Judenjagd in Amsterdam: Offizielle Schweiz ignoriert das Problem

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Angriffe auf Israelis und Juden in der Innenstadt von Amsterdam am 7. November 2024. Foto IMAGO / ANP
Angriffe auf Israelis und Juden in der Innenstadt von Amsterdam am 7. November 2024. Foto IMAGO / ANP
Lesezeit: 5 Minuten

In Amsterdam wurden am 7. November gezielt israelische Menschen angegriffen. Die antisemitische Gewalt in Europa eskaliert seit 20 Jahren. Verantwortlich dafür ist der stark verbreitete Antisemitismus unter Muslimen und die Gewaltbereitschaft. Mit der Migration wird das Problem schlimmer. Doch die offiziellen Rassimusbekämpfer ignorieren das Problem und setzen stattdessen auf eine linksideologische Agenda.

In der Nacht von Donnerstag- auf Freitagabend machte ein Mob in Amsterdam gezielt Jagd auf israelische und jüdische Menschen. Die Täter: Meist junge Muslime aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Der Ausbruch der Gewalt erfolgte nicht spontan. Im Vorfeld hatten sich die Teilnehmer bereits auf einem Telegrammkanal zur «Jodenjacht, deutsch Judenjagd, verabredet. Anlass bot ein Fussballspiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv, das tausende israelische Fans anlockte.

Mit der Evakuierung der Israelis endeten die Ausschreitungen, der sich in der Zwischenzeit zahlreiche Linke anschlossen, nicht und dauern mittlerweile seit einer Woche an. Ministerpräsident Dirk Schoof versprach in einer Parlamentsdebatte, die Entziehung der Staatsbürgerschaft von Doppelbürgern zu prüfen, die wegen antisemitischer Gewalt verurteilt werden. Ähnliches hat man schon von der deutschen Regierung nach Beginn der Pro-Hamas-Proteste gehört.  Man wird sehen, ob den Worten Taten folgen.

Pogrom mit Ansage

Der judenfeindliche Pogrom ist nur die neuste Stufe einer Eskalationsleiter, die in den frühen 2000ern mit Gewalt- und Vandalenakten gegen französische Juden begann. Seither hat sich die Gewalt beständig hochgeschaukelt und ist auf ganz Westeuropa übergriffen. Seit 2006 wurden in Frankreich 15 Menschen bei antisemitischen Angriffen und Anschlägen ermordet. Die Täter waren jedes Mal Muslime. Diesen Frühling griff in Zürich ein jugendlicher IS-Anhänger einen orthodoxen Juden mit einem Messer an und tötete ihn fast. Auch in diesem Fall war der Täter ein muslimischer schweizerisch-tunesischer Doppelbürger.

Muslime: Antisemitismus weit verbreitet

Diese antisemitische Gewalt, die von Muslimen ausgeht, wurde in der Politik lange ignoriert und verharmlost – und wird es von linker Seite immer noch. Dies, obwohl die Forschungslage längst völlig klar ist. Eine EU-Studie fand bereits 2002, dass antisemitische Einstellungen unter Muslimen übervertreten sind – und wurde damals prompt zurückgehalten. Seither haben unzählige Studien die Resultate bestätigt. Vor den Hamas-Massakern am 7. Oktober fanden diese, dass unter den europäischen Muslimen der Anteil von Antisemiten bei etwa 40 Prozent liegt. Das ist immer noch wenig verglichen mit ihren Glaubensbrüdern im Nahen Osten und Nordafrika: In Tunesien, woher der Attentäter von Zürich stammt, sind gemäss einer Umfrage von 2014 der amerikanischen Anti Defamation League etwa 86 Prozent der Bevölkerung antisemitisch eingestellt. (s. Artikel)

Warum sind diese Einstellungen dort derart verbreitet? Im letzten Jahrhundert wurden etwa 1 Million orientalische Juden aus dieser Region vertrieben. Im Gegensatz zu Europa hat aber nie eine Entnazifizierung stattgefunden. Stattdessen werden antisemitische und antiwestliche Einstellungen durch Schulen, Medien und Politik verbreitet und sind heute fester Bestandteil des Mindsets – nicht nur bei Islamisten.

Unkontrollierte Migration verstärkt Problem

Mit der unkontrollierten Einwanderung wurden diese Einstellungen millionenfach nach Europa importiert, denn mit dem Grenzübertritt wird das ideologische und mentale Gepäck nicht einfach abgelegt. Eine Studie von 2016 unter 800 Migranten aus Syrien, Eritrea, Irak und Afghanistan fand ebenfalls bei mehr als 50 Prozent der Befragten eine antisemitische Gesinnung. Bei den Afghanen, mittlerweile einer der Haupteinwanderergruppen in der Schweiz, waren es sogar 60 Prozent! (s. Artikel) Dennoch wird der Zusammenhang zwischen wachsendem Antisemitismus und unkontrollierter Migration in vielen Kreisen, insbesondere vermeintlich «antirassistischen», hartnäckig ignoriert. Die Opfer sind europäische Juden, die zunehmend nach Israel flüchten.

Mehrheit der Gewalttäter sind muslimische Extremisten

Gefährlich ist nicht nur der weit verbreitete Antisemitismus unter Muslimen, sondern auch die grosse Gewaltbereitschaft muslimischer Antisemiten. Bereits 2013 fand eine EU-Studie, dass bei schwereren antisemitischen Gewaltakten 40 Prozent der Täter «muslimische Extremisten» waren.

In der Schweiz gibt es dagegen kaum Forschung zum gegenwärtigen Antisemitismus. Die einzige aktuellere Studie aus dem Jahr 2020 stammt vom Kriminologen Dirk Baier. Sie fand, dass auch in der Schweiz in Fällen antisemitischer Gewalt die Täter stellten. Die Fallzahlen sind in der Schweiz glücklicherweise relativ gering. Dennoch sind die Ergebnisse ein Hinweis darauf, dass sich die Lage in der Schweiz jener im europäischen Umland immer mehr angleicht.

Offizielle Schweiz ignoriert das Problem

Das sind bedrohliche Aussichten. Dennoch ist das Interesse von offizieller Seite an der Problematik gering. Der Nationalfonds, der für die Forschungsförderung in der Schweiz zuständig ist, hat bis heute kein Projekt zum gegenwärtigen oder islamischen Antisemitismus finanziert. Bei der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) sieht es ähnlich aus. Auf Anfrage heisst es, man beschäftige sich mit Antisemitismus, « unabhängig davon, von welcher Gruppe er ausgeht». «All lives matter» also. Weiter: «Spezifisch zu Antisemitismus von muslimischer Seite hat die EKR sich bisher nicht geäussert.»

Eidgenössische Rassismus Kommission verbreitet irreführende Zahlen

Dies ist auch in der Zeitschrift «Tangram» erkennbar, die die EKR jährlich herausgibt. Hier beschäftigt man sich primär mit Themen, die bei linken Aktivisten beliebt sind: «Polarisierung», «Koloniales Erbe der Schweiz» oder «Struktureller Rassismus» waren die Themen der letzten Jahre. Antisemitismus stand zuletzt vor 7 Jahren, im Jahr 2017, im Fokus. Dies, obwohl gemäss EKR-Statistik Juden vor allen Gruppen in der Schweiz mit Abstand am meisten von Rassismus betroffen sind.

Doch die Zahlen des EKR sind mit Vorsicht zu geniessen. Bei der Statistik zum ideologischen Hintergrund (Stand 2022) behauptet das EKR, dass 11 Prozent aller Fälle der Jahre 1995-2022 dem Rechtsextremismus zugeordnet werden können. Beim religiösen Fundamentalismus sind es 0 Prozent (!) und der Linksextremismus taucht in der Statistik nicht einmal als Kategorie auf.  Diese Zahlen können allein schon aufgrund der Fälle in der Studie von Baier, nicht stimmen. Offenbar existierte bei den amtlichen Rassismusbekämpfern islamischer Antisemitismus bislang nicht und linker noch weniger.

Auf Anfrage erklärt das EKR, islamistische und linksextreme Fälle würden derzeit unter «weitere Ideologien» erfasst. In Zukunft könnte es aber sein, dass man diese Kategorien einführt. Reichlich spät. Bei solch einer politisch einseitigen Wahrnehmung muss man sich nicht wundern, wenn die Tendenz antisemitischer Gewalt nur eine Richtung kennt: Nach oben.

Zuerst erschienen beim Nebelspalter.

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Über Daniel Rickenbacher

Daniel Rickenbacher ist promovierter Historiker und arbeitet in der Analyse und Politikberatung. Er studierte Geschichte, Politik und Religion und forschte an der Universität Basel, der Ben Gurion Universität, der Concordia Universität in Montreal und an der Militärakademie an der ETH.

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2 Kommentare

  1. In Europa predigt immer den Zusammenhalt mit Israel, aber das sind nur leere Worte. Tatsächlich hat man sich hier längst dem politischen Islam ergeben und schleust Millionen Muslime ein. Jüdisches Leben wird nur temporär geschützt, wenn was schlimmes passiert. Die Juden müssen sich wie immer selber schützen und können sich nur auf sich verlassen. Millionen Muslime können ohne Gefahr in Europa mit Kopftuch herumlaufen, aber Juden nicht mit der Kippa. Europa geht einen falschen Weg, der irrevesibel ist.

  2. Dahinter stehen die völkischen Ideen, die in der arabischen Welt sehr verbreitet sind. Ihnen muss entgegen getreten werden. Übrigens ist woke nicht links sondern auch eine völkische Denkweise.

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