Die grosse Flut im 21. Jahrhundert

Können wir den verwüstenden Wassern einer verrückt gewordenen Welt entkommen?

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Symbolbild. Schwere Ausschreitungen bei Protesten in Paris. Foto IMAGO / Michael Trammer
Symbolbild. Schwere Ausschreitungen bei Protesten in Paris. Foto IMAGO / Michael Trammer
Lesezeit: 5 Minuten

Ob man es glaubt oder nicht: Noah, der Held des Toraabschnitts dieser Woche, brauchte einen nicht ganz so sanften Schubs, um in die Arche zu gelangen, die er selbst gebaut hatte!

von Rabbiner Yossy Goldman

«Und Noah, seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne gingen in die Arche, weil die Flut kam“ (1. Mose 7,7).» Bei der Auslegung dieses Verses sagt der grosse Kommentator Raschi, dass Noah nur deshalb in die Arche ging, weil die Flut ihn hineindrängte. Er selbst war sich nicht ganz sicher, ob die Flut wirklich kommen würde, aber schliesslich, als er ziemlich nass wurde, beschloss er, in der Arche Zuflucht zu suchen.

Das ist eine sehr ernste und ernüchternde Botschaft für unsere Zeit. Es gibt eine Flut da draussen, keine Frage. Eine Flut von Desinformation und Entartung, und sie führt zum Ruin der Gesellschaft, wie wir sie immer gekannt haben. Ich kann mit «Störenfrieden» umgehen und bewundere sie sogar, aber was wir jetzt erleben, ist Zerstörung, ein Meer von moralischer Krankheit und Chaos inmitten des Zusammenbruchs unserer traditionellen Werte. Wenn man heutzutage auch nur den Begriff «traditionelle Familienwerte» verwendet, zieht man sich den Zorn jeder alternativen Bewegung auf der Welt zu. «Wie könnt ihr es wagen!»

Überall um uns herum sehen wir eine Flut von Familienzusammenbrüchen, eine Flut von Drogen, Verbrechen und Verwüstungen. Nie zuvor gab es eine solche Flut von Anschlägen in Schulen, Einkaufszentren. Ich spreche hier nicht über Waffenkontrolle, sondern über die Kontrolle des Geistes. Was geht in den Köpfen dieser einsamen, verstörten jungen Männer vor, die losziehen und Städte in Brand stecken? Und welcher Irrsinn vernebelt den Geist junger Menschen im Westen, die sich von radikalen Terrorgruppen beeinflussen lassen, um sich den Dschihad-Revolutionären anzuschliessen?

Es handelt sich eindeutig um ein gesellschaftliches Problem. Das hebräische Wort für die grosse Flut zur Zeit Noahs ist mabul. In der Tat, dies ist ein mabul des Wahnsinns!

Aber wenn wir die Arche betreten, entdecken wir eine neue Realität. Die heilige Arche in jeder Synagoge ist ein Symbol für Heiligkeit, Zuflucht und moralische Klarheit. Sie ist ein Heiligtum, das uns vor den tobenden, wütenden Wassern draussen schützt. In ihr liegt der heilige Schatz unseres Volkes, die heilige Tora, die ewige Weisheit unserer jüdischen Geschichte und unseres Erbes. Hier finden wir ein göttliches Handbuch für das Leben, das weit entfernt ist von unserer heutigen Verrücktheit. Und, ja, sie ist ein Hort traditioneller Werte, unseres Glaubens an Gott, unserer Verpflichtung gegenüber der Familie, gegenüber den Älteren und gegenüber Respekt und Anstand in all unseren Beziehungen.

Wir haben die Wahl. Entscheiden wir uns für die stürmischen Fluten draussen oder für den Hafen der Ruhe und den Anker der Arche drinnen?

Es hat schon immer religiöse und nicht-religiöse Juden gegeben. Und wir haben uns immer gestritten. Und viele religiöse Juden haben leidenschaftlich mit ihren nicht-religiösen Brüdern und Schwestern diskutiert, um eine traditionellere jüdische Lebensweise anzunehmen. Aber heute würde ich in aller Bescheidenheit vorschlagen, dass die Fluten einer ausser Kontrolle geratenen Gesellschaft jeden objektiven, vernünftigen, aufrechten Menschen in die Arme der heiligen Arche treiben sollten.

Auch wenn es nicht aus religiöser Überzeugung geschieht und auch wenn es nicht aus unseren gläubigen Kindheitserinnerungen stammt, sollten uns die wilden Gewässer einer aus den Fugen geratenen Welt dazu bringen, die Werte zu erkunden, die die heilige Arche repräsentiert. Wir sollten es für die Sicherheit unserer eigenen Familie tun, für ihre Geborgenheit und ihren Verstand. Wir müssen unsere Haut retten, und erst recht unsere Seele.

Es gab einmal eine Zeit, da waren die Gesellschaft und die Menschen mehr oder weniger «normal» und ehrenhaft. Einige waren religiös, andere nicht. Aber heute, mit all den verrückten Ideologien da draussen, sollten wir Schlange stehen, um in die Arche zu gelangen. Die beruhigende Zuflucht der Arche des Allmächtigen in unserer aktuellen Situation zu ignorieren, ist so, als würde Noah bis zu den Knien in den Fluten stehen und im Regen pfeifen, während die Arche ohne ihn abfährt.

Unsere jüdische Lebensweise bietet uns ein Rettungsboot zum Überleben in diesen wilden Fluten. