
Seit Dienstag ertönen ungewohnte Rufe durch die Strassen von Beit Lahia und Jabalia: «Hamas raus», «Wir wollen Frieden», «Stoppt den Krieg». Zum ersten Mal seit langer Zeit wagen es Hunderte Palästinenser, sich öffentlich gegen die Terrorherrschaft der Hamas aufzulehnen.
Es sind Szenen, die Hoffnung machen – Hoffnung auf ein Erwachen, auf Selbstverantwortung, vielleicht sogar auf einen ersten Schritt in eine andere Zukunft für Gaza. Doch so ermutigend diese Bilder auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, sie werfen auch unangenehme Fragen auf.
Wo war der Aufschrei am 7. Oktober 2023?
Damals zogen tausende Palästinenser – darunter viele aus denselben Vierteln wie heute – feiernd durch die Strassen. Sie bejubelten die schlimmsten Gräueltaten an Juden seit der Shoah. Sie tanzten und spuckten auf Leichen, hielten Kinder als Trophäen hoch, verteilten Süssigkeiten zur Feier verschleppter israelischer Frauen und Kinder. Die Grenze zwischen Mitläufertum und aktiver Komplizenschaft verschwamm im kollektiven Rausch.
This is the way this so-called innocent civilians of Gaza reacted on 7th of October when Hamas took the hostages 🤬🤬🤬🤬🤬🤬🤬
— Gyan Jara Hatke (@GyanJaraHatke) November 19, 2023
See how they are respecting the dead body 🤬🤬🤬🤬🤬🤬
https://t.co/POIVeBHd7D
Und heute?
Heute fordern sie ein Ende des Krieges, klagen über Not, Zerstörung, Hunger – alles reale Leiden, unbestritten. Doch es ist der Krieg der Hamas, den sie nun beklagen. Es ist das Regime, das sie lange getragen, gewählt, gefeiert haben. Die Hamas herrscht seit 2007 mit eiserner Faust über Gaza – nicht durch einen Putsch, sondern durch Zustimmung und Unterstützung weiter Teile der Bevölkerung. Auch der 7. Oktober war keine Einzeltat eines Kommandos. Er fusste auf jahrelanger Indoktrination, religiösem Fanatismus und tief verwurzeltem Hass.
Jetzt, wo der Preis für diesen Hass spürbar wird, erwacht zaghaft der Protest. Organisiert über soziale Medien, niedergeschlagen von Hamas-Sicherheitskräften – aber immerhin: Es ist etwas in Bewegung. Es ist Widerspruch. Es ist – vielleicht – ein Anfang. Aber man muss wachsam bleiben. Die Geschichte der palästinensischen Gesellschaft ist voll von taktischen Wendungen, falschen Hoffnungen und Lippenbekenntnissen zur Mässigung, sobald der Druck zunimmt. Entscheidend wird sein, was nach diesen Protesten geschieht.
Nicht täuschen lassen
Gibt es eine wirkliche Bereitschaft zur Aufarbeitung? Gibt es die Bereitschaft, sich dem mörderischen Antisemitismus, der «Nakba»-Ideologie, der Verherrlichung des «Widerstands» mit Gewalt zu stellen? Oder bleibt es beim Ruf nach «Ruhe», solange man selbst leidet – und beim nächsten Angriff auf Israel sind die Strassen wieder voller Jubel?
Man sollte sich von den aktuellen Protesten nicht täuschen lassen. Wer jetzt Hoffnung schöpft, muss gleichzeitig auf Aufarbeitung drängen. Ohne eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem 7. Oktober, ohne Distanzierung vom Terror, ohne ein radikales Umdenken in Bildung, Erziehung und politischer Kultur ist jeder Protest nur eine Fassade.
Es ist gut, dass in Gaza gegen Hamas protestiert wird. Aber es ist zu wenig – und vor allem zu spät, um die Folgen von Schweigen, Zustimmung und Gewaltverherrlichung einfach ungeschehen zu machen.
Einziger Grund für den Protest: Eid al-fitr rückt näher, schon nächsten Montag, und da sollen die Bäuche wieder voller Leckereien werden. Nicht die der Geiseln natürlich.
Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Etwa so: Von Laternen baumelnde Hamas-Führer (mindestens 2 Dutzend) und ein Mob, der ihre Leichen voller Hass durch die Straßen paradiert. Sie können es ja – jetzt sollen sie es noch einmal an Leuten zeigen, die es verdienen! Alles andere ist Taqiyya.
Für wie blöd halten die uns denn?!
Warum wird nicht erwähnt, dass die Hilfslieferungen seit Tagen blockiert werden? Im Windschatten des Trump/Putin/Selensky Debattierens um Krieg und Frieden und v.a. der US-Erlaubnis wagte Israel endlich diesen Schritt.
Zuerst einmal das Positive: Ganz offensichtlich sind die Protestierenden gut genährt und anständig gekleidet. Von wegen Hungersnot!
„… ohne ein radikales Umdenken in Bildung, Erziehung und politischer Kultur ist jeder Protest nur eine Fassade.“
Solange das Geld aus dem Westen, sei es via UNRWA oder sonstige Kanäle strömt, ohne dass entsprechend Druck auf das Bildungs-, Erziehungswesen gemacht wird, gibt es kein Umdenken! Moralisch ist auch die Schweiz mitschuldig an den Gräueltaten vom 7.10. Dass in „Palästina“ seit Jahrzehnten schon kleine Kinder zu Hass und Mord an den Juden abgerichtet werden, musste auch den Verantwortlichen im EDA klar sein. Leider haben diese Leute stillschweigend oder gar wohlwollend darüber hinweggesehen.
Endlich.Besser spät als nie.Gleich verbinden mit der Aufhebung der Hamas-Charta. Das gehört dazu.Sonst ist es nur ein Lippenbekenntnis.
Wie eine mir nahe stehende Person trocken bemerkte, könnte dieser Protest einfach eine weitere Taktik sein – ohne allzu ernst gemeinten Hintergrund. // Und: Es ist eine Eigenschaft des Westens, nach 100 Jahren Terror wegen einem einzigen Tag, der weniger Terror enthält, an den globalen Frühling zu glauben.