SRF und der Mythos der zerstörten «palästinensischen Saatgutbank»

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Foto rechts Saatgut UAWC, links PFLP während einer Demonstration "zum Gedenken an die heldenhafte Ermordung" des israelischen Tourismusministers Rehavam Zeevi. Foto IMAGO / Pacific Press Agency
Foto rechts Saatgut UAWC, links PFLP während einer Demonstration "zum Gedenken an die heldenhafte Ermordung" des israelischen Tourismusministers Rehavam Zeevi. Foto IMAGO / Pacific Press Agency
Lesezeit: 6 Minuten

Die SRF-Radiosendung «Rendez-vous» verspricht normalerweise laut Eigendefinition «Hintergründe und fundierte Analysen». Doch der Beitrag von SRF-Auslandredaktorin Anna Trechsel vom 13. August 2025 mit dem Titel «Israels Armee zerstört palästinensische Saatgutbank» liefert weder das eine noch das andere. Statt kritischer Einordnung gab es einseitige anti-israelische NGO-Propaganda.

Der Titel suggeriert, Israel habe eine Art «Nationale Landwirtschaftsschatzkammer» zerstört – doch die Realität sieht grundlegend anders aus. Im Bericht wird geschildert, wie israelische Bulldozer Ende Juli eine Konstruktion der Union of Agricultural Work Committees (UAWC) südlich von Hebron niedergerissen hätten. «Die Soldaten haben die Saatgut-Vermehrungsanlage, den Hauptkontrollraum, das Stromnetz und die Wasserleitungen niedergerissen» berichtet Yasmeen el-Hasan auf SRF, die von sich selbst sagt sie sei «für internationale Lobbyarbeit bei der UAWC in Palästina» zuständig.

Warum die Konstruktion zerstört wurde, erklärt auf Nachfrage von SRF die israelische Zivilverwaltung COGAT: Die Anlage sei illegal errichtet worden und die UAWC sei vorgewarnt worden und habe die Möglichkeit gehabt, den Zerstörungsbefehl gerichtlich anzufechten» so COGAT. UAWC bestreitet dies.

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Das Bild zum SRF Bericht «Israels Armee zerstört palästinensische Saatgutbank» hat mit dem dem Vorfall nichts zu tun und stammt aus einem anderen Ort. Foto Screenshot srf.ch

Im gesamten Bericht wird ansonsten fast ausschliesslich UAWC-Lobbyistin El-Hasan zitiert, die von einer «verheerenden Zerstörung» spricht und den Vorgang als gezielten Angriff auf die «palästinensische Ernährungssouveränität» deutet. Ergänzt wird dies durch den britischen Umweltjournalisten Fred Pearce, der von einem «schockierenden Angriff» auf eine für die ganze Region bedeutende Ressource spricht.

Verharmlosung von Terrorverbindungen

Bei UAWC geht es allerdings längst nicht nur um Landwirtschaft, sondern auch um direkte Verbindungen zu einer Terrororganisation. UAWC wird seit vielen Jahren unter anderem auch von USAID, Fatah und weiteren Organisationen als «landwirtschaftlicher Arm» der Terrororganisation PFLP beschrieben. Mehrere ihrer Mitarbeiter wurden wegen Terrorakten verurteilt, darunter der Mord an der 17-jährigen Rina Shnerb im Jahr 2019, an dem zwei UAWC-Funktionäre beteiligt waren – bezahlt unter anderem mit niederländischen Fördergeldern. Die niederländische Regierung stellte daraufhin sämtliche Unterstützung für UAWC ein. Die PFLP verübte auch das Massaker an der Familie Fogel am 11. März 2011. Am 22. Oktober 2021 erklärte das israelische Verteidigungsministerium die UAWC zu einer «terroristischen Organisation», da sie Teil eines «Netzwerks von Organisationen» sei, die «im Namen der Volksfront zur Befreiung Palästinas» (PFLP) agiere. Ein Video von 2019 zeigt einige der zahlreichen persönlichen Verbindungen zwischen UAWC und der Terrororganisation PFLP. Die marxistisch-leninistische PFLP, die für zahlreiche Morde, Attentate und Flugzeugentführungen bekannt ist, gilt in Israel, der EU, den USA, Japan und Kanada als terroristische Organisation. Bei zahlreichen UAWC-Mitarbeitern und -Kadern konnten direkte Verbindungen zur PFLP sowie terroristische Aktivitäten nachgewiesen werden. In einem dazugehörenden Online-Artikel von SRF wird zwar kurz erwähnt, dass Israel die UAWC 2021 als Terrororganisation eingestuft hat, es ist dort aber nur von «angeblichen Verbindungen zur PFLP» die Rede. Im Radiobeitrag werden die Terrorverbindungen überhaupt nicht erwähnt.

