ZDF: Gründungsintendant sagte Unwahrheit über Rolle in NS-Zeit

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Prof. Karl Holzamer. Foto IMAGO / Sven Simon
Prof. Karl Holzamer. Foto IMAGO / Sven Simon
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ZDF-Gründungsintendant Karl Holzamer hat nach Angaben des Senders falsche Angaben über seine Biografie während der NS-Zeit gemacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die das ZDF durchgeführt hat und anschliessend vom Historiker Martin Sabrow wissenschaftlich bewerten und einordnen liess, wie die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt am Dienstag mitteilte.

“Das Gesamtbild, das Karl Holzamer von sich gezeichnet hat, hält der historischen Wahrheit nicht stand”, sagte der heutige ZDF-Intendant Norbert Himmler. Dieser habe Verstrickungen in das NS-Regime teils verschwiegen und teils uminterpretiert.

Holzamer – ZDF-Intendant von 1962 bis 1977 – hatte den Recherchen zufolge unter anderem seine zeitweilige Zugehörigkeit zur Kampftruppe SA verschwiegen und seine von 1937 bis 1945 bestehende NSDAP-Mitgliedschaft auf eine 1937 eingegangene und 1939 angeblich selbstständig aufgelöste Anwartschaft reduziert. Zudem habe er sich als Reporter des damaligen Westdeutschen Rundfunks und später als Kriegsberichterstatter der Wehrmacht offenbar stärker in den Dienst der NS-Herrschaft gestellt, als er nach 1945 eingeräumt habe. Holzamer war 2007 im Alter von 100 Jahren gestorben.

Gutachter Sabrow rechnet Holzamer dem Typus des “pragmatischen Opportunisten” zu, “der zur Anpassung an die neuen Verhältnisse bereit war, ohne sich die Nazi-Ideologie und ihren virulenten Antisemitismus gänzlich zu eigen zu machen”. Der langjährige frühere Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam sagte: “Holzamers lebensgeschichtliche Stilisierung in den Jahrzehnten nach dem Krieg entsprach einem Zeitgeist, der auf Entlastung und Verdrängung der Vergangenheit zielte.”

Zwar habe sich Holzamer während der NS-Zeit weder in parteipolitischen Institutionen noch in seinen Medienbeiträgen über das geforderte Mass hinaus engagiert, so Sabrow. Doch finden sich in seinen damaligen Texten “Ingredienzien des nazistischen Weltbildes” und er habe in seinem beruflichen Wirken zur Aufrechterhaltung und Stärkung des “Dritten Reichs” beigetragen.

Die biografischen Angaben des Gründungsintendanten waren laut ZDF bei den Vorbereitungen des Anfang April anstehenden 60-Jahr-Jubiläums des Senders geprüft worden. Dabei fielen im Lebenslauf Abweichungen bei den Daten zur NS-Zeit auf.

KNA/alr/jps