Diejenigen, die dachten, dass der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der darauf folgende Krieg im Gazastreifen die Palästinenser dazu gebracht hätten, ihre Meinung über die Terrororganisation zu ändern, müssen sich auf ein böses Erwachen gefasst machen.
von Khaled Abu Toameh
Mehr als die Hälfte der Palästinenser unterstützt weiterhin die Gräueltaten, die die Hamas am 7. Oktober gegen Israelis und Staatsangehörige anderer Länder begangen hat. Darüber hinaus erfreut sich die Terrororganisation bei einer grossen Zahl von Palästinensern nach wie vor grosser Beliebtheit. Die Unterstützung der Hamas bedeutet die Unterstützung der Zerstörung Israels durch den Dschihad («heiliger» Krieg).
Eine am 28. Oktober vom Palestinian Center for Policy and Survey Research veröffentlichte Umfrage ergab, dass 53 % der Palästinenser die Entscheidung der Hamas, den Angriff vom 7. Oktober zu starten, für „richtig” halten. Eine Mehrheit von 54 % der Palästinenser macht Israel für das derzeitige Leid der Bewohner des Gazastreifens verantwortlich, während 24 % die USA dafür verantwortlich machen. Nur 14 % geben der Hamas die Schuld.
Diese Ergebnisse widersprechen den Behauptungen einiger westlicher Medien, dass immer mehr Palästinenser von der Hamas enttäuscht seien, weil sie ihrem Volk durch den Angriff vom 7. Oktober Tod und Zerstörung gebracht habe.
Auf die Frage nach ihrer Meinung zur Hamas zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Krieges gaben 18 % der Palästinenser an, dass ihre Unterstützung für die Hamas gross sei und sich nicht geändert habe, während 19 % angaben, dass ihre Unterstützung für die Terrororganisation stark zugenommen habe. Weitere 17 % gaben an, dass ihre Unterstützung für die Hamas etwas zugenommen habe. Im Gegensatz dazu sagten 16 %, dass sie die Hamas vor dem Krieg nicht unterstützt hätten und dass sich ihre Ablehnung gegenüber der Terrororganisation nicht geändert habe; 12 % gaben an, dass ihre Unterstützung etwas zurückgegangen sei, und 10 % sagten, dass ihre Unterstützung für die Hamas stark zurückgegangen sei.
„Die Schlussfolgerung aus diesen Zahlen lautet, dass die letzten zwei Jahre zu einer grösseren Unterstützung für die Hamas geführt haben und nicht zum Gegenteil“, so die Umfrage.
Die Umfrage ergab, dass eine grosse Mehrheit der Palästinenser die von der Hamas am 7. Oktober begangenen Verbrechen immer noch leugnet. Auf die Frage, ob die Hamas die Gräueltaten begangen habe, die in den von internationalen Medien gezeigten Videos zu sehen sind und die von Hamas-Mitgliedern an israelischen Zivilisten begangen wurden, antworteten 86 % der Befragten, dass die Terrororganisation solche Gräueltaten nicht begangen habe. Nur 10 % gaben an, dass die Hamas sie begangen habe.
Was die Entwaffnung der Hamas betrifft, wie sie in der zweiten Phase des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des Gaza-Krieges vorgesehen ist, ergab die Umfrage, dass eine überwältigende Mehrheit von 69 % diese Idee ablehnt. Nur 29 % sprachen sich für eine Entwaffnung der Hamas aus.
Was die Zufriedenheit der Öffentlichkeit mit der Rolle verschiedener palästinensischer Akteure während des Gaza-Krieges angeht, so zeigte die Umfrage, dass die Zufriedenheit mit der Leistung der Hamas von 57 % (im Mai 2025) auf 60 % gestiegen ist.
Die Umfrage ergab, dass eine Mehrheit der Palästinenser Iran, Hisbollah, Katar und die Houthi-Miliz im Jemen, eine Terrororganisation, die während des Krieges Dutzende Raketen und Selbstmorddrohnen auf Israel abgefeuert hat, äusserst positiv gegenübersteht. Die höchste Zufriedenheitsrate erzielten die Houthis (74 %), gefolgt von Katar (52 %), dem wichtigsten Geldgeber der Hamas, Hisbollah (50 %) und Iran (44 %).
Würden heute Wahlen zum Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) stattfinden, würde Hamas-Führer Khaled Mashaal 63 % der Stimmen erhalten, gegenüber 27 % für den amtierenden PA-Präsidenten Mahmoud Abbas.

Der 89-jährige Abbas, der sich im 20. Jahr seiner vierjährigen Amtszeit befindet, ist bei seinem eigenen Volk nach wie vor unbeliebt, das ihn und seine PA als inkompetent und korrupt ansieht.
Laut der Umfrage liegt die Unzufriedenheit mit Abbas bei 75 %, während 80 % seinen Rücktritt fordern.
Auf die Frage, welche politische Partei sie unterstützen, gab der grösste Prozentsatz (35 %) an, dass sie die Hamas bevorzugen, gefolgt von Abbas‘ regierender Fatah-Fraktion (24 %). Neun Prozent wählten dritte Parteien, und 32 % gaben an, dass sie keine von ihnen unterstützen oder es nicht wissen.
Vor fünf Monaten gaben 32 % an, die Hamas zu unterstützen, und 21 % sagten, sie würden die Fatah unterstützen.
„Diese Ergebnisse bedeuten, dass die Unterstützung für die Hamas in den letzten fünf Monaten um drei Prozentpunkte gestiegen ist“, heisst es in der Umfrage.
Eine weitere unbequeme Erkenntnis: Wenn heute Parlamentswahlen stattfinden würden, würden 44 % der Palästinenser für die Hamas stimmen, 30 % für die Fatah und 10 % für dritte Parteien. Die übrigen Befragten gaben an, noch nicht entschieden zu haben, wen sie wählen würden.
Die Zahl der Palästinenser, die glauben, dass die Hamas am ehesten geeignet ist, die Palästinenser zu vertreten und zu führen, ist von 40 % vor fünf Monaten auf 41 % gestiegen.
Ebenfalls unerwartet ist die anhaltende Unterstützung der Palästinenser für den „bewaffneten Kampf” (Terrorismus) gegen Israel. Die jüngste Umfrage ergab, dass 41 % der Palästinenser den „bewaffneten Kampf” unterstützen, während 36 % Verhandlungen bevorzugen.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass eine beträchtliche Anzahl von Palästinensern weiterhin die Dschihad-Gruppe unterstützt, die 1.200 Israelis und Ausländer ermordet und den zwei Millionen Einwohnern des Gazastreifens Tod und Zerstörung gebracht hat.
Diejenigen, die sich für Reformen und Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Westjordanland und im Gazastreifen einsetzen, müssen berücksichtigen, dass die künftige palästinensische Regierung oder der künftige palästinensische Staat von denselben Terroristen dominiert werden würde, die am 7. Oktober 2023 Hunderte von Israelis, darunter auch arabische Bürger Israels, brutal gefoltert und ermordet haben.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch die Herausforderungen, die mit der Umsetzung des Trump-Plans verbunden sind, insbesondere die Entwaffnung der Hamas und die Deradikalisierung der palästinensischen Gesellschaft. Die meisten Palästinenser lehnen eine Entwaffnung der Hamas offen ab – eine Situation, die es für arabische oder ausländische Parteien praktisch unmöglich machen wird, die Waffen der Terrororganisation mit Gewalt zu beschlagnahmen.
Jeder palästinensische oder arabische Führer, der sieht, dass die meisten Palästinenser gegen die Entwaffnung der Hamas sind, wird es sich zweimal überlegen, bevor er eine solche Mission unternimmt: Er würde nicht gegen den Willen der arabischen Strasse handeln wollen – ein solcher Schritt würde als Verrat angesehen werden.
Was die Deradikalisierung angeht, so geht aus der Umfrage klar hervor, dass die Palästinenser sich in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Dies ist vor allem auf die anhaltende Hetze gegen Israel in den palästinensischen und arabischen Medien, Moscheen, sozialen Medienplattformen und der Rhetorik palästinensischer Führer und Beamter zurückzuführen. Deradikalisierung erfordert mutige Führer, die sich erheben und sich lautstark dafür einsetzen, dass die Vergiftung der Herzen und Köpfe junger Palästinenser beendet wird. Viele Palästinenser haben Angst, sich zu äussern, weil sie befürchten, als Verräter oder Kollaborateure Israels gebrandmarkt zu werden. Wir haben gesehen, wie Palästinenser, die sich gegen die Hamas gestellt haben, gefoltert und auf öffentlichen Plätzen im Gazastreifen hingerichtet wurden, sobald der Waffenstillstand in Kraft trat.
Ein radikaler Wandel in der palästinensischen Gesellschaft wird nur dann eintreten, wenn sich die Palästinenser gegen destruktive Führer auflehnen, die sie in den letzten Jahrzehnten von einer Katastrophe in die nächste gestürzt haben.
Khaled Abu Toameh ist ein preisgekrönter arabisch-israelischer Journalist und TV-Produzent. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.
                


