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UAWC „Finanz- und Verwaltungsdirektor„. Gemäss Anklageschrift hatte Razeq Farraj einen hohen PFLP-Posten inne und genehmigte den Bombenanschlag vom August 2019. Foto Screenshot Youtube

From the river to the Sea: Die Lobbyistin-Aktivistin Yasmeen el-Hasan

Im SRF-Beitrag kommt vor allem Yasmeen el-Hasan zu Wort, die als Sprecherin der UAWC vorgestellt wird. Israel fehlt praktisch komplett, ausser der Aussage von COGAT. El-Hasans Aussagen über «Ernährungssouveränität» und eine «palästinensische Zukunft» klingen gut. In einem Interview mit dem «International Service for Human Rights», erkennt man jedoch schnell, dass es sich nicht um neutrale Expertin handelt, sondern um eine durch und durch ideologische Aktivistin. El-Hasan bezeichnet Israel konsequent als «Siedlerkolonie», die durch Enteignung, Landdiebstahl und nur durch Eliminierung der «indigenen Bevölkerung» existiere. Sie fordert offen ein «befreites Palästina vom Fluss bis zum Meer» – eine Losung, die nicht auf Koexistenz, sondern auf die Abschaffung Israels hinausläuft. In dem Interview erklärt sie, die israelische Politik sei nichts anderes als ein Projekt der «ethnischen Säuberung», das palästinensische Landnahme und Kulturvernichtung zum Ziel habe. Sie spricht sogar von «Todeslagern» in Israel – eine groteske Holocaust-Relativierung, die jede sachliche Diskussion ersetzt. Schliesslich ruft sie zu internationalen Waffenembargos und Sanktionen gegen Israel auf und erklärt die landwirtschaftliche Arbeit der UAWC zum Teil des «Kampfes für Befreiung und Dekolonisierung“.

Die Lobbyistin-Aktivistin Yasmeen el-Hasan zu hören auf Spotify.

Noch deutlicher als in den von SRF zitierten NGO-Floskeln zeigt sich die ideologische Haltung von Yasmeen el-Hasan auch in einem Interview, das sie im Juli 2022 mit dem «feministischen» Magazin Capire führte. Dort legt sie offen, wie sie Israel und den Konflikt tatsächlich sieht. Bereits da bezeichnet sie Israel ohne Umschweife als «Siedlerkolonie», deren Hauptziel die «Eliminierung oder Vertreibung der indigenen Bevölkerung» sei. Ebenso macht El-Hasan deutlich, dass sie die UAWC nicht als Hilfsorganisation versteht, sondern als Teil eines politischen Befreiungskampfes. Wörtlich sagt sie: «Wir wissen, dass das, was wir tun, der Kampf um Freiheit und Land ist.» Damit entlarvt sie die Darstellung der UAWC als rein landwirtschaftliche NGO als Fassade.

Auch vor der Verherrlichung von Gewalt schreckt El-Hasan nicht zurück. Die gewalttätige «Unity Intifada» von 2021, bei der zahlreiche Terroranschläge verübt wurden, beschreibt sie als «inspirierende» Bewegung und erklärt: «Wir gedenken unserer Märtyrer.» Damit werden Täter, die Juden ermordet haben, zu Helden verklärt – ein klarer Hinweis auf die ideologische Radikalität dieser Aktivistin. In Israel wurden bei Attentaten während der «Unity Intifada» mindestens dreizehn Menschen getötet, darunter zwei Kinder, eine indische Frau und zwei thailändische Männer, die in Israel lebten und arbeiteten. Bis zum 18. Mai 2021 hatte der Rettungsdienst Magen David Adom über 300 Verletzte behandelt, die direkt oder indirekt mit Raketenangriffen in Verbindung standen.

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Frau Trechsel ist auch auf X aktiv. Foto Screenshot X

All dies verschweigt SRF-Auslandredaktorin Anna Trechsel vollständig. Indem El-Hasan als einfache NGO-Sprecherin präsentiert wird, ohne ihren Hintergrund offenzulegen, erhält die Organisation einen Anstrich von Neutralität, den sie nicht hat. Tatsächlich zeigt ihre Sprache, dass es hier nicht um Biodiversität oder Agrarfragen geht, sondern um eine politisch-ideologische Delegitimierung Israels. Ihre Äusserungen könnten genauso gut von einem Vertreter der PFLP stammen.

Teile der Saatgutbank längst ausgelagert

Der SRF-Bericht erweckt den Eindruck, Israel habe eine einzigartige genetische Ressource vernichtet. Tatsächlich hatte die UAWC grosse Teile ihres Saatguts längst gesichert: Bereits im Oktober 2024 veröffentlichte die Organisation stolz, Samen im Svalbard Global Seed Vault in Norwegen eingelagert zu haben – als Schutzmassnahme vor «Vandalismus durch die Besatzung». Mit anderen Worten: Von einer irreversiblen «Zerstörung» konnte gar keine Rede sein. Trechsel verschweigt auch diesen entscheidenden Fakt vollständig – weil er das Opfer-Narrativ zerstören würde.

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Foto Screenshot Nordgen

Gegenüber der Zeitung Alquds Alarabi sagte zudem Fouad Abu Seif, Generaldirektor von UAWC, die «zerstörte Einrichtung sei als Lager für Materialien und Ausrüstung der Saatgutbank» genutzt worden. Es handelte sich also offensichtlich gar nicht um die Saatgutbank selbst.

