Mossad deckt Hamas-Terrornetzwerke in Europa auf

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Demonstranten halten Flaggen der palästinensischen Terrororganisation Hamas vor dem deutschen Konsulat in Istanbul am 10. November 2024. Foto IMAGO / Anadolu Agency
Demonstranten halten Flaggen der palästinensischen Terrororganisation Hamas vor dem deutschen Konsulat in Istanbul am 10. November 2024. Foto IMAGO / Anadolu Agency
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Israelische Geheimdienste haben gemeinsam mit europäischen Sicherheitsbehörden mehrere Anschlagspläne von Hamas-Zellen in Europa vereitelt. Die am Mittwoch von Jerusalem veröffentlichten Informationen zeichnen ein alarmierendes Bild eines Netzwerks, das seine operative Tätigkeit massiv auf den europäischen Raum verlagert hat und dabei gezielt jüdische und israelische Einrichtungen ins Visier nimmt.

In einer Stellungnahme des israelischen Premierministeramts im Namen des Mossad war die Rede von einer «Welle von Offenlegungen terroristischer Infrastrukturen», die die Hamas in Europa aufgebaut habe. Die Zellen seien demnach bereits so vorbereitet gewesen, dass sie «am Tag des Befehls» zuschlagen hätten können. Dies deutet auf koordinierte, zentral gesteuerte Operationen hin.

Die neuesten Erkenntnisse bestätigen, dass die Hamas seit dem Angriff vom 7. Oktober ihre Bemühungen verstärkt hat, operative Netzwerke im Ausland aufzubauen, ähnlich dem Vorgehen iranischer Stellvertreterorganisationen. Laut Israels Geheimdienst arbeitet man weltweit an der Aufdeckung von Dutzenden weiterer Anschlagspläne.

Waffenlager in Wien: Die Spur führt zu Sohn eines Hamas-Funktionärs

Besonders brisant ist ein Fund, den österreichische Sicherheitskräfte bereits im September machten: Sie entdeckten ein Waffenversteck mit Pistolen und Sprengstoff. Die Ermittlungen verknüpfen das Arsenal mit Muhammad Naim, dem Sohn des hochrangigen Hamas-Politbüromitglieds Bassem Naim. Dieser arbeitet wiederum eng mit dem bekannten Hamas-Verhandler Khalil al-Hayya zusammen.

In einer Erklärung der österreichischen Direktion für Staatssicherheit und Nachrichtendienst (DSN) heisst es: «Unter den beschlagnahmten Gegenständen befanden sich mehrere Zehntausend Euro in bar, zahlreiche Datenspeichergeräte und Mobiltelefone, Gaspistolen, Schusswaffen, Munition, Messer und einschlägige Literatur.»

Ein Treffen der Naim-Familie im September in Katar wirft zusätzliche Fragen auf. Laut dem Mossad deutet der Zeitpunkt darauf hin, dass hochrangige Hamas-Funktionäre direkt oder indirekt Terroroperationen in Europa ermöglicht haben könnten. Offizielle Dementis hätten angesichts der Faktenlage «möglicherweise eher den Charakter eines Kontrollverlusts über eigenmächtige Akteure», so die israelische Einschätzung.

Ermittlungsfokus Türkei: Ein «bequemer Hafen»

Ein zentrales Element der Ermittlungen betrifft Hamas-Akteure in der Türkei, die womöglich aktiv an der Planung von Anschlägen beteiligt waren. Die Türkei spielt seit Jahren eine Schlüsselrolle als logistischer und politischer Rückzugsraum der Organisation. Ein Umstand, den die jüngsten Ermittlungen erneut in den Fokus rücken.

Einer der wichtigsten Verdächtigen ist Barhan al-Khatib, ein prominenter Hamas-Akteur innerhalb des europäischen Netzwerks. Er wurde im November in Deutschland festgenommen, kurz nachdem er aus der Türkei zurückgekehrt war – mutmasslich, nachdem er seine operativen Aktivitäten auf europäischem Boden abgeschlossen hatte.

Europa als Zielraum: Terror, Geld und Rekrutierung

Die Informationen des Mossad verdeutlichen, dass die Hamas seit Oktober 2023 systematisch versucht, in Europa parallel laufende Terrorzellen aufzubauen. Neben der operativen Vorbereitung konzentriert sich die Organisation auf Strukturen zur Finanzierung und Rekrutierung, wobei sie häufig religiöse Vereine und gemeinnützige Institutionen nutzt – besonders in Deutschland und Österreich. Europäische Sicherheitsbehörden haben deshalb ihre Massnahmen gegen Hamas-nahe Vereinigungen ausgeweitet.

Eine wachsende Gefahr, die Europa nicht unterschätzen sollte

Die Veröffentlichungen markieren einen Wendepunkt. Noch selten haben Ermittler innerhalb weniger Monate eine derart verdichtete Serie von Hamas-Aktivitäten offengelegt, die eine direkte Verbindung zu politisch hochrangigen Hamas-Funktionären im Ausland aufweisen. Die Ergebnisse aus Wien, die Festnahme in Deutschland und die Hinweise auf die Rolle der Türkei zeichnen ein klares Bild einer Organisation, die ihre Angriffsplanungen längst über den Nahen Osten hinaus globalisiert hat.

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