Die Weigerung einiger Teilnehmer, an einer Jerusalemer Konferenz zum Thema Antisemitismus teilzunehmen, beruht auf der Behauptung, dass einige der eingeladenen rechtsgerichteten europäischen Teilnehmer selbst Antisemiten seien.
Ein Kommentar von Fiamma Nirenstein
Israel hat unter der Leitung des Ministers für Diaspora-Angelegenheiten und Antisemitismusbekämpfung, Amichai Chikli, eine Einladung an führende Politiker und Kulturschaffende weltweit ausgesprochen: Die Teilnahme an der Internationalen Konferenz zur Bekämpfung des Antisemitismus in Jerusalem. Diese Initiative spiegelt eine entscheidende Wahrheit wider: Israel muss diesen Kampf anführen. Seit Jahren ist der Antisemitismus das ideologische Rückgrat einer grossen woken Koalition in der sogenannte „unterdrückte“ Gruppierungen Krieg gegen ihre sogenannten „Unterdrücker“ führen. Im Zentrum dieses Narrativs steht das Bestreben, Israel zu delegitimieren oder gar zu zerstören.
Was wir erleben, ist nicht länger ein Randphänomen, sondern eine Flut. Der älteste Hass hat eine neue, moderne Form angenommen – er manifestiert sich auf öffentlichen Plätzen und Universitätsgeländen als eine Revolte gegen die jüdisch-christlichen Grundwerte des Westens. Das Massaker vom 7. Oktober, bei dem Hamas-Terroristen israelische Zivilisten abschlachteten, zeigte eine unerwartete Wendung. Anstelle von Mitgefühl löste es eine Welle des weltweiten politischen Antisemitismus aus. Heute fühlt sich jeder Jude – ob links oder rechts, säkular oder religiös – bedroht.
Israel ist sich dessen bewusst und hat sein Aktionsfeld erweitert. Es kämpft jetzt nicht nur um physische Sicherheit, sondern auch um moralische Klarheit. Die Regierung versucht, eine globale Führungsrolle im Kampf gegen den Antisemitismus zu übernehmen und öffnet ihre Türen sowohl für linke Führer, die zu Recht die wenigen verbliebenen Neofaschisten anprangern, als auch für die wachsenden rechten Kräfte in Europa, die ohne zu zögern den radikalen Islam – und sein Bündnis mit der radikalen Linken – als einen der wichtigsten Motoren des modernen Antisemitismus bezeichnen. Und sie haben nicht Unrecht. Die Daten, die Angriffe, die Studien – sie alle weisen auf die gleiche Schlussfolgerung hin: Der heutige Antisemitismus gedeiht auf Schulgeländen und bei öffentlichen Protesten, bei denen sich antizionistischer Hass in rohen Terror gegen Juden verwandelt.
Doch nur wenige Tage vor der Konferenz zogen einige eingeladene Teilnehmer ihre Teilnahme zurück. Das ist ein bekanntes Muster. Seit dem 7. Oktober ist das Schweigen – und schlimmer noch, die Verweigerung – erschütternd. Angefangen beim Versäumnis der Vereinten Nationen, die Gräueltaten der Hamas ausdrücklich zu verurteilen, über das weltweite Widerstreben, die Vergewaltigung und Verstümmelung israelischer Frauen anzuerkennen, bis hin zur kaltherzigen Weigerung, um ermordete Säuglinge zu trauern – die Welt hat die Gleichgültigkeit über die moralische Verantwortung gestellt. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sagte bekanntermassen, das Massaker sei „nicht in einem Vakuum geschehen“, als ob das jemals eine Rechtfertigung sein könnte.
Schlimmer noch, viele dieser Stimmen haben Israel verurteilt und es sogar als „völkermordend“ bezeichnet – eine groteske Verdrehung der Realität, da die Hamas und nicht Israel der völkermordende Akteur ist. Die Weigerung, an der Jerusalemer Konferenz teilzunehmen, beruht auf der Behauptung, dass einige der eingeladenen Vertreter aus dem rechten politischen Umfeld Europas selbst Antisemiten seien. Französische, deutsche, österreichische und ungarische Spitzenpolitiker wurden wegen ihrer politischen Zugehörigkeit ausgegrenzt.
Aber wenn das der Fall ist, sollten diese Bedenken dann nicht gerade auf der Konferenz geäussert werden, die einberufen wurde, um Antisemitismus zu bekämpfen? Die Weigerung, dort zu erscheinen, ist eine politische Geste, die nicht nur die Gäste, sondern auch Israel selbst delegitimiert. Und warum?
Zu den umstrittensten Eingeladenen gehörte Jordan Bardella, der 29-jährige Vorsitzende der französischen Nationalversammlung. Ja, er ist der Nachfolger von Marine Le Pen, die sich ihrerseits von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen, einem notorischen Antisemiten, abgewandt hat. Marine Le Pen hat das Erbe ihres Vaters konsequent und öffentlich abgelehnt und nannte den Holocaust sogar „das schlimmste Verbrechen der Geschichte“. Auch Bardella erklärte in einem Gespräch mit dem israelischen Journalisten Eldad Beck, dass er sich „voll und ganz dem Kampf gegen den Antisemitismus verschrieben“ habe.

Seine Anwesenheit, zusammen mit Vertretern der spanischen Partei Vox, der schwedischen Demokraten und der niederländischen Partei für die Freiheit, sorgte jedoch für Aufruhr. Jüdische Organisationen, darunter der Europäische Jüdische Kongress, Mitglieder der jüdischen Gemeinden Italiens und Frankreichs sowie der Oberrabbiner des Vereinigten Königreichs, distanzierten sich von der Veranstaltung. Indem sie das gesamte Forum ablehnten, liessen sie zu, dass ihre Meinungsverschiedenheiten mit Israels aktueller Regierung – insbesondere mit Premierminister Benjamin Netanjahu – den eigentlichen Zweck der Konferenz überschatteten.
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel stammt von einer Expertin der Tageszeitung La Stampa, die schrieb, dass die extreme Rechte und die Evangelikalen sich nicht mit dem Israel verbündet hätten, das sie unterstützten, sondern mit dem „rassistischen und antidemokratischen Israel Netanjahus“. Die Wissenschaftlerin machte sich über das Konzept der Konferenz lustig, die sich auf den so genannten „Antisemitismus“ der Vereinten Nationen und der internationalen Gerichte konzentriere und nicht auf die „wirkliche“ Bedrohung. Aber wie kann man über so eine hohle Logik diskutieren? Israel ist nach wie vor eine lebendige, oft schmerzhafte Demokratie, in der abweichende Meinungen gedeihen. Und die Verfolgung Israels durch die Vereinten Nationen und ihre Unterorganisationen ist nicht hypothetisch – sie ist dokumentiert, untersucht und wegen ihrer obsessiven antiisraelischen Voreingenommenheit allgemein verurteilt.
Sogar Bernard-Henri Lévy, sonst eine Stimme der Klarheit, weigerte sich teilzunehmen – und veröffentlichte eine merkwürdige Erklärung, die einer intellektuellen Selbstanklage gleichkam. Er räumt ein, dass die Rechte nicht mehr von Natur aus antisemitisch sei und dass Israel zu Recht seine Allianzen erweitere. Dennoch verweigert er sich weiterhin, geleitet von Instinkt oder Nostalgie. Ist es die Sehnsucht nach den Schützengräben des Widerstands vor 76 Jahren? Diese Zeit ist vorbei.
Die Befürchtung, dass der Nationalismus gefährliche Elemente enthält, ist natürlich richtig. Aber der Wert des Zionismus liegt in seinem Ziel – die jüdische Nation in einem schmerzhaften Überlebenskampf zu verteidigen. Junge Israelis aus dem gesamten politischen und religiösen Spektrum kämpfen gemeinsam für dieses Ziel.
Und was hört man auf den Strassen im Westen? „Tötet die Juden“, skandieren nicht Skinheads, sondern linke palästinensische Sympathisanten. Die Darstellung Israels als kolonialer, rassistischer, völkermordender Staat hat tiefe Wurzeln in der sowjetischen antiamerikanischen, antizionistischen Propaganda. Wenige Seiten der Nachkriegsgeschichte genügen, um diese Linie nachzuzeichnen. Seit den 1960er Jahren versteckt sich der antisemitische Hass hinter antizionistischer Rhetorik und folgt den drei Ds: Dämonisierung, Doppelmoral und Delegitimierung. Der Terrorismus ist immer an der Seite des Antisemitismus marschiert. Das ist die Wahrheit.
Mit vorsichtiger Entschlossenheit erkennt Israel nun an, was einige jahrelang nicht wahrhaben wollten: dass es auf der Rechten mehr Verbündete finden könnte als auf der Linken. Sogar Bardella.
Fiamma Nirenstein war Mitglied des italienischen Parlaments (2008-13), wo sie als Vizepräsidentin des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der Abgeordnetenkammer diente. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung Audiatur-Online.
Frau Susanna, Ihre Behauptung kann ich nicht verstehen. BSW na ja, eine kleine Minderheit. Aber alle die CDU-Mitglied sind und ein Teil der CDU Wähler, sollen „“alle Antisemiten sein „“ ? ? Koennten Sie da bitte irgendwie einen Beweis für liefern ? Reden, Demo“s , Schriftstücke ? mit Namen ?
Danke für diesen Artikel. Jetzt gilt es wirklich zu realisieren, dass wir links viel gröberen Antisemitismus und Antiimperialismus haben. Und das Gespräch wird einfach verweigert. Ist da noch ein Funken Demokratie vorhanden, die vermeintlich geschützt werden soll. Wir haben noch ordentlich zu tun.
Für Frankreich oder Ungarn mag das zutreffen aber nicht für Deutschland. Hier sind alle Antisemiten, CDU wie BSW.