Iran: Die Zuspitzung der Situation

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Um einen hohen Energieverbrauch aufgrund der extremen Hitze im Iran zu vermeiden, wurden in 14 Provinzen öffentliche Einrichtungen vorübergehend geschlossen, Teheran, 22.07.2025. Foto IMAGO / Anadolu Agency
Um einen hohen Energieverbrauch aufgrund der extremen Hitze im Iran zu vermeiden, wurden in 14 Provinzen öffentliche Einrichtungen vorübergehend geschlossen, Teheran, 22.07.2025. Foto IMAGO / Anadolu Agency
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In diesem Sommer reicht das Thermometer in einigen Landesteilen im Iran bis 49 Grad. Abadan, eine Stadt im Süden des Iran am Persischen Golf, wurde jüngst mit 52 Grad zur heissesten Stadt auf unserem Planeten gekürt. Der gesamte Nahe Osten ächzt derzeit unter extremen Temperaturen.

von A. Khanedani

Doch im Gegensatz zu den Nachbarstaaten, die durch kluges Handeln, Förderung von Fachspezialisten und weiser Vorausschau Vorsorge getroffen haben, um ihre Bevölkerungen mit der notwendigen Energie und vor allem mit Wasser zu versorgen, sieht die Situation im Iran der Islamischen Republik ganz anders aus: Es gibt nur noch begrenzt für ein paar Stunden am Tag Strom – und kaum noch Wasser.

Ein Albtraum für die Bevölkerung und die Wirtschaft. Der Countdown bis zum völligen Versiegen des Wassers für viele Landesteile, inklusive der Hauptstadt Teheran, beläuft sich auf nur noch wenige Wochen.

Es gibt 523 grosse Staudämme im Iran. Aufgrund von Unwissen und Missmanagement ist der entstandene ökologische Schaden erheblich. Denn es ist bekannt, dass der Bau von Staudämmen unter Umständen zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels stromabwärts führen kann, da weniger Wasser in das Grundwasser infiltriert.

Es ist auch bekannt, dass Staudämme die natürliche Versickerung von Oberflächenwasser in das Grundwasser durch Änderung des Flusslaufs beeinträchtigen können und so die Wassermenge in einem Flussbett reduzieren. Für all dies braucht es Fachspezialisten, Wissenschaftler, Umweltschützer – und sehr viel Umsicht, um solche Projekte zum Erfolg zu führen.

Im Laufe der Jahrzehnte aber haben sich die Revolutionsgarden immer mehr Einfluss und Verdienstmöglichkeiten auch in diesem Sektor geschaffen. Sie kontrollieren heute nicht nur das Bauwesen, sondern auch die Erdöl- und Gasindustrie, die Telekommunikation sowie den Finanzsektor des Landes. Aufträge werden prinzipiell nur an ihresgleichen vergeben.

Damit nicht genug, sind sie auch im Drogenhandel aktiv und haben ein weltweites Netzwerk an Schattenbanken aufgebaut, aus dem sie grosszügig das Kapital für ihren Terror schöpfen: im Inland, im Nahen Osten und in den westlichen Staaten.

In diesem Zusammenhang begrüssen wir sehr, dass zwölf Staaten in einer gemeinsamen Erklärung die Islamische Republik auffordern, ihren Terror gegen Menschen in westlichen Staaten umgehend einzustellen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Revolutionsgarden an jedem gebauten Staudamm mitverdienen und auch das Wassermanagement in ihren Händen liegt.

Diese unfassbare Wasserkrise ist daher nicht allein auf den Klimawandel oder – wie das Regime behauptet – auf den hohen Wasser- und Stromverbrauch der Bevölkerung zurückzuführen. Sie ist massgeblich auch den Revolutionsgarden und dem Regime anzulasten, die mit Unkenntnis und aus reiner Profitgier diese Situation geschaffen haben – und die Vernichtung des Ökosystems gleichgültig in Kauf nehmen.

Herr Pezeshkian, Staatspräsident des Regimes, hatte dann tatsächlich die Idee, die Regierungsgeschäfte an den Persischen Golf zu verlegen. Mit anderen Worten: Zwölf Millionen Teheraner sollen in dieser Situation sich selbst überlassen werden, während die Machthaber an die sichere Küste flüchten – mit Wasser im Überfluss und weit entfernt vom Chaos.

Wer nun als Entschuldigung anführt, dass die Regierungsgeschäfte weitergehen müssten, dem sei gesagt: Dieses Regime hat zu keinem Zeitpunkt seiner 47-jährigen Geschichte das Land mit Sinn und Verstand regiert. Das Wohlergehen der Menschen spielte dabei nie eine Rolle. Vielmehr haben sie lange von den Errungenschaften der Schah-Zeit gezerrt – und sich hemmungslos am Reichtum des Landes bedient, zur Umsetzung ihrer Ideologie.

Pezeshkians abstruse Idee zeigt erneut deutlich: Für die Machthaber haben die Menschen im Iran keine Priorität.

Uns erreichen derzeit selbstgedrehte Videos von Müttern, die ihre Babys an offene Kühlschranktüren halten, um die letzte kühle Brise auszunutzen – bevor auch diese Quelle versagt. Alte Menschen bleiben in Fahrstühlen stecken, ringen bei dieser Hitze nach Luft. Die Wirtschaft steht still. Die Menschen verdienen kein Geld mehr. Die Situation ist untragbar geworden.

Im ganzen Land sehen wir, wie die Bevölkerung ihre Angst vor dem Regime überwindet und zunehmend aufbegehrt.

Es war nie vorgesehen, das auf 60 % angereicherte Uran zur Energiegewinnung für die notleidende Bevölkerung zu nutzen. Es sei daran erinnert, dass zur Energieversorgung keine 60 % Urananreicherung benötigt wird – wohl aber für anderes.

Das Regime braucht die Atombombe, um seinen Machterhalt zu sichern, für die Schaffung eines schiitischen Kalifats im Nahen Osten – und für die Vernichtung Israels. Es erstaunt daher nicht, dass Aussenminister Araghchi letzte Woche noch einmal betonte, dass die Urananreicherung nicht zur Diskussion stehe.

Die Revolutionsgarden jetzt nicht auf die Terrorliste der EU zu setzen, verlängert nur künstlich das Leben dieses Regimes. Denn es wird stürzen. Umso wichtiger wäre es, dass Europa sich ohne Wenn und Aber an die Seite der iranischen Bevölkerung stellt – und das Demokratiebestreben unterstützt.

Nach dem Nationalen Konvent vom 26. Juli 2025, bei dem Kronprinz Reza Pahlavi weite Teile der Opposition vereinte, wurde vor wenigen Tagen das Programm für die ersten 100–180 Tage nach einem Sturz des Regimes veröffentlicht. Es wurde von Juristen, Wissenschaftlern und Fachleuten ausgearbeitet und steht nun allen Iranerinnen und Iranern zur Ansicht und Diskussion zur Verfügung.

Wir haben uns auf den Weg in die Zukunft gemacht, um das dunkelste Kapitel der iranischen Geschichte zu überwinden. Eine Herausforderung – ja. Aber wenn wir seit der Mahsa-Revolution etwas gelernt haben, dann ist es: die Rückbesinnung auf unsere Stärken – und unsere Würde.

2 Kommentare

  1. ElFri, was ist „‚Sacharja 14 “ ? Ein Text aus welchem Buch / Bibel ?
    Ja, sieht aus wie eine Vorausschattierung !
    Danke für diesen Kommentar.
    Und ja, die Perser sind die größte Bevölkerungsgruppe, obwohl es auch eine Arabische Region geben soll. In den Niederlanden haben wir noch immer den Spruch : „“Een wet van Meden en Perzen „“ ( Wet ist Gesetz, daran gibt es nichts zu ändern )

  2. Genau: Für Atombomben und ein weltumspannendes Terrorregime ist genug Geld da – für die Grundbedürfnisse der eigenen Bevölkerung reicht es nicht mehr.

    Vor längerer Zeit musste ich in Deutschland ein Taxi nehmen. Ich kann mir politische Gespräche einfach schlecht verkneifen – und der Fahrer riss fast einen Stopp und erklärte mir unmissverständlich, dass er Perser sei, nicht Iraner. Keinesfalls Iraner – aber stolzer Perser. – Ich wünsche dem iranischen (persischen) Volk Segen und bete, dass rasch eine gute Zeit herbeikommt für das Volk.

    In Sacharja 14 wird ein „göttlicher“ Klimawandel beschrieben: „Und es wird geschehen, wenn eines von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird [zum Laubhüttenfest], um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten: Über dieses wird kein Regen kommen…“. Heute erleben wir eine Vorausschattierung.

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