
Es gibt Momente, in denen man sich wünscht, man könnte sich als gebürtiger Sarner über einen anderen Sarner uneingeschränkt freuen. Die Ernennung von Johannes «Hannes» Britschgi, Journalist, Publizist und ehemaliger Moderator beim Schweizer Fernsehen, zum Redaktionsleiter von Infosperber wäre eigentlich ein solcher Moment gewesen. Doch nach seinem jüngsten Kommentar über die Migros und «Sodastream» bleibt von dieser Freude nicht viel übrig. Was bleibt, ist Ernüchterung – und ein Déjà-vu jener alten, bekannten, ideologisierten Sichtweise, die Infosperber seit Jahren zur publizistischen Speerspitze einer anti-israelischen Ausrichtung gemacht hat.
Britschgis Kommentar «Migros-Aktion mit angeblich keinerlei politischem Charakter» vom 17.09.2025 ist ein Paradebeispiel für die verzerrte Israel-Berichterstattung, die Infosperber seit Jahren kultiviert. Der Text beginnt mit einer bewusst manipulativen Gegenüberstellung: «Die Welt entsetzt sich über das Vorgehen Israels in Gaza – aber Migros trommelt für Made in Israel-Produkte», so Britschgi. Der blosse Verkauf eines israelischen Produkts wird so dargestellt, als wäre es schon fragwürdig. Der unmissverständliche Unterton lautet: Wer jetzt etwas aus Israel kauft, macht sich mitschuldig. Kein Wort hingegen verliert Britschgi über den Grund dieses Krieges – über die über tausend ermordeten israelischen Zivilisten, die Verschleppten, die Vergewaltigten, den organisierten Terror der Hamas –, all das kommt in seinem Text schlicht nicht vor.
Britschgi schreibt weiter, der Weg zur Self-Checkout-Zone werde «versperrt» – durch Türme von Sodastream Wassersprudlern die in Israel produziert werden. Bei Türmen mit chinesischen Elektronikgeräten, Sneakers oder Spielwaren, hat sich Britschgi noch nie enerviert. Nur bei Israel ist es ein Skandal. Diese Rhetorik ist kein Zufall. Sie suggeriert, ein israelisches Produkt dringe unerlaubt in den Alltag der Menschen ein, als müsse die Migros die Herkunft besser verstecken. Und genau das behauptet Britschgi später sogar ausdrücklich: Israelische Produkte seien «unauffällig» besser aufgehoben. Mit anderen Worten: Produkte aus dem jüdischen Staat sollen bitte nicht sichtbar sein. Diese Forderung, Produkte israelischer Herkunft müssten versteckt werden, trägt einen schrecklichen historischen Beigeschmack. So etwas zu verlangen ist nicht nur unverantwortlich, sondern erinnert an Denkweisen, von denen man gehofft hatte, sie seien in der Schweiz längst überwunden.
Besonders scharf schiesst Britschgi gegen den Hinweis auf der Verpackung, das Produkt sei in Zusammenarbeit von Juden und Arabern entstanden. Für alle, die sich mit der Region wirklich auskennen, ist bekannt, dass Sodastream seit Jahren eines der vielen positiven Beispiele für funktionierende jüdisch-arabische Alltagskooperation ist. Doch Britschgi erklärt genau diese Realität zur Lüge und nennt sie «zynisch». Nicht weil sie falsch wäre, sondern weil sie nicht in das politische Weltbild passt, das er hier pflegt: Israel als Täter, die Araber (Palästinenser) als Opfer, jede Form von Kollaboration ist ein Täuschungstrick.
Noch aufschlussreicher als Britschgis Artikel selbst sind auf Infosperber jedoch oft die Kommentare, welche die ideologische Atmosphäre des Portals schonungslos entlarven. Unter Britschgis Migros-Text fabuliert beispielsweise Stefan Frey, früher Sprecher der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, von einem «künstlich erzeugten Israel», von «achtzig Jahren Betrug und Vertragsbruch», und von Israel als «Kettenhund der westlichen Interessen» – eine Sprache, die direkt aus dem Repertoire klassischer antizionistischer Propaganda stammt. Dass ein ehemaliger NGO-Sprecher ohne jede Hemmung davon spricht, Israel sei ein künstlich geschaffenes, illegitimes Konstrukt, zeigt, wie normalisiert diese Narrative in gewissen Schweizer Milieus inzwischen sind. Hannes Britschgi, der seine ersten journalistischen Schritte bei Amnesty International machte – einer Organisation, die sich seit Jahrzehnten mit obsessiver Regelmässigkeit auf Israel einschiesst –, lässt solche Kommentare ohne Widerrede stehen.
