Was die Rückkehr von Edan Alexander für uns bedeutet

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Während der Freilassung von Edan Alexander aus der Hamas-Geiselhaft in Tel Aviv am 12. Mai 2025. Foto IMAGO / ZUMA Press Wire
Während der Freilassung von Edan Alexander aus der Hamas-Geiselhaft in Tel Aviv am 12. Mai 2025. Foto IMAGO / ZUMA Press Wire
Lesezeit: 4 Minuten

In einer Zeit, in der Antisemitismus zunimmt und viele junge Juden Angst, Unsicherheit oder Ausgrenzung empfinden, gibt es immer noch Menschen, die sich für Engagement, Zugehörigkeit und Opferbereitschaft entscheiden.

von Stephen M. Flatow

Diese Woche wurde eines unserer Gebete erhört: Edan Alexander ist frei.

Er wurde während der von der Hamas angeführten Terroranschläge am 7. Oktober 2023 als Geisel genommen und zusammen mit etwa 250 anderen Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Nach 584 Tagen in Gefangenschaft kann er nun wieder das Tageslicht sehen. Während wir Gott für seine Rückkehr danken, müssen wir uns auch einen Moment Zeit nehmen, um über etwas noch Grösseres nachzudenken – darüber, was es bedeutet, wenn ein junger Mann wie Edan sich entscheidet, seine Familie, seine Freunde und seine Zukunft hinter sich zu lassen, um einem Volk und einer Nation zu dienen, denen er nichts schuldig war.

Er musste ja eigentlich nicht nach Israel zurückkehren.

Edan, der in Tel Aviv geboren wurde, aber in New Jersey aufgewachsen ist, hätte nach seinem Abschluss an der Tenafly High School in Amerika bleiben können. Wie viele jüdische Highschool-Absolventen hätte er ein Auslandsjahr in Israel verbringen können (das tun jedes Jahr mehrere Tausend), ein Studium aufnehmen oder einen Job suchen können. Er hätte anderen die Last der Verteidigung Israels überlassen können.

Stattdessen meldete sich der Doppelstaatsbürger der USA und Israels freiwillig zum Dienst in der israelischen Armee und trat 2022 einem Programm namens Garin Tzabar bei. Da seine Eltern und Geschwister in den Vereinigten Staaten leben, wurde er ein sogenannter einsamer Soldat (Lone Soldier) ohne Familie.

Ich möchte klarstellen: Edan hat nicht nur seinen komfortablen Lebensstil aufgegeben, sondern auch seine persönliche Sicherheit, um ein Land zu verteidigen, das nicht nur sein Heimatland ist, sondern auch sein geistige Heimat. Wie Tausende andere einsame Soldaten aus aller Welt – einige mit unmittelbarer Verbindung zu Israel, andere ohne – traf er die Entscheidung, dass Israels Kampf auch sein Kampf ist.

Und nun ist er zu Hause – nicht nur in Israel, sondern bei uns allen.

Der heute 21-Jährige (er war 19, als er entführt wurde) gehört zu einer starken Generation junger Juden, die Identität und Engagement neu definieren. Mehr als 3.500 Lone Soldier dienen heute in den israelischen Streitkräften, Hunderte davon kommen aus Nordamerika. Sie haben ihr Leben – Studium, Beziehungen, Karriere – für etwas Grösseres als sich selbst zurückgestellt. Sie haben das bequeme und sichere Leben zu Hause aufgegeben, um an vorderster Front für das Schicksal des jüdischen Volkes zu kämpfen.

Das ist nichts, was man leichtfertig romantisieren sollte. Für Edan hatte diese Entscheidung den unvorstellbaren Preis, von der Hamas entführt und eineinhalb Jahre lang gefangen gehalten zu werden. Seine Familie, seine Stadt, seine Mitmenschen lebten in Angst und beteten für seine sichere Rückkehr. Jetzt, wo er zurück ist, freuen wir uns. Aber wir denken auch an die anderen, die noch immer in Gaza als Geiseln festgehalten werden. Und an die vielen einsamen Soldaten, die noch immer Wache stehen.

Edans Geschichte ist einzigartig, aber sie spricht etwas viel Allgemeineres an. In einer Zeit des zunehmenden Antisemitismus, in der viele junge Juden Angst, Unsicherheit oder Ausgrenzung empfinden, gibt es immer noch Menschen, die sich für Engagement, Zugehörigkeit und Opferbereitschaft entscheiden. Es gibt immer noch junge Männer und Frauen, die nicht in den Urlaub fliegen, sondern für eine Sache. Sie fliehen nicht – sie laufen nicht vor dem davon, was sie sind, sondern laufen darauf zu.

In Synagogen auf der ganzen Welt wurden die Worte des Shehecheyanu für Edans sichere Rückkehr rezitiert: „Gesegnet seist du, Herr, unser Gott … der du uns am Leben erhalten, uns gestützt und uns ermöglicht hast, diese Zeit zu erreichen.“ Aber es gibt noch einen weiteren Segen, der ebenso stark zutrifft – das Gomel, das nach Überwindung einer Gefahr gesprochen wird: „Gesegnet seist du … der du Gnade schenkst, obwohl wir es nicht verdienen, denn du hast mir Gutes getan.“ Diese alten Worte leben nun wieder in unseren Mündern, weil ein junger Mann ihnen Bedeutung gegeben hat.

Edan und Tausende andere wie er erinnern uns daran, dass das jüdische Volk nach wie vor von einer gemeinsamen Bestimmung verbunden ist. Dass wir trotz der Ozeane und Zeitzonen immer noch ein Volk sind. Und dass unsere Zukunft nicht nur etwas ist, auf das wir hoffen, sondern etwas, für das unsere jungen Menschen buchstäblich kämpfen.

Wir alle schliessen uns denen an, die hoffen, dass Edan in den kommenden Tagen Heilung, Frieden und Freude finden wird. Und mögen wir niemals den Mut derer als selbstverständlich ansehen, die sich für Am Yisrael in Gefahr begeben. Lone Soldiers mögen ohne ihre unmittelbare Familie in der Nähe dienen, aber nach dem, was Edan uns gezeigt hat, ist klar, dass sie niemals wirklich allein sind.

Vielleicht hatte Natan Alterman genau diese Geschichte – und die Geschichten anderer einsamer Soldaten, von denen einige den höchsten Preis bezahlt haben – im Sinn, als er die Schlusszeilen von Magesh Shel Kesef, „Der Silberteller“, schrieb:

„Und der Rest wird erzählt werden

in den Chroniken Israels.“

Es ist zweifellos ein Buch, das noch heute geschrieben wird.

Stephen M. Flatow, ein Anwalt in New Jersey, ist der Vater von Alisa Flatow, die 1995 bei einem von der Iraner unterstützten palästinensischen Terroranschlag ermordet wurde. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung Audiatur-Online.

2 Kommentare

  1. Am Yisrael Chai – wir erleben es immer wieder, trotz aller Widerstände. Schalom aus Deutschland!

  2. Gottes reicher Segen komme über Edan Alexander und das ganze geliebte Volk Israels!

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