
Die BBC hat eine Gaza-Dokumentation zurückgezogen, nachdem bekannt wurde, dass der 13-jährige Erzähler der Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs ist. Der Fall reiht sich in eine Serie von Qualitätsmängeln bei öffentlich-rechtlichen Sendern ein. Auch in der Schweiz steht das SRF wiederholt in der Kritik.
Der britische Investigativjournalist David Collier brachte ans Licht, dass der jugendliche Erzähler namens Abdullah in der BBC-Dokumentation «Gaza: How To Survive A War Zone» der Sohn von Ayman Alyazouri ist – dem stellvertretenden Landwirtschaftsminister in Gaza und damit einem führenden Vertreter der Terrororganisation. Diese bedeutsame Verbindung wurde den Zuschauern ursprünglich vorenthalten.
Verbindungen zu Hamas und PFLP
Die Recherchen Colliers deckten zudem auf, dass Abdullah bereits im November 2023 in einer anderen BBC-Reportage aufgetreten war – damals in Begleitung seines angeblichen Vaters Khalil Abu Shamala. Tatsächlich handelte es sich bei Shamala um seinen Onkel, der früher Direktor von Addameer war, einer NGO mit Verbindungen zur Terrororganisation PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas), die auch von der Schweiz jahrelang unterstützt wurde.
Öffentlich-rechtliche Sender unter Druck
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Qualitätsprobleme bei öffentlich-rechtlichen Medien. Während die BBC nach massiver Kritik reagierte und versprach, die Vorwürfe zu untersuchen, zeigt sich beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF ein anderes Bild. Trotz wiederholter Verstösse gegen die Neutralitätspflicht – zuletzt bei der Berichterstattung über die pro-Hamas Studentenproteste, die von der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) im Dezember 2024 mit harten Worten gerügt wurde – gibt es kaum Anzeichen für eine kritische Selbstreflexion. Über das UBI-Urteil wurde bei SRF nur am Rand berichtet.
Schwerer Reputationsschaden
Der ehemalige BBC-Fernsehdirektor Danny Cohen bezeichnete den aktuellen Fall als «institutionelle Krise». Die Tatsache, dass weder die Produzenten noch die monatelang vor Ort arbeitenden Kameraleute die Hamas-Verbindung offenlegten, wirft schwerwiegende Fragen zur journalistischen Sorgfaltspflicht auf. Die britische Kulturministerin Lisa Nandy kündigte Gespräche mit der BBC-Führung an.

BBC reagiert, SRF nicht
Die BBC reagierte zunächst mit einem Warnhinweis zu Beginn der Dokumentation. Nach anhaltender Kritik wurde die Sendung jedoch komplett aus der Mediathek entfernt. Die Produktionsfirma Hoyo Films, die laut BBC die «volle redaktionelle Kontrolle» hatte, hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäussert.
Der Fall unterstreicht die wachsende Bedeutung unabhängiger Medienkritik. Während die BBC zumindest im Nachgang Transparenz zeigte, werden bei SRF kritische Stimmen konsequent ignoriert. Beide Fälle verdeutlichen die Notwendigkeit einer strengeren demokratischen Kontrolle öffentlich finanzierter Sender, die systematisch gegen Ansprüche an Qualität und Neutralität verstossen.(dr)
Nur die Halbierungsinitiative kann beim staatlich zwangsfinanzierten Propagandamedium korrigierend wirken.