Irritierend an Britschgis Migros-Kommentar ist sein Verweis auf angebliche Kundenmeinungen einer «Stichprobe», die seine Empörung stützen sollen. Diese «Stichprobe» stammt von einer der politisch am eindeutigsten positionierten Anti-Israel-Gruppen der Schweiz – der Gesellschaft Schweiz–Palästina (GSP), einer Organisation, die seit Jahren offen die Ziele der von vielen Parlamenten als antisemitisch eingestuften BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestition, Sanktionen) mitträgt, identisch formulierte Kampagnen verbreitet und regelmässig von «Genozid», «ethnischer Säuberung», «Apartheid» und anderen Schlagworten spricht.
Die «Umfrage» wurde von vier Aktivisten durchgeführt, die in einer Stunde Antworten von 45 Passanten bekamen. Das Ganze vor der Berner Migros Fililale Zähringer, im Länggasse-Quartier im studentischen Umfeld der Unitobler. 42 der Befragten würden laut Ergebnis der «Umfrage» erwarten oder hoffen, dass die Migros die Gestelle «von israelischen Produkten jedwelcher Art und Herkunft leert» und nach alternativen Angeboten sucht. Britschgi präsentiert diese zufällige Stunde politischer Agitation als Beleg für eine verbreitete Kundenmeinung.
Audiatur-Online hat Hannes Britschgi folgenden Fragen gestellt:
- Sie schreiben: „Die Welt entsetzt sich über das Vorgehen Israels in Gaza – aber Migros trommelt für Made in Israel-Produkte.“ Warum vermischen Sie den Krieg Israels gegen den Terror und den Verkauf eines legalen Konsumprodukts? Ist israelische Normalität für Sie moralisch verwerflich?
- Sie schreiben, Migros „dränge der Kundschaft ein israelisches Produkt auf“. Was genau meinen Sie damit? Glauben Sie tatsächlich, dass israelische Produkte in der Schweiz besser „unauffällig platziert“ oder gar versteckt werden sollten?
- Sie nennen den Aufdruck „in friedlicher Zusammenarbeit zwischen Juden und Arabern entstanden“ „zynisch“. Finden Sie die von Sodastream vorbildlich gelebte jüdisch-arabische Kooperation tatsächlich zynisch – oder passt sie einfach nicht in das gewohnte Täter-Opfer-Narrativ von Infosperber?
- Sie schreiben: „Alles klar: Erst kommt der Kommerz, dann kommt die Moral.“ Wo sind Ihre Texte auch über den Verkauf chinesischer, türkischer oder russischer Produkte – oder gilt diese „Moral“ exklusiv für Israel?
Und noch eine Nachfrage:
In der Kommentarspalte zu Ihrem Artikel finden sich Aussagen wie Israel sei der „Kettenhund des Westens“ oder das „künstlich erzeugte Israel“. Wie wollen Sie künftig mit solchen Kommentaren umgehen?
Klare Antworten auf die Fragen haben wir nicht direkt bekommen. Aber eine «Stellungnahme», die Herr Britschgi nur «ungekürzt» veröffentlicht sehen möchte. Obwohl wir rechtlich nicht verpflichtet sind, diese ungekürzt zu veröffentlichen, tun wir es dennoch – aus Prinzip, weil Transparenz und vollständige Dokumentation die beste Grundlage sind, um die Qualität und Einseitigkeit eines Arguments sichtbar zu machen:
Das «Sperberauge» ist bei Infosperber ein Kommentar-Format, eine willkommene Rubrik, zum Beispiel zufällige Entdeckungen des Alltags kommentierend zu würdigen. So geschehen im «Sperberauge»: Migros-Aktion mit angeblich «keinerlei politischem Charakter» vom 17.09.2025. Es handelt sich um meine Meinung, die ich in einem Kommentar hoffentlich noch veröffentlichen darf. Dass Juden und Araber in Israel «in Harmonie zusammenleben», halte ich in diesen Zeiten tatsächlich für eine zynische Werbung und die Platzierung dieses Produkts direkt vor den Kassen eine für mich nicht nachvollziehbare Marketingmassnahme der Migros. Eine Stichprobe vor einer ihrer Filialen in Bern zeigt, dass diese Einschätzung unter der Migros-Kundschaft durchaus verbreitet ist. Im Übrigen bin ich für eine deutliche Herkunftsangabe auf allen Produkten, so dass Konsumentinnen und Konsumenten selber entscheiden können, ob sie bestimmte Hersteller oder ferne Länder meiden möchten. Diese Forderung gilt selbstverständlich nicht nur für Produkte aus Israel, sondern auch für Spargeln aus Peru, Äpfel aus Südafrika oder Weine aus Argentinien.
