
Während der Iran von den westlichen Mächten, die über seine nukleare Entwicklung besorgt sind, auf sein Schicksal wartet, haben die dschihadistischen Gruppierungen im Nahen Osten durch die geschickt konzipierten Vergeltungsmassnahmen Israels – die in unregelmässigem Umfang von den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich unterstützt werden – eine schwere Niederlage erlitten.
von Nils A. Haug
Extremistische Islamisten konzentrieren sich bei ihren Bemühungen, ein globales Kalifat zu errichten, erneut auf ihre übliche Taktik des Terrors und des Umsturzes, indem sie den afrikanischen Kontinent infiltrieren.
Ein Bericht des in den USA ansässigen Foreign Policy Research Institute stellt fest, dass im Jahr 2024 ein Hauptvertreter des Terrors, der Islamische Staat, „nicht mehr im Nahen Osten verankert ist, sondern viele seiner produktivsten und aktivsten Ableger in Afrika zu finden sind, wo sich IS-Ableger regelmässig zu Anschlägen in der Demokratischen Republik Kongo, Ägypten, Mosambik und Nigeria bekennen“.
In ähnlicher Weise bezeichnete der Africa Report in diesem Monat Afrika als „eine wachsende Brutstätte für terroristische Aktivitäten“ und zitierte den Sicherheitsanalysten Beverly Ochieng mit den Worten: „Der Islamische Staat hat in den letzten Monaten öffentlich gemacht, dass Afrika ein Ziel für seine Aktivitäten ist: „Der Islamische Staat hat in den letzten Monaten Afrika als Ziel für seine Aktivitäten und seine Präsenz bekannt gemacht.“
Die dazugehörige Karte zeigt die zunehmenden dschihadistischen Aktivitäten in zahlreichen afrikanischen Ländern, von denen die meisten nicht über die Mittel oder die Fähigkeit verfügen, diesen oft rücksichtslosen Angriffen zu begegnen. Selbst die gepriesene Afrikanische Union stellt in einem Exposé fest, dass es ihr „an einem kohärenten Plan zur Bekämpfung des Terrorismus fehlt“.
Wie von den radikalen Islamisten nicht anders zu erwarten, sind Christen in diesen Ländern ein Ziel der Vernichtung. „Afrika ist zum Epizentrum des radikal-islamischen Terrorismus geworden“, erklären Charles Jacobs und Uzay Bulut.
„Die Zahl der gezielt ermordeten, gefolterten, vergewaltigten, entführten und zum Islam zwangsbekehrten Christen übersteigt bei weitem die Zahl der Menschen im Gazastreifen, die von Israel unbeabsichtigt getötet wurden, weil es das Feuer auf Terroristen richtet, die sich hinter Zivilisten verstecken. In der Tat verteidigt Israel seine Bevölkerung gegen die gleichen dschihadistischen Angriffe, denen afrikanische Christen ausgesetzt sind.
Die ständigen Angriffe auf wehrlose Christen in Afrika werden von den meisten Medien in der Welt beschämend ignoriert. Die Geheimdienste der westlichen Grossmächte sind sich dieser Situation zweifellos bewusst, aber in dieser für den indopazifischen Raum, den Nahen Osten und die Ukraine entscheidenden Phase liegen die Prioritäten verständlicherweise woanders. Afrika, so scheint es, hat für den Westen derzeit einfach keine Priorität – und genau das scheint der Grund zu sein, warum China dieses Vakuum ausnutzt und in ganz Afrika (und dem anderen nicht prioritären Kontinent, Südamerika) wirtschaftlich, finanziell und politisch tief eindringt – vor allem durch seine verführerisch klingenden Kreditinitiativen „Belt and Road“, von denen sich viele als Schuldenfallen entpuppen.
