
Neue Analysen legen nahe, dass die von der Hamas veröffentlichten Opferzahlen zum Gaza-Krieg teilweise nicht der Realität entsprechen.
Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Tausende von Toten, die in früheren Listen der Hamas aufgeführt waren – darunter auch Kinder – in den aktuellen Statistiken nicht mehr auftauchen. Die Ergebnisse werfen grundsätzliche Fragen nach der Verlässlichkeit der Opferzahlen aus dem Gazastreifen auf – insbesondere auch im Hinblick auf ihre häufige Verwendung durch Medien und internationale Organisationen.
Wie die Jerusalem Post unter Berufung auf den US-Datenanalysten Salo Aizenberg berichtet, hat die Hamas in ihrer März-2025-Statistik rund 3.400 Personen aus früheren Opferlisten gestrichen – darunter 1.080 Kinder. Diese Personen waren zuvor in den offiziellen, von der Hamas veröffentlichten Opferstatistiken für August und Oktober 2024 enthalten. Er geht davon aus, dass es diese Todesfälle nie gegeben hat und es sich um bewusste Falschangaben handelt.
Aizenberg stellte darüber hinaus fest, dass 72 % der registrierten Todesopfer Männer zwischen 13 und 55 Jahren sind – also genau jene Altersgruppe, die typischerweise als Kombattanten eingestuft wird. Die Behauptung der Hamas, 70 % der Getöteten seien Frauen und Kinder, ist damit nachweislich falsch.
UN OCHA publishes a daily “flash update” since Oct 8 and cites detailed Gaza casualty figures provided by Hamas. The website and data is available to the public here: https://t.co/CuAw4CNf0c Sometime in October the UN provided the data in graphic form, here is the latest. 2/ pic.twitter.com/rSrN3x5K1r
— Aizenberg (@Aizenberg55) December 4, 2023
Frühere Hinweise auf Unstimmigkeiten
Die Erkenntnisse bestätigen Einschätzungen aus einem Bericht der Henry Jackson Society vom Dezember 2024. Auch dort war die Rede davon, dass die Hamas Opferzahlen deutlich zu hoch angegeben und insbesondere die Zahl ziviler Opfer ohne ausreichende Belege dargestellt habe. Andrew Fox, der Autor des Berichts, stellte fest, dass in den Hamas-Dokumenten zahlreiche Unstimmigkeiten gefunden wurden – etwa die wiederholte Aufnahme identischer Namen oder Personen, für deren Tod keine Nachweise vorlagen.
Rolle internationaler Institutionen und Medien
Ein zentraler Kritikpunkt ist die häufig unkommentierte Übernahme der Hamas-Zahlen durch internationale Organisationen. So gibt etwa das UN-Nothilfebüro OCHA regelmässig Zahlen über Opfer in Gaza heraus, die auf Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza basieren – ohne deutlich zu machen, dass dieses Ministerium vollständig unter Kontrolle der Hamas steht.
Auch westliche Medien zitieren regelmässig diese Zahlen, ohne die Quelle und deren politische Interessen ausreichend einzuordnen. In der Schweiz steht in diesem Zusammenhang das öffentlich-rechtliche SRF in der Kritik. In zahlreichen Berichten seit Beginn des Kriegs im Oktober 2023 hat SRF regelmässig Opferzahlen aus Gaza veröffentlicht, meist mit dem Vermerk «laut palästinensischem Gesundheitsministerium in Gaza». In der Regel wird nicht transparent gemacht, dass es sich dabei um eine Quelle handelt, die einer Terrororganisation untersteht.