Trotz Waffenstillstand: Hisbollah errichtet neue Waffenfabrik in Wohngebiet von Beirut

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Die Waffenproduktionsstätte der Hisbollah in Dahieh. Foto: IDF
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Während die internationale Gemeinschaft weiterhin auf eine Stabilisierung der Lage zwischen Israel und dem Libanon hofft, zeigen neue Informationen aus Beirut ein bekanntes Muster: Die libanesische Terrororganisation Hisbollah nutzt auch in Zeiten des Waffenstillstands jede Gelegenheit, ihre militärische Infrastruktur auszubauen – auf Kosten der eigenen Zivilbevölkerung.

Waffenproduktion mitten in Wohnhäusern und neben einer Schule

Nach Angaben des arabischsprachigen Sprechers der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Avichay Adraee, führt die Hisbollah derzeit intensive Bauarbeiten an einer neuen Waffenproduktionsstätte im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut durch. Der Standort ist alles andere als zufällig gewählt: Es handelt sich um den südlichen Stadtteil Dahieh, eine bekannte Hochburg der Hisbollah.

Die Anlage befindet sich nicht nur mitten in einem dicht besiedelten Wohngebiet, sondern nach Angaben der IDF auch direkt neben einer Schule. Damit setzt die Hisbollah ihre bekannte Strategie fort, militärische Infrastruktur gezielt in der Nähe von Zivilisten zu errichten – in der Hoffnung, dass diese als menschliche Schutzschilde dienen und mögliche israelische Gegenangriffe erschweren.

Bereits zerstörte Anlage wird wieder aufgebaut

Laut Adraee handelt es sich bei dem aktuellen Bauprojekt nicht um einen völlig neuen Standort. Vielmehr versuche die Hisbollah, eine bereits im November 2024 bei einem israelischen Luftangriff zerstörte Waffenfabrik wieder aufzubauen.

Der Wiederaufbau begann offenbar nur wenige Wochen nach Inkrafttreten des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hisbollah im Januar 2025 – ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Terrororganisation nicht an die Vereinbarungen hält.

Schon damals lagen dem israelischen Geheimdienst erste Hinweise auf erneute Aktivitäten vor. Die IDF reagierte mit einer unangekündigten Inspektion des betroffenen Gebiets – ein Versuch, die Einhaltung des Waffenstillstands zu überprüfen.

Gezielte Täuschung der Inspekteure

Doch wie Avichay Adraee in einem Tweet dokumentierte, war die Hisbollah auf die Inspektion vorbereitet. Luftaufnahmen zeigen, dass kurz vor dem Eintreffen der Inspektoren sämtliche Baumaterialien vom Gelände entfernt worden waren. Damit versuchte die Terrororganisation, ihre Aktivitäten zu verschleiern und den Eindruck zu erwecken, es fänden keine Bauarbeiten statt.

Doch kaum war die Inspektion beendet, wurden das Material zurückgebracht und die Arbeiten fortgesetzt. „Die Hisbollah führt den Libanon und die internationale Gemeinschaft an der Nase herum“, sagte Adraee. „Während sie in der Öffentlichkeit vorgibt, sich an den Waffenstillstand zu halten, arbeitet sie im Verborgenen weiter an ihrer militärischen Aufrüstung“.

Adraee wandte sich direkt an die Bewohner des betroffenen Viertels. In einem Tweet forderte er die Menschen auf, sich zu ihrem eigenen Schutz mindestens 500 Meter von den betroffenen Gebäuden zu entfernen.

Diese öffentliche Warnung ist Teil der israelischen Doktrin, vor Angriffen auf militärische Infrastruktur in zivilen Gebieten gezielt zu warnen, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Sie zeigt aber auch, wie sehr die Hisbollah die libanesische Bevölkerung in Geiselhaft nimmt, indem sie ihre militärische Infrastruktur gezielt in Wohngebieten platziert.

Ein altbekanntes Muster

Der Fall von Beirut reiht sich ein in eine lange Liste von Vorfällen, bei denen die Hisbollah militärische Einrichtungen in unmittelbarer Nähe von Schulen, Moscheen oder Krankenhäusern errichtet hat. Bereits in früheren Konflikten – etwa 2006 oder 2021 – wurden ähnliche Taktiken dokumentiert.

Für Israel stellt diese Praxis eine erhebliche sicherheitspolitische Herausforderung dar. Zugleich ist sie Ausdruck einer bewussten Strategie der asymmetrischen Kriegsführung, in der die Grenze zwischen zivilen und militärischen Objekten gezielt verwischt wird.

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