Der Hauptverursacher des dschihadistischen Terrors in Afrika scheint immer noch der Islamische Staat (IS) zu sein. Zusammen mit ideologisch gleichgesinnten Gruppen – die meisten von ihnen sind aktive Ableger der breiteren Bewegung der Muslimbruderschaft, die von Katar über seinen Fernsehsender Al-Jazeera gefördert wird – ist ihr oberstes Ziel ein islamisches Kalifat unter der Scharia. Der IS ist mit Al-Shabaab verbunden – eine von mehreren Splittergruppen, die in verschiedenen Regionen Afrikas operieren. Al-Shabaab ist vor allem in Somalia aktiv, von wo aus die Gruppe Anschläge in Mosambik verübt – einem Land, das gemeinsame Grenzen mit Sambia, Simbabwe, Malawi, Tansania, Südafrika und Swasiland hat, die alle sehr anfällig für islamischen Einfluss und dschihadistischen Terror sind.
In einer Strategie, die als „globales langfristiges Planspiel“ vom IS beschrieben wird, zielt die Bewegung darauf ab, ganz Afrika zu durchdringen. Derzeit operieren die IS-Mitglieder erfolgreich auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel, in Somalia, Mosambik und Westafrika. Kurz gesagt, vom nördlichsten Teil Afrikas (Ägypten, Algerien, Libyen, Tunesien) über Somalia bis nach Mosambik – wobei sie wahrscheinlich die südlichste Spitze Südafrikas, Kapstadt, anstreben. In Westafrika ist der IS in Nigeria, Mali, der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo sowie in Mosambik im Osten vertreten und hat dort Einfluss. Überall, wo die Gruppe auftritt, wendet sie Gewalt an.
Das ultimative Ziel der islamischen Dschihadisten scheint es zu sein, in die Vereinigten Staaten einzudringen. Der Al-Qaida-Führer Dr. Ayman Al-Zawahiri erklärte:
„Die militärische Arbeit zielt zunächst auf das Haupt der globalen Ungläubigen, Amerika, und seinen Verbündeten Israel, und dann auf seine lokalen Verbündeten, die unsere Länder regieren. Das Ziel ist es, Amerika zu erschöpfen und auszubluten, damit es wie die Sowjetunion endet und sich aufgrund seiner militärischen, menschlichen und wirtschaftlichen Verluste isoliert und anschliessend seinen Griff auf unsere Länder lockert und seine Verbündeten einer nach dem anderen zu fallen beginnen.“
Ausserdem sind alle Menschen im Westen Ziel für Anschläge. Al-Zawahiri fährt fort:
„Wenn du einen ungläubigen Amerikaner oder Europäer töten kannst – besonders die boshaften und schmutzigen Franzosen – oder einen Australier oder Kanadier oder irgendeinen anderen Ungläubigen, der Krieg führt, einschliesslich der Bürger der Länder, die eine Koalition gegen den Islamischen Staat eingegangen sind, dann verlasse dich auf Allah und töte ihn auf jede Art und Weise.“
Folglich liegt es im Interesse des Westens, insbesondere der Vereinigten Staaten als dominierende Militärmacht, dass die afrikanischen Länder, die mit dem islamischen Dschihad-Terror konfrontiert sind, Hilfe erhalten. Die Realität in Afrika ist, dass es auf dem 54 Nationen umfassenden Kontinent südlich der Sahara kein stehendes Heer gibt, das in der Lage wäre, diese Terroranschläge erfolgreich zu bekämpfen und zu unterbinden.
In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land, sind die Christen des Landes ständigen Angriffen des IS, ursprünglich eine Splittergruppe von Boko Haram, ausgesetzt. Seit 2009 wurden mehr als 350.000 Nigerianer von Boko Haram ermordet, mindestens 30.000 davon während der fast zehnjährigen Herrschaft des nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari, der zugab, sein Versprechen, Nigeria zu schützen, nicht gehalten zu haben:
„In seiner Antrittsrede versprach Buhari, die Aufständischen von Boko Haram, die zu diesem Zeitpunkt mehrere lokale Regierungsbezirke in den Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobe übernommen hatten, „frontal“ zu bekämpfen. Er versprach, Boko Haram innerhalb von drei Monaten zu zerschlagen und alle Gebiete, die sie erobert hatten, zurückzuerobern.“
Trotz scheinbar halbherziger Bemühungen, die Bedrohung zu beseitigen, macht das nigerianische Militär keine grossen Fortschritte, was Berichten zufolge vor allem auf Korruption und das Versäumnis zurückzuführen ist, die Ursachen zu bekämpfen“:
„Experten zufolge sympathisieren die Menschen im Nordosten nicht mit Boko Haram und ihrer Splittergruppe, der Westafrikanischen Provinz des Islamischen Staates, sondern die Vernachlässigung durch die Behörden und die Verzweiflung treiben die Menschen oft in die Arme der Kämpfer.“….
Der „Africa Report“ vom 10. Januar 2025 berichtet:
„Sicherheitsexperten sagen, dass die militante Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) Probleme wie die schwierige Regierungsführung, politische Instabilität und schwache Institutionen in Afrika ausnutzt, um in Regionen auf dem ganzen Kontinent zu expandieren und territoriale Gewinne zu erzielen.“
Das Gleiche gilt für die ostafrikanischen Staaten Tansania, Kenia und Mosambik und viele andere. Zwar gibt es in Afrika viele paramilitärische Gruppen oder private militärische Auftragnehmer, wie sie es vorziehen, genannt zu werden, die sich in der Terrorismusbekämpfung engagieren, doch sind diese oft gewinnorientiert oder politisch gebunden; im Allgemeinen an bestimmte politische Einheiten, die sie für ihre eigenen Zwecke an Subunternehmer vergeben.
In Südafrika, dem wohlhabendsten Land Afrikas, ist die ANC-Regierung jedoch militärisch schlecht ausgerüstet und ausgebildet und auf dschihadistische Übergriffe schlecht vorbereitet.
Das US-Aussenministerium schrieb in seinem „Country Reports on Terrorism 2022: South Africa“:
„Die Grenzsicherung Südafrikas ist aufgrund der zahlreichen Land-, See- und Lufthäfen für internationale Reisende eine Herausforderung. Mehrere südafrikanische Strafverfolgungsbehörden überwachen die Grenzen, aber sie sind oft nicht miteinander vernetzt. Unzureichende Kommunikation und Ausrüstung schränken ihre Möglichkeiten zur Grenzkontrolle ein.“
Afrika ist reich an Bodenschätzen und strategisch günstig gelegen und für den Westen von entscheidender Bedeutung. Der Kontinent erstreckt sich vom Mittelmeer im Norden bis zum Indischen Ozean im Süden. Es ist dringend erforderlich, dass die westlichen Staats- und Regierungschefs die Gefahr eines weiteren Erstarkens des islamistischen Dschihadismus auf dem Kontinent erkennen. Der zweifelhafte Staatsmann Robert Mugabe aus Simbabwe war einer der ersten, der vor der schleichenden Zunahme des Islamismus in Afrika warnte.
Daher ist es unerlässlich, dass der Westen, insbesondere die USA und Europa, seine Präsenz in Afrika deutlich verstärkt. Nur so besteht die Chance, den islamistischen Dschihadismus einzudämmen und dafür zu sorgen, dass die Demokratie auf dem zweitgrössten Kontinent der Welt mit einer Bevölkerung, die bald zwei Milliarden erreichen könnte, die Oberhand gewinnt. Gleichzeitig müssen aber auch Chinas Bemühungen in Afrika eingedämmt werden.
Zu Chinas und Russlands Afrika-Agenda schrieb Oberstleutnant Joseph G. Bruhl von der Southern European Task Force der US-Armee, Afrika:
„China und Russland betrachten Afrika nicht als Problem, das gelöst werden muss, sondern als Chance, die es zu nutzen gilt. Von 2007 bis 2017 ist der Handel der USA mit Afrika um 54 % zurückgegangen, während Chinas Handel um 220 % gestiegen ist. Die Gesamtinvestitionen Russlands in Afrika sind im Vergleich zu denen der USA und Chinas zwar gering, aber sie steigen – seit 2015 um 40 %. Im Jahr 2019 veranstaltete Russland den ersten Russland-Afrika-Gipfel, an dem 45 afrikanische Staatschefs teilnahmen. China hält eine ähnliche Veranstaltung ab, das Forum für die Zusammenarbeit zwischen China und Afrika. Die USA veranstalten keine solche Initiative.“
Warum nicht?
Nils A. Haug ist Autor und Kolumnist. Er ist Rechtsanwalt und Mitglied der International Bar Association, der National Association of Scholars, Fakultätsmitglied des Intercollegiate Studies Institute und der Academy of Philosophy and Letters. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.