Während das SRF ein angeblich einzigartiges «palästinensisches Saatgut-Erbe» beschwört, muss darauf hingewiesen werden, dass Israel selbst über hochentwickelte nationale Saatgutbanken und private Sammlungen verfügt. Im staatlichen Agrarforschungsinstitut Volcani Center lagern über 27’000 verschiedene Samenproben von Weizen, Gerste, Hülsenfrüchten, Obst- und Gemüsesorten und vieles mehr. Hinzu kommt die israelische Hightech-Landwirtschaft, deren Unternehmen international führend bei Hybridzüchtungen, Tröpfchenbewässerung und Saatgutinnovationen sind – ein Sektor, der Milliardenexporte erwirtschaftet. Zum Vergleich, die Saatgutbank im Westjordanland hat laut UAWC rund 70 Sorten Saatgut, die mit grosser Wahrscheinlichkeit alle auch im Volcani Center lagern.

Bis 2005 bewirtschafteten israelische Bauern zudem auch im Gazastreifen modernste Gewächshausanlagen. Dadurch wurde die Region zu einem Musterbeispiel für landwirtschaftliche Produktivität. Tomaten, Paprika, Erdbeeren und Schnittblumen wurden in die ganze Welt exportiert – Gaza war damals tatsächlich eine blühende Landschaft. Doch nach dem Abzug der israelischen Gemeinden im Rahmen des Experiments «Land für Frieden» wurden die Gewächshäuser von der Hamas und weiteren Terrororganisationen wie eben der PFLP geplündert und zerstört. Was folgte, war nicht Frieden, sondern ein Strudel aus Raketen, Terror, Korruption und Islamismus.

Wenn SRF in einer Sendung, die «Hintergründe und fundierte Analysen» verspricht, eine Organisation mit nachweislichen Terrorverbindungen unkritisch zu Wort kommen lässt, eine radikale Aktivistin als neutrale NGO-Sprecherin darstellt und zentrale Fakten unterschlägt, dann ist das nichts anderes als einseitige anti-israelische Stimmungsmache auf Kosten der Steuerzahler.

4 Kommentare

  1. Es gibt nur seltene und abgelehnte Beschwerden über die Israel-Berichterstattung des SRF auf der UBI-Website:

    https://www.ubi.admin.ch/de/ubi-startseite

    Während einige die Berichterstattung des SRF als voreingenommene anti-israelische Propaganda betrachten, haben solche Meinungen ohne Belege von Spezialisten wenig Wert.

    Mögliche Vorwürfe gegen das SRF umfassen:

    1.Israel wird oft als alleiniger Schuldiger dargestellt.

    2.Positionen der UN werden unangefochten präsentiert.
    3. Wichtige Fakten werden ausgelassen.
    4. Wichtige Standpunkte werden nie dargestellt.
    5. Manipulative und euphemistische Sprache wird verwendet.
    6. Das geschützte Glaubenssystem religiöser Juden und ihre Menschenrechte werden angegriffen.
    7. Propaganda-ähnliche Themen entsprechen einer anti-israelischen Agenda. Visuelles Framing und Fotojournalismus

    Diese Vorwürfe können von Spezialisten überprüft werden durch Forschung an Schweizer oder israelischen Universitäten (z. B. fifty.global). Die Finanzierung könnte aus Crowdfunding oder akademischen Zuschüssen stammen.

    Wenn Sie dies lesen, mit meinen Punkten einverstanden sind und Verbindungen zu Universitäten haben, bitte überlegen Sie eine Unterstützung.

    Ohne gültige Vorwürfe könnte die Berichterstattung des SRF als politische Propaganda fortgesetzt werden, was der Schweiz mehr schadet als Israel?

  2. Bei SRF gibt es offenbar einige nützliche Idioten und Idiotinnen etc. Sind diese Leute so dumm, dass sie nicht merken, dass sie mit ihrer verlogenen Propaganda schlussendlich den Islamisten in die Hände spielen? Die guten Zeiten für die Schweiz neigen sich zu Ende. Es wird schon bald ein böses Erwachen geben!

  3. Hat die bedauernswerte ferngesteuerte und mittels staatlich eingetriebener Zwangssteuer finanzierte Redaktorin auch einmal hierüber gesprochen:

    „Allein drei der Hamasführer hatten der eigenen Bevölkerung elf Milliarden Hilfsgelder für privates Amüsement gestohlen. Hätte die Hamasführung das gestohlene Geld in 690-PS-Traktoren investiert, würde die Traktorenkolonne nahtlos aneinandergereiht von Genf nach St. Gallen – oder in Viererkolonne rund um den ganzen Gazastreifen – reichen. Mengenrabatt nicht berücksichtigt.“
    ?
    Sorry für mein copy paste. Aber in der Schweizer Propaganda-Medienlandschaft ist sowieso Hopfen und Malz verloren.

  4. Danke für den außerordentlich einleuchtenden Artikel. Man müsste die hartnäckigen Realitätsverweigerer dazu bringen können, ihn zu lesen. Leider ist das sehr schwierig, sie verweigern die Lektüre von Quellen außerhalb ihrer heißgeliebten antiisraelischen propalästinensischen Propaganda.

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