Brandanschlag auf Hyper Cacher in Paris – Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung

1
Brandanschlag auf Hyper Cacher in Paris – Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Foto Screenshot Le Parisien / Dailymotion
Brandanschlag auf Hyper Cacher in Paris – Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Foto Screenshot Le Parisien / Dailymotion
Lesezeit: 2 Minuten

In der Nacht zum Donnerstag wurde das jüdische Geschäft «Hyper Cacher» an der Porte de Vincennes in Paris erneut Ziel eines Anschlags. Gegen 2:15 Uhr setzte ein bislang unbekannter Täter mehrere Müllcontainer und eine nahegelegene Baustellenmulde in Brand – das Feuer griff auf die Fassade des Geschäfts über. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus.

Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen «vorsätzlicher Sachbeschädigung durch Feuer» ein. Die Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen laut Medienberichten einen Mann, der gezielt mehrere Müllbehälter in Brand setzte. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell unter Kontrolle bringen. Verletzt wurde niemand, doch die Fassade des Ladens ist erheblich beschädigt.

Der Tatort ist jener Supermarkt, in dem am 9. Januar 2015 ein islamistischer Terrorist eine tödliche Geiselnahme verübte. Damals ermordete Amedy Coulibaly vier Juden – ein Anschlag, der sich zwei Tage nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo ereignete.

Auch wenn der oder die Täter bislang nicht identifiziert sind und es bislang keine Bekennerschreiben gibt, liegt der Verdacht eines antisemitischen Motivs nahe. In den vergangenen Monaten ist die Zahl antisemitischer Vorfälle in Frankreich drastisch gestiegen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem «abscheulichen Akt», der «mit grösster Entschlossenheit verurteilt» werde. Der Brandanschlag «weckt tiefe und schmerzhafte Wunden», so Hidalgo. Auch der Bezirksbürgermeister des 20. Arrondissements, Éric Pliez, erklärte gegenüber der Tageszeitung Le Parisien: «Im derzeitigen Klima antisemitischer Gewalt ist dieser Vorfall besonders alarmierend».

Die Reaktionen aus der Bevölkerung zeigen eine Mischung aus Wut, Angst und Entschlossenheit. Eine 54-jährige Anwohnerin sagte gegenüber der Zeitung: «Wir bleiben solidarisch – wir kommen weiter hierher. Ist es ein Verrückter? Ein Antisemit? Beides?» Eine andere Kundin erklärte: «Ich fühle mich hier in Paris viel weniger sicher als in Israel – trotz der Lage dort».

Trotz der Schäden öffnete das Geschäft am Donnerstagmorgen wie gewohnt seine Türen. Die Angestellten räumten Waren ein, Kunden tätigten ihre Einkäufe. Viele Anwohner kamen vorbei – aus Solidarität oder um ihre Bestürzung auszudrücken. «Es ist traurig, was aus Frankreich geworden ist», sagte eine ältere Kundin. «Wenn wir tatenlos zusehen, ist alles verloren».

Ein weiterer Vorfall Anfang Januar 2025 lässt das antisemitische Motiv des Brandanschlags umso wahrscheinlicher erscheinen: Damals wurden in unmittelbarer Nähe der Supermarktfiliale antisemitische Schmierereien entdeckt – insgesamt 34 Graffitis wurden in Saint-Mandé, Vincennes und Montreuil gesprüht. Der Täter wurde inzwischen verurteilt.

Der jüdische Alltag in Frankreich steht erneut unter Druck. Die Attacke auf den Hyper Cacher ist ein weiteres Fanal dafür, wie fragil jüdisches Leben auch zehn Jahre nach den Terroranschlägen von 2015 bleibt.

1 Kommentar

  1. Trotz des schrecklichen antisemitischen Anschlags, der schlimme Erinnerungen weckt, freuen mich die Solidaritätsbekundungen der Anwohner/innen und Kunden/innen, die weiter dort einkaufen und den Laden somit unterstützen und stärken. Das ist es, was es braucht, die Solidarität zu unseren jüdischen Freunden und Bekannten, die zu uns gehören, und die wir nie im Stich lassen, denn „sonst ist tatsächlich alles vorbei“.
    Liebe Grüße von Marita aus Deutschland

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..