In Erinnerung an Dore Gold – Visionär, Gelehrter und Diplomat

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Botschafter Dore Gold. Foto Screenshot Youtube/i24NEWS
Botschafter Dore Gold. Foto Screenshot Youtube/i24NEWS
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Dore Gold, ein ehemaliger hochrangiger israelischer Diplomat und Berater von Premierminister Benjamin Netanjahu, ist am Montag im Alter von 71 Jahren gestorben. Der aus den USA stammende Gold hatte Schlüsselpositionen in der israelischen Diplomatie inne, unter anderem war er von 2015 bis 2016 Generaldirektor des Aussenministeriums und von 1997 bis 1999 UN-Botschafter.

Ein Nachruf von Dr. Dan Diker

Das Ableben von Botschafter Dr. Dore Gold, einem der grossen israelischen Wissenschaftsdiplomaten, ist ein schrecklicher Verlust für Israel und das jüdische Volk. Dore verkörperte eine seltene Kombination von Talenten. Er war ein hervorragender Kenner Israels, des Nahen Ostens und der Beziehungen zwischen den USA und Israel. Er erhielt die bestmöglichen Ausbildungen und erwarb seinen BA, MA und PhD an der Columbia University. Seine Doktorarbeit bei dem renommierten Professor J.C. Hurwitz über Saudi-Arabien verschaffte ihm ein tiefes akademisches Wissen über die arabische Welt und den Nahen Osten.

Dore machte 1980 Alija. An Brovenders Jeschiwa erweiterte er seine persönlichen Kenntnisse in jüdischen Texten und Philosophie. Dores wissenschaftliche Karriere begann dann am Jaffee Center der Universität Tel Aviv, wo er das U.S.-Israel Defense Project leitete. Dort begann er, sich als unabhängiger Denker zu etablieren, der gegen die etablierten Lehrmeinungen anschrieb. Bei Jaffee verfasste er eine Minderheitenmeinung in einem Kompendiumartikel, in dem er sich gegen die Gründung eines palästinensischen Staates in den Hügeln von Judäa und Samaria aussprach, noch vor den israelischen Friedensprozessen in Madrid und Oslo.

Als junger Berater des damaligen stellvertretenden Aussenministers Benjamin Netanjahu auf der Madrider Konferenz 1991 brachte Dore sein Fachwissen in den Bereichen Politik und nationale Sicherheit ein. Dore glaubte fest an die jordanisch-israelischen Beziehungen und an die Möglichkeit eines föderal-konföderalen, sicherheitspolitischen Ansatzes in der Palästinenserfrage. Dores tiefe strategische Besorgnis hinsichtlich der Verhinderung künftiger Angriffe aus dem Osten veranlasste ihn, eine Wiederbelebung des Konzepts der zu verteidigenden Grenzen von General Yigal Alon voranzutreiben, das dieser nach dem Krieg von 1967 entwickelt hatte.

In seinen verschiedenen Funktionen als aussenpolitischer Berater von Premierminister Netanjahu, als Botschafter bei den Vereinten Nationen und als Generaldirektor des israelischen Aussenministeriums setzte sich Dore für die Verteidigung der Grenzen ein, einschliesslich der Kontrolle Israels über den Jordangraben und das judäisch-samarische Bergland. Dores Einsatz war entscheidend, um das Bewusstsein für die Aufrechterhaltung der Sicherheit der israelischen Küstenebene zu schärfen, die den Grossteil der israelischen Bevölkerung und Infrastruktur beherbergt.

Dore drängte Premierminister Ariel Scharon dazu, in einem amerikanischen Schreiben, das die Sicherheitsbedürfnisse Israels bekräftigte und von Präsident George W. Bush am 14. April 2004 im Gegenzug für den Rückzug Israels aus dem Gazastreifen vorgelegt wurde, verteidigungsfähige Grenzen aufzuführen. Golds Beharren auf verteidigungsfähigen Grenzen ist nach der Invasion der Hamas und den Angriffen der Hisbollah noch wichtiger geworden.

Doch Dores strategische Vision war noch weitreichender. Bereits 2007 warnte er Israel und die Welt in seinem Bestseller „The Rise of Nuclear Iran“ vor der trügerischen Diplomatie des iranischen Regimes gegenüber dem Westen. Dores Buch führte zu bahnbrechender politischer Arbeit am Jerusalem Center for Security and Foreign Affairs, dem ersten politischen Institut, das 2007 den Begriff „iranische Krake“ prägte und damit die Kontrolle des Irans über Länder im gesamten Nahen Osten illustrierte, die König Abdullah von Jordanien als „schiitischen Halbmond“ bezeichnete.