Was soll man da noch sagen: Wenn ein erfahrener Journalist, der auch noch jahrelang Leiter der Ringier Journalistenschule war, allen Ernstes behauptet, erfolgreiche jüdisch-arabische Zusammenarbeit sei in Wahrheit zynisch, während eine agitatorische Kurzbefragung aus dem Umfeld der Gesellschaft Schweiz–Palästina plötzlich als gesellschaftliche Stimmung herhalten soll, dann sieht man, dass es nicht um Fakten geht, sondern darum, Israel in ein bestimmtes Licht zu stellen.






























Übel, da wird mir echt übel wenn ich das hier lese. Das ist wirklich unterste Schublade journalistischer Arbeit wenn man dem so sagen kann. Eigentlich geht es Britschgi nur darum, Israel als souveräner Staat zu delegitimieren und Juden im Generellen zu brandmarken in übelster Art und Weise. ( Nichts neues in der Geschichte) Wo bleibt da der Verstand, die minimale journalistische Sorgfaltspflicht?
Ich hätte da für den arroganten, selbsverliebten Hannes Britschgi eine Empfehlung. Wenn er wirklich konsequent dieses Trauerspiel vom boykottieren israelischer Produkte weiterspielen möchte sollte er auf sein Handy, seinen Laptop bzw. PC und sein Auto erstmals verzichten, denn in all diesen technisch hochstehenden Produkten steckt mit Sicherheit israelisches Know how !!! Beginnen Sie zuerst einmal damit, Hr. „Neunmalklug“ Britschgi !!!
Gegen Juden / Israel darf wieder mit allen Mitteln gehetzt werden. Sei es mit völlig absurden Lügengeschichten, Halbwahrheiten, Weglassen von wichtigen Tatsachen, gestellten Bildern etc. etc. Viele Journalisten beziehen ihre Stories direkt von Al Jazeera oder von der Hamas.
Es gibt aber auch Araber, wie z.B. Loay Alshareef, die sich für Frieden einsetzen. Seht und hört die Videos von Alshareef, z.B. “I Was Taught to Hate Jews — Until I Sat at Their Table” oder „Israel unilaterally left Gaza in 2005“ etc.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich der Redaktion von Audiator-online meinen Dank für die stets sehr gut recherchierten Beiträge aussprechen! Gleichzeit empfehle ich auch Mena-Watch, MEMRI, ha-olam.de, Israelnetz, Faszination Israel, Israel heute.
So, jetzt habe ich mir ein paar süsse israelische Datteln verdient. Diesen Genuss lasse ich mir von dummen, gewissen- und charakterlosen Journalisten nicht verderben. Am Israel Chai!
Also ich bin ja auch nicht besser: Seit gut zwei Jahren boykottiere ich die Lektüre und folglich das Kommentarschreiben auf Infosperber 😉
Ich hatte mich mit dem IS-Chefre(d)aktor überworfen ob des Blattes Antisemitismus. Da kann man noch so gebildet sein und tiefgründige wichtige Recherchen publizieren: Beim Thema Israel wird Intelligenz oft von mit der Muttermilch eingesogenen Reflexen verdrängt.
In Videotheken gab es die „Ecke mit dem Vorhang“. Muss man dies in Supermärkten auch einführen für Made-in-Israel-Produkte? Und in Pharma und Medizin: Sollen die Menschen einen Ausweis auf sich tragen: „Keine israelischen Medizinalprodukte an mir verwenden, falls es mich mal zusammenlegt“?
Werden Bankvermögen von Killerstaaten in den Schaufenstern der Schweizer Banken publiziert? Mit Boykottmöglichkeit?
Ich zitiere aus einer privaten Zuschrift eines bekannten Autors von Ende April 2023: „Infosperber ist eine der übelsten Quellen zum Thema Israel.“ Damals regte ich mich über einen Beitrag von Andreas Zumach auf, der die Nakba einseitig und falsch darstellte.
Auch ich habe schwere Bedenken gegen etliche Aspekte, welche Israel oder Teile des Judentums betreffen. Soviele, dass sie nicht zwischen zwei Buchdeckel passen würden. Die Alt-68er bei Infosperber schaffen aber den Unterschied zwischen „Kritik“ und „Hass“ nicht und erfüllen damit nicht die Grundbedingungen journalistischer Arbeit.
Eine Schweizer Reaktion, die bei Außenstehenden ein „deja-vu-efefkt“ auslöst: Für einen Nichtschweizer, der selten in die deutschsprachige Schweiz kommt, ist dieses unbequeme Gefühl als „Exot“ misstrauisch beäugt zu werden, regelrecht körperlich spürbar. Wenn man diese Gruppe, die isoliert zwischen den Hohen Bergen wohnt betrachtet, wird es nachvollziehbar woher der Begriff „Hinterwäldler“ stammt. Heinz Schneier, München