Nachdem der palästinensische Schriftsteller und ehemalige Fatah-Sprecher Atef Abu Saif auf seiner «Tour de Suisse» ausgeschmückte Interviews gab und linke Politiker wie Fabio Molina (SP) oder Geri Müller (Grüne) traf, wollte natürlich auch das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) nicht abseitsstehen.
In einem einseitigen Beitrag von Anna Trechsel in der Sendung «Rendez-vous» vom 19. März 2025 durfte Abu Saif sein Bestes geben. Im Beitrag erzählt er, er sei im Flüchtlingslager Dschabaliya im Norden Gazas aufgewachsen. Dort habe es keine Bibliothek und keine Sportplätze gegeben. «Nur Geschichten gab es im Überfluss», so Abu Saif. Geschichten im Überfluss, in der Tat.
Einseitig ist der Beitrag deshalb, weil Abu Saif keineswegs nur ein wortgewandter Geschichtenerzähler ist, sondern ein prominenter Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), ein treuer Fatah-Kader und glühender Verfechter einer radikalen palästinensischen Nationalideologie, die Gewalt gegen Israel legitimiert, antisemitische Geschichtsverzerrungen verbreitet und Attentäter zu Helden stilisiert. Diese Aspekte finden im Beitrag von SRF und Frau Trechsel keine Beachtung.
«Israel ist ein Fremdkörper ohne historische Wurzeln»
In seinen politischen Äusserungen zeigt sich Abu Saif als militanter Verfechter der palästinensischen Sache. Gegenüber Israel bedient er sich einer scharfen Rhetorik, die die historische Legitimität des jüdischen Staates in Frage stellt. So erklärte er 2019 im PA-Fernsehen, Israel sei ein Fremdkörper ohne historische Wurzeln:
«Unser Kampf richtet sich gegen diesen Staat [Israel], der aus dem Nichts kam, ohne Geschichte und ohne Geografie, der unser Land gestohlen hat und unsere Existenz auslöschen will… Es gibt nichts in der Geschichte, das [eine jüdische] Präsenz hier beweist. Sie haben nicht einen Stein gefunden… [Israel weiss], dass sie keine Verbindung zu dieser Stadt [Jerusalem] haben, keine Verbindung zur Geschichte, keine Verbindung zur Geografie, wie sie auch keine Verbindung zur Zukunft haben».
Diese Aussage fügt sich in das Narrativ der Palästinensischen Autonomiebehörde ein, wonach die Palästinenser direkte Nachfahren der Kanaaniter seien und daher einen jahrtausendealten Anspruch auf das Land hätten – während die Israelis als «Fremde» und koloniale Eindringlinge bezeichnet werden.
Dementsprechend betont Abu Saif immer wieder das Recht der Palästinenser auf Rückkehr in ihr gesamtes «historisches Heimatland» und beharrt darauf, dass Israel kein dauerhaftes Existenzrecht habe. In einer offiziellen Erklärung bekräftigte er 2023 die Prinzipien von Ghassan Kanafani, dem ehemaligen Sprecher der Terrororganisation Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP). Kanafani und die «Gründergeneration der palästinensischen nationalen Kultur» seien gestorben «für die Kultur des Widerstands, für das legitime Recht, unsere Freiheit zu erlangen und unseren unabhängigen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt aufzubauen, und für das unverzichtbare Recht auf Rückkehr in unser Land, das ganze Land, von dem die Fremden dachten, es sei für sie freigegeben worden».
Diese Worte – insbesondere die Berufung auf Kanafani, ein Symbol einer als Terrororganisation eingestuften Gruppe und die Rede vom «ganzen Land» – zeigen, dass Abu Saif Israel als palästinensisches Eigentum betrachtet und den sogenannten «bewaffneten Widerstand» als legitimen Kampf ansieht. Die «Fremden», von denen er spricht, sind unmissverständlich die jüdischen Israelis. Damit legitimiert er indirekt auch den jahrzehntelangen Terror gegen Israel und die Juden.
Verherrlichung von Terroristen und «Märtyrern»
Offene Aufrufe zur Gewalt gegen Zivilisten finden sich in von Abu Saif veröffentlichten Texten nicht – zumindest nicht in direkter Form. Allerdings ehrt er in wortgewaltigen Essays und Reden immer wieder die «Gefallenen» des Konflikts und stilisiert sie zu ewigen Vorbildern. Seine Sprache entspricht der offiziellen Rhetorik der Palästinenserführung, in der getötete Kämpfer grundsätzlich als Shuhadā’ (Märtyrer) bezeichnet werden, selbst wenn sie bei Anschlägen ums Leben kamen.
Am 13. April 2019 glorifizierte Abu Saif in einer flammenden Rede auf der Wahlveranstaltung des «Märtyrer Yasser Arafat Block» an der Universität Birzeit den «heldenhaften Märtyrer» Omar Abu Layla vor den Studenten der Universität. Der Terroist Omar Abu Laila ermordete am 17. März 2019 einen israelischen Soldaten, den 19-jährigen Sergeant Gal Keidan, mit einem Messer. Anschliessend stahl er die Waffe des Soldaten und erschoss den Rabbiner Achiad Ettinger, 47, als dieser vorbeifuhr; Ettinger starb am nächsten Tag.
Seine nahezu religiöse Verehrung der Gefallenen kommt einer Verherrlichung gleich, auch von Terroristen, da kein Unterschied zwischen Kombattanten und zivilen Opfern gemacht wird. Damit adelt Abu Saif Gewalt gegen Israelis implizit. Tatsächlich hat Abu Saif nie öffentlich ein palästinensisches Attentat verurteilt.
Einerseits gibt er sich in englischen Artikeln dialogbereit («Wir Palästinenser wollen Israel nicht negieren. Wir wollen nur eine Zukunft»), andererseits spricht er in arabischen Medien Israel das Existenzrecht ab. Insgesamt muss man festhalten, dass Abu Saif – wie die gesamte Fatah-Führung – eine klare Linie zieht: Attentate auf israelische Zivilisten werden offiziell (zumindest auf Englisch) nicht bejubelt, wohl aber die «Märtyrer» allgemein, zu denen natürlich und vor allem auch Terroristen zählen.
Das Atef Abu Saif den verurteilten Fatah-Mörder Karim Younis als «grossen nationalen Führer» verherrlichte, die Mutter von fünf Terroristen als «Vorbild des Widerstands» lobte und wiederholt forderte den «Kampf gegen die zionistischen Invasoren» fortzusetzen, hat Audiatur-Online schon anlässlich des Treffens von ihm mit SP-Nationalrat Fabian Molina dokumentiert.
Dass SRF und Anna Trechsel diese und weitere Zusammenhänge ignorieren ist unfassbar. Statt nüchterner Einordnung – Mythologisierung. Statt Distanz – Empathie. Statt Kritik – Bestätigung.
Diese mediale Glorifizierung ist ein Schlag ins Gesicht der israelischen Opfer des palästinensischen Terrors und ein Verrat an den Gebührenzahler in der Schweiz, die zu Recht eine objektive Berichterstattung erwarten. Wer Terrorpropagandisten zu Kulturschaffenden verklärt, trägt aktiv zur politischen Verrohung des Diskurses bei – gerade in Zeiten zunehmender antisemitischer Gewalt und Hetze auch in der Schweiz.
Wikipedia zu Molina: „Seit 2018 ist er Mitglied des Nationalrates und spezialisiert auf Aussen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik.“ Soso, spezialisiert auf Sicherheitspolitik. Ich fürchte, dass Molina mit seinen fragwürdigen Kontakten eher ein Sicherheitsrisiko für unser Land ist!