Mittelalterliche Bibelhandschrift in Jerusalem ausgestellt

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Vorstellung der Schem-Tov-Bibel in der Nationalbibliothek Israels. Foto NLI
Vorstellung der Schem-Tov-Bibel in der Nationalbibliothek Israels. Foto NLI
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Eine wertvolle Bibelhandschrift aus dem Mittelalter ist zurück in Jerusalem. An ihr sollen Forscher unter anderem die jüdischen Text- und Kunsttraditionen der Zeit erforschen können.

Eine Bibelhandschrift aus dem 14. Jahrhundert ist ab sofort in der israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem zu sehen. Die sogenannte Schem-Tov-Bibel sei ein „monumentales Werk biblischer, künstlerischer, masoretischer und kabbalistischer Gelehrsamkeit“ heisst es in einer Mitteilung der Bibliothek.

Die Handschrift stammt von dem jüdischen Gelehrten Rabbiner Schem Tov Abraham Ibn Gaon und entstand in Spanien. Sie spiegele „die intellektuelle und spirituelle Vitalität des sephardischen Judentums jener Zeit wider“, so die Bibliothek. Einzigartig sei die Kreuzung von jüdischer Mystik (Kabbala), Bibelüberlieferung (Masora) und jüdischer Kunst. Die Handschrift sei eine wichtige Quelle für das Studium jüdischer Text- und Kunsttraditionen insbesondere Spaniens. Unter anderem verweisen Anmerkungen in der Handschrift laut der Bibliothek auf verlorene Dokumente und böten die Möglichkeit, „Traditionen zu studieren, die aus den historischen Aufzeichnungen fast verschwunden sind“.

Besonders sei auch die künstlerische Ausstattung der Bibel. Arkaden, gotische Bögen und Vogel- sowie Tiermotive verwiesen auf die islamische und christliche Bildsprache der damaligen Zeit als Inspiration.

Shem Tov Okhlah ve okhlah Photo Ardon Bar Hama lo res
Die Schem-Tov-Bibel – Okhlah ve-okhlah, eine frühe Sammlung masoretischer Anmerkungen zum Bibeltext. Foto Ardon Bar-Hama

Der Künstler der Bibelhandschrift liess sich laut Bibliothek 1315 im Land Israel nieder. Auch nach dem Tod Ibn Gaons 1330 sei das Werk mehrere Jahrhunderte im Nahen Osten verblieben. Im 17. Jahrhundert kam die Handschrift demnach nach Nordafrika, wo man ihr mystische Kräfte zugeschrieben habe.

Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb der Sammler David Solomon Sassoon die Bibel und liess sie neu binden. 1984 wurde sie an die Besitzer einer bedeutenden europäischen Judaica-Sammlung verkauft und 1994 vom Schweizer Sammler Jaqui Safra erworben. Drei Jahrzehnte später, im Jahr 2024, wurde das Manuskript bei Sotheby’s versteigert. Es wurde von Terri und Andrew Herenstein erworben, die es der Nationalbibliothek Israels als langfristige Leihgabe zur Verfügung gestellt haben.

Sallai Meridor, Vorsitzender der Nationalbibliothek Israels, sagte: „Die Übergabe dieses Manuskripts, insbesondere zum Schawuot-Fest, an dem die Übergabe der Tora gefeiert wird, ist von grosser Bedeutung. Nach einer Reise von Spanien über Bagdad, Tripolis, London und Genf ist die Shem-Tov-Bibel nun wieder zu Hause angekommen, an den Ort, an dem Rabbi Shem Tov ben Abraham Ibn Gaon lebte und sie haben wollte, in das Land Israel und nun nach Jerusalem. Wir sind der Familie Herenstein dankbar, dass sie einen Traum Wirklichkeit werden liess.“

KNA/akr/brg/Aud

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