Norm der israelischen Araber werden,wird auch die jüdische Öffentlichkeit stärker für die Gleichberechtigung der Araber eintreten, und das Ausmass an Feindseligkeit und Rassismus wird kleiner werden.

Ich beneide Lucy Aharish nicht. Es ist nicht einfach und auch nicht leicht, Avantgarde zu sein. Lucy wird sowohl von jüdischen als auch von palästinensischen Rechtsradikalen verdammt. Die Koalition der Extremisten nimmt hier einmal mehr eine gemeinsame Haltung ein. Für die Erstgenannten ist Lucy zu sehr Palästinenserin, weil sie den Kampf für Gleichheit, Aussöhnung und Frieden unterstützt. Für die Letztgenannten ist sie zu sehr Israeli, weil sie den Weg der Integration gewählt hat.

Aharish gehört zur Avantgarde, weil sie sich weigert, nach den Regeln der Herde zu spielen. Die Herde verlangt Hass und Hetze. Die Herde ist dagegen, den Palästinensern respektive den Juden Rechte zu gewähren. Die Herde hat viel Macht in der arabischen Bevölkerung, und sie ist zugegebenermassen auch in Teilen der jüdischen Elite stark, von der Lucy ebenfalls schon attackiert wurde.

Für diesen Teil der Elite [gemeint ist die israelische Linke] ist sie der «Liebling der Araber». Doch dies versucht sie nicht zu sein. Was für einen Grund hätte sie auch, Gift und Galle gegen Israel zu spucken? Anscheinend könnte sie sich aber nur als Vertreterin dieser Art der anti-israelischen Hetze – die sich manchmal als „links“ verkleidet – einen würdigen Ausweis zur arabischen Zugehörigkeit verschaffen.

Die gute Nachricht ist, dass Aharish nicht alleine ist. Wir sind gerade Zeugen der Entwicklung einer ganzen Generation von jungen Arabern, die sich dafür entschieden haben, ein integraler Bestandteil des Staates Israel zu werden. Sie weigern sich, sich mit der Hamas zu identifizieren. Sie weigern sich, ein Teil der Hasskampagne zu sein. Sie haben beschlossen, zu handeln statt zu hetzen.

Manche von ihnen sind sogar ins Aussenministerium integriert worden. Die Zahl der jungen Araber in der High-Tech-Industrie hat in den vergangenen Jahren zugenommen, und es gab auch einen deutlichen Anstieg bei der Zahl arabischer Frauen auf dem Arbeitsmarkt.

Die beiden letztgenannten Entwicklungen – und nicht nur sie – sind auf das persönliche Engagement von Wirtschaftsminister Naftali Bennett zurückzuführen. Bestimmte Leute aus unserer Mitte werden trotzdem weiterhin das Märchen von der «israelischen Gesellschaft, die immer rassistischer wird», verbreiten, während die effektivste Förderung der Araber unter anderem von der Regierung finanziert werden. Ich bezweifle, dass es in Europa auch nur ein einziges Land gibt, das bei der Integration von Muslimen ein solches Niveau vorweisen kann. Was man dort allerdings definitiv beherrscht, ist das Predigen.

Es gibt also solche, die über Gleichheit reden, und solche, die für sie sorgen. Zu Letzteren gehört Aharish. Je mehr sie und ähnliche Menschen – wie George Deek, der stellvertretender Botschafter in Norwegen war, oder der Geschäftsmann Imad Talhami und viele andere – zur Norm der arabischen Öffentlichkeit in Israel werden, desto stärker wird die jüdische Öffentlichkeit die Gleichberechtigung der Araber unterstützen, und das Ausmass an Feindseligkeit und Rassismus wird kleiner werden.

Die meisten arabischen Politiker in Israel gehen jedoch in eine andere Richtung. Einer von ihnen, Basel Ghattas, war sogar so dreist, Aharish der «Bewunderung für den Unterdrücker» zu bezichtigen, wie es Frantz Fanon seinerzeit in seiner Theorie formuliert hatte. Es ist ja so praktisch, irgendeinen Philosophen oder irgendeine Theorie zu haben, auf die man sich berufen kann, wenn die Wahrheit dem Gegenteil entspricht. Viel lieber noch, als die Situation der israelischen Araber zu verbessern, wollen diese Politiker Israel schaden. Das ist exakt die Logik der Hamas. Der Hamas geht es nicht um Wohlfahrt und Wohlstand für die Bevölkerung des Gazastreifens, sondern einzig und allein um einen Schaden für Israel.

Aiman Uda, der Kopf der Vereinigten Arabischen Liste, war einer der Hauptgegner einer Integration junger Araber in die israelische Armee oder kommunale Behörden. Andere in seiner Partei hielten die arabischen Rekruten für Verbrecher und bedrohten den griechisch-orthodoxen Priester Vater Gabriel Nadaf, der die Einberufung unterstützte. So nährt man Entfremdung, Feindseligkeit und Rassismus. Doch wahrscheinlich ist genau das auch das Ziel.

Was in Israel geschieht, unterscheidet sich nicht gross davon, was in Europa auch ohne «Besatzung», «Nakba» oder «Apartheid» passiert. Es gibt eine Minderheit, die für Integration wirbt, Hass und Hetze entgegentritt und die Befreiung der Frauen unterstützt. Und es gibt eine radikale oder islamistische Minderheit, die den entgegengesetzten Weg geht. Das Problem dabei ist, dass die zuerst genannte Minderheit manchmal Bodyguards braucht, weil die zuletzt genannte gewalttätig und wesentlich einflussreicher ist.

Aharish gehört auch zur Avantgarde,weil sie den Mut hatte, sich mit aller Kraft gegen den Strom und die Herde zu stemmen. Wie jede Avantgarde gehört sie zur Minderheit. Aber dies ist eine Minderheit, die Hoffnungen auf Gleichheit und Wohlstand weckt.

Ihr selbst, den israelischen Arabern und dem Staat Israel zuliebe sollten wir hoffen, dass diese Avantgarde gewinnt.

Zuerst erschienen auf www.ynetnews.comEs wurden einige kleine Änderungen zugunsten des Textverständnisses vorgenommen (Anmerkung der Redaktion). Übersetzung: Alex Feuerherdt.