Die Globalisierung der Intifada in Amsterdam

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Die Stadt Amsterdam hatte am 13. November aufgrund der Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten nach dem Spiel zwischen Ajax und Maccabi Tel Aviv eine Notverordnung erlassen. Foto IMAGO / ANP
Die Stadt Amsterdam hatte am 13. November aufgrund der Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten nach dem Spiel zwischen Ajax und Maccabi Tel Aviv eine Notverordnung erlassen. Foto IMAGO / ANP
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An Universitäten auf der ganzen Welt wurden Sprechchöre laut, in denen gefordert wurde, die gewalttätige Intifada – die Tausende von israelischen Kindern, Frauen und anderen Zivilisten getötet hat – zu „globalisieren“. Vorletzte Woche wurde diese Forderung erstmals in Amsterdam deutlich, wo zahlreiche überwiegend arabische und muslimische Randalierer Israelis und Juden, die eine israelische Fussballmannschaft feierten, tätlich angriffen.

von Alan M. Dershowitz und Andrew Stein

Obwohl einige Medien versuchten, die Angriffe den Israelis in die Schuhe zu schieben, deutet alles darauf hin, dass dieses Pogrom lange im Voraus geplant war und auch ohne die Provokation durch israelische Fans stattgefunden hätte.

Was einigen israelischen Fans vorgeworfen wird, ist nur allzu typisch für europäische Fussball-„Hooligans“: Sie reissen die Fahnen der gegnerischen Mannschaft – in diesem Fall palästinensische Fahnen – herunter und rufen rassistische Beleidigungen, aber es gibt keine Beweise für Gewalt gegen propalästinensische Personen durch Israelis oder Juden. Die Gewalt wurde ausnahmslos von anti-israelischen und anti-jüdischen Randalierern gegen israelische und jüdische Opfer ausgeübt.

Es gibt keine moralische oder rechtliche Gleichwertigkeit zwischen gewaltlosem Unfug – wie dem Herunterreissen von Flaggen und dem Rufen von rassistischen Beleidigungen – und lebensbedrohlichen Angriffen auf Menschen aufgrund ihrer Religion und ethnischen Zugehörigkeit. Die israelfeindlichen Randalierer machten Jagd auf Juden und zwangen ihre Opfer, um ihr Leben zu betteln, indem sie leugneten, Juden zu sein.

Ohne das Rufen rassistischer Verunglimpfungen durch einige Israelis zu rechtfertigen, ist es wichtig, sich an Sigmund Freuds brillante Erkenntnis zu erinnern, dass „die Zivilisation an dem Tag begann, an dem der erste Mensch eine Beleidigung statt eines Speers auf seinen Gegner schleuderte“.

Muslimische Extremisten haben eine lange Geschichte des Speerschleuderns als Reaktion auf gewaltlose Beleidigungen. Erinnern Sie sich an die zahlreichen tödlichen Angriffe – Schüsse, Messerattacken, Bombenanschläge und tödliche Fatwas – gegen diejenigen, die angeblich den Propheten beleidigten, indem sie ihn abbildeten oder Bücher über ihn verfassten. Gewalt gab es auch gegen diejenigen, die Korane verbrannten oder den Islam auf andere Weise verunglimpften. Selbst Karikaturen riefen tödliche Reaktionen hervor.

In keinem westlichen Land gibt das Gesetz den Opfern von gewaltlosen Beleidigungen das Recht, mit Gewalt zu antworten. Wenn ein Jude die vielen Muslime, die bei den jüngsten Protesten wiederholt das Judentum oder seinen Nationalstaat verunglimpft haben, körperlich angreifen würde, würden sie angemessen bestraft werden, so wie es einige Male geschehen ist.

Der Versuch, die begangene Gewalt zu rechtfertigen, ist ein weiterer Ausdruck der widerwärtigen Doppelmoral, die von den Medien und anderen gegen alles Jüdische an den Tag gelegt wird. Er spiegelt auch die weit verbreitete Akzeptanz der rassistischen Ausrede wider, dass „Muslime eben Muslime sind“, wenn es darum geht, gewalttätig auf Beleidigungen zu reagieren.

Vieles deutet darauf hin, dass die Gewalttaten in Amsterdam lange vor den gewaltlosen Provokationen geplant und koordiniert wurden und auch dann stattgefunden hätten, wenn keine Flaggen heruntergenommen und keine Beleidigungen gebrüllt worden wären. Auch viele nicht-arabische und nicht-muslimische niederländische Antisemiten feuerten die Angreifer an, was den seit langem bestehenden und tiefen Judenhass widerspiegelt, der schon vor dem Holocaust ein Teil der niederländischen Kultur war. Während des Zweiten Weltkriegs gehörten die Niederlande zu den nazifreundlichsten Ländern Europas, und nach dem Krieg wurden nur wenige Massnahmen gegen Niederländer ergriffen, die mit den deutschen Besatzern kollaborierten.

Es überrascht nicht, dass die Amsterdamer Polizei nicht genug unternahm, um die Gewalt einzudämmen, und die Strafverfolgungsbehörden liessen die meisten Randalierer, einschliesslich derjenigen, die Gewalttaten verübten, schnell wieder frei.

Führende Vertreter der niederländischen Regierung entschuldigten sich schliesslich und ergriffen Massnahmen, um Wiederholungen zu verhindern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es in anderen Teilen der Welt zu weiteren anti-israelischen und anti-jüdischen Pogromen kommen wird, da sich der Antisemitismus von den Rändern der Gesellschaft zum Mainstream entwickelt. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, wird es auch in einem Theater – oder Stadion – in Ihrer Nähe passieren.

Die Demonstranten – sowohl die Israel-Befürworter als auch die Israel-Gegner – haben das Recht, ihre Ansichten verbal und sogar symbolisch zum Ausdruck zu bringen, aber sie haben kein Recht, Einzelpersonen oder Gruppen aufgrund ihrer Religion, ethnischen Zugehörigkeit oder nationalen Herkunft anzugreifen. Diejenigen, die körperliche Angriffe verübten – und viele wurden auf Video aufgenommen – müssen strafrechtlich verfolgt und im Falle einer Verurteilung inhaftiert oder abgeschoben werden. Es muss eine klare Grenze zwischen rechtmässigen, wenn auch unmoralischen Protesten und krimineller Gewalt gezogen werden. Es gibt kein Kontinuum. Es ist ein klarer Unterschied, den viele in den Medien absichtlich zu verwischen versuchen.

Einige mögen argumentieren, dass die wörtliche Bedeutung von Intifada auch gewaltfreie Aktionen einschliesst, aber viele derjenigen, die den Aufruf zur Globalisierung der Intifada hören, verstehen ihn als Rechtfertigung für Gewalt, wie sie in Amsterdam zu beobachten war – oder noch schlimmer.

Alan M. Dershowitz ist emeritierter Inhaber des Felix-Frankfurter-Lehrstuhls für Rechtswissenschaften an der Harvard Law School. Andrew Stein ist ein amerikanischer Politiker der Demokraten, der im New Yorker Stadtrat und als Bezirkspräsident von Manhattan tätig war. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Danke für diesen Artikel! Dass die Grenze zwischen Zivilisierter Auseinandersetzung und unzivilisiertem Verhalten die Gewalt bildet, ist den Apologeten der Judenhasser nicht klar. Sonst würden sie nicht eine Rechtfertigung für körperliche Gewaltexzesse gegen (vermeintliche) Israelis in den aufgehetzten Rufen der Fußballfans sehen. Aber in Arabischen Ländern ist das eben anders. So prallen Kulturen aufeinander, und den Kollateralschaden hat unsere Gesellschaft, die inzwischen so „zivilisiert“ ist dass sie nicht mehr weiß, wie man sich gegen Gewalt zu wehren hat.
    Allerdings ist eine Aussage des Professors etwas irreführend:

    „In keinem westlichen Land gibt das Gesetz den Opfern von gewaltlosen Beleidigungen das Recht, mit Gewalt zu antworten.“

    Das stimmt zwar genau genommen, aber es stimmt auch wieder nicht. Wenn ein Bierzeltbesucher einen anderen einen „Dreckigen Lump und Sohn einer räudigen Hündin“ nennt, ist es zwar nicht Recht, wenn der Beleidigte dem anderen als Erwiderung eine flache Hand ins Gesicht klatscht, aber bestraft wird er dennoch nicht werden, da es sich dabei „um den gegenseitigen Austausch von Nettigkeiten“ handelt, die einander aufwiegen. § 199 StGB i.V.m. § 32 I StGB. Hängt allerdings schwer vom zuständigen Richter ab. In Bayern dürfte die Situation anders beurteilt werden als in Berlin. Der kulturelle Hintergrund spielt da eben doch wieder eine Rolle. Vor Allem der des Richters.

    Mit einem Messer zuzustechen dürfte allerdings auf jeden Fall eine Strafe nach sich ziehen. Wie z. B. den Entzug des Führerscheins, aber erst beim 6ten Angriff und nur in Berlin. Aber das ist eine andere Geschichte.

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