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Premierminister Benjamin Netanjahu stellt dem ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni den Generaldirektor des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten Dore Gold vor, 4. Juli 2016. Foto Presseabteilung des ugandischen Präsidenten.

Dores hervorragender Ruf als junger Diplomat mit der Fähigkeit, den internationalen Medien komplexe strategische Konzepte einfach und prägnant zu vermitteln, beeindruckte Premierminister Netanjahu, der sich nach Netanjahus knappem Sieg über Schimon Peres 1996 auf Dores umfassende Fähigkeiten als politischer Stratege und wortgewandter Diplomat und Sprecher sowohl gegenüber der arabischen Welt als auch dem Westen verliess.

Dores Erfolg als aussenpolitischer Berater führte dazu, dass er Israel 1997 bei den Vereinten Nationen vertrat, wo er sich für Israels rechtebasierte Diplomatie einsetzte. Bei den Vereinten Nationen leitete Dore die diplomatische Gegenoffensive gegen den PLO-Vertreter Nassar al-Kidwa, der gemeinsam mit seinem Onkel Arafat die grundlegenden rechtlichen und historischen Rechte Israels in einer kontinuierlichen Kampagne untergrub, die in den frühen 1970er Jahren begonnen hatte.

Ich erinnere mich, dass Dore stolz eine Veranstaltung bei der UNO ausrichtete, bei der Israels jahrtausendealte archäologische Geschichte mit Artefakten aus der Zeit des Ersten und Zweiten Tempels gezeigt wurde, die die tiefe Verbundenheit des jüdischen Volkes mit dem Land Israel seit der Antike belegten. Auf persönlicher Ebene war Dore ein integrer Mann, der sich voll und ganz dem Schutz Israels und des jüdischen Volkes verschrieben hatte und Jerusalem als Anker und Brennpunkt der jüdischen Souveränität betrachtete. In seinem 2007 erschienenen Bestseller Der Kampf um Jerusalem hat er den zukünftigen Kampf des jüdischen Volkes im Nahen Osten auf den Punkt gebracht. Was Dore seit Jahrzehnten erkannt hat – die zentrale Bedeutung Jerusalems im islamistischen Krieg um Jerusalem und gegen die jüdische Souveränität – hat die Hamas in ihrem Massaker vom 7. Oktober 2023, das sie „al-Aqsa-Flut“ nannte, bestätigt.

Dore vertrat in der UNO-Vollversammlung geschickt und wortgewandt die unbestreitbaren historischen und rechtlichen Ansprüche Israels, deren Delegitimierung heute zum Mainstream-Diskurs in der UNO und ihren Organisationen gehört. Dore fasste seine Anklage gegen das UN-System in seinem Bestseller Tower of Babble aus dem Jahr 2004 zusammen und entlarvte dessen Heuchelei und moralischen Bankrott. Fünfundzwanzig Jahre später hat das bösartige Verhalten der UNO im Zusammenhang mit dem Massaker vom 7. Oktober durch die Hamas seine These nur bestätigt.

Dores visionärer Ansatz für die nationale Sicherheit Israels, seine Sachkenntnis und sein diplomatisches Geschick wurden nur durch seine vollkommene persönliche Integrität übertroffen. Er zeigte die Qualitäten eines wahren Gentleman aus einer vergangenen Ära. Er ebnete auch einen neuen Weg für Israelis amerikanischer Abstammung, die in Israels nationaler Sicherheits- und Aussenpolitik und in der internationalen Diplomatie eine wichtige Rolle spielen. Zu diesen Personen gehören der Minister für strategische Angelegenheiten Ron Dermer, der kanadisch-amerikanische Berater für Aussenpolitik Ophir Falk, der ehemalige israelische Botschafter in den USA Dr. Michael Oren und der derzeitige israelische Botschafter in den USA Dr. Yehiel Leiter, die alle den Weg beschritten haben, den Dore Jahre zuvor eingeschlagen hatte. Dores enormer Beitrag für Israel und das jüdische Volk kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir vom Jerusalem Center for Security and Foreign Affairs setzen uns dafür ein, sein Vermächtnis fortzuführen, indem wir arabische Verbündete umarmen und Israels Grenzen sichern, während wir die Desinformation, Delegitimierung und Diffamierung Israels bekämpfen – ein Kampf, den Dore mit Mut und moralischer Klarheit führte. Möge sein Andenken ein Segen sein.

Dr. Dan Diker, Präsident des Jerusalem Center for Public Affairs. Übersetzung Audiatur-Online.

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