Demo «Zionismus raus aus Zürich»: Israel warnt vor hohem Sicherheitsrisiko

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Aufruf zur Gegendemo in Zürich. Foto Screenshot Instagram
Aufruf zur Gegendemo in Zürich. Foto Screenshot Instagram
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Für Mittwoch, den 17. Dezember 2025, ist in Zürich eine sogenannte «spontane» unbewilligte pro-palästinensische Demonstration angekündigt worden, die sich explizit gegen einen gleichzeitig stattfindenden pro-israelischen stillen Umzug richtet. Das israelische Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und den Kampf gegen Antisemitismus stuft den Anlass in einem internen Lagebericht als Ereignis mit hoher Sicherheitsrelevanz ein.

Die «Spontan-Demo» gegen den Silent Walk für Israel ist für 18.30 Uhr bei der Tramhaltestelle Rathaus im Zürcher Stadtzentrum geplant. Unter den Organisatoren befinden sich das Palestine Committee Zürich, die Partei der Arbeit Zürich, die Kommunistische Jugend Schweiz sowie die Gruppierungen Action for Palestine Switzerland und Global Movement to Gaza und weitere.

Bereits am Montag wurde ein behördlich bewilligter Silent Walk für Israel in Basel von einer unbewilligten pro-palästinensischen Gegendemonstration gestört. Rund 150 Gegendemonstranten versammelten sich in unmittelbarer Nähe und versuchten, in Richtung Innenstadt vorzudringen. Die Basler Kantonspolizei war mit einem Grossaufgebot im Einsatz, sperrte zentrale Verkehrsachsen und verhinderte ein Aufeinandertreffen der Gruppen. Während es zu erheblichen Behinderungen des öffentlichen Verkehrs kam und Parolen wie «Israel should not exist» skandiert wurden, blieb es laut Polizeiangaben letztlich bei einer angespannten, aber weitgehend friedlichen Lage. Die Ereignisse in Basel verdeutlichen jedoch, dass bewilligte jüdisch-israelische friedliche Kundgebungen zunehmend gezielt durch unbewilligte, ideologisch motivierte Gegenaktionen unter Druck gesetzt werden.

In den Mobilisierungsaufrufen stellen die anonymen Organisatoren den pro-israelischen Silent Walk als Ausdruck angeblicher Unterstützung für einen «Völkermord» dar. Die Demonstration wird als Teil eines globalen Widerstands gegen den Zionismus sowie gegen eine vermeintliche Komplizenschaft westlicher Staaten inszeniert.

Israel verweist in seinem Bericht auf die erhebliche Mobilisierungskraft der beteiligten Gruppen in sozialen Netzwerken. Die zentralen Instagram-Konten der Organisatoren erreichen zusammen mehrere zehntausend Abonnenten. Innerhalb von wenigen Stunden nach Veröffentlichung der Aufrufe wurden bereits tausende Interaktionen gezählt. Die Reichweite wird als ein wesentlicher Risikofaktor für eine mögliche Eskalation bewertet.

Die Organisation Silent Walk Schweiz hat die gegen sie erhobenen Vorwürfe in einem aktuellen Pressestatement entschieden zurückgewiesen. Der Silent Walk habe sich als stille, friedliche Plattform etabliert, um für das Existenzrecht des Staates Israel einzutreten und «gegen jede Form von Antisemitismus, Hass, Diskriminierung und antijüdischen Vorurteilen» zu kämpfen.

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Foto Screenshot Silent Walk / Instagram

Gleichzeitig betont Silent Walk Schweiz ausdrücklich die politische Neutralität der Märsche. Man bekenne sich zu keiner politischen Ideologie, und die Veranstaltungen stünden allen Menschen offen, unabhängig von Herkunft, Religion oder Weltanschauung. Sämtliche Silent Walks seien behördlich bewilligt, die Polizei erhalte jeweils ein detailliertes Ablaufkonzept. «Unser Engagement ist nicht politisch orientiert. Es bezieht sich weder auf politische Ideologien noch auf Parteien oder politische Akteure», hält die Organisation fest.

Silent Walk Schweiz reagierte auch auf die im Umfeld der Gegendemonstrationen verwendeten Parolen. So seien in den Aufrufen zur unbewilligten Gegendemonstration in Basel Parolen wie «genozidale Entität» oder «faschistische Ideologie» verwendet worden. Diese Aussagen stünden «in direkter Verbindung zu den Zielen extremistischer Gruppen, die das Existenzrecht Israels leugnen», und seien «inhaltlich deckungsgleich» mit den Parolen der Terrororganisation Hamas und anderer Gruppen.

Der Lagebericht des israelischen Ministeriums verweist in diesem Zusammenhang auch auf die massiven Ausschreitungen bei der nicht genehmigten Gaza-Demonstration am 11. November 2025 in Bern. Zu dieser hatten Organisatoren aus demselben Umfeld aufgerufen. Dabei entstanden Schäden in Millionenhöhe, Polizisten wurden angegriffen und verletzt.

Vor diesem Hintergrund wird auch die Situation in Zürich als angespannt beurteilt. Der Silent Walk beginnt um 18.45 Uhr an der Rathausbrücke und findet somit zeitlich und räumlich nahezu deckungsgleich mit der geplanten unbewilligten «Spontandemo» statt. Silent Walk Schweiz spricht von aggressiver, von Hass geprägter Rhetorik auf Seiten der Gegendemonstranten und warnt vor bewusster Eskalation. Zugleich verweist die Organisation darauf, dass in Zürich das sogenannte «Chaoten-Gesetz» ab dem 1. Januar 2026 in Kraft treten wird. Es soll unbewilligte Gegendemonstrationen künftig mit klareren Konsequenzen ahnden.

Auf Anfrage von Audiatur-Online bestätigte die Stadtpolizei Zürich, dass sie von dem Aufruf zur geplanten Gegenkundgebung Kenntnis hat. Wörtlich teilte die Polizei mit: «Die Stadtpolizei Zürich hat Kenntnis von diesem Aufruf und wird sich entsprechend vorbereiten. Ein Gesuch für eine Bewilligung ist bis dato nicht eingegangen.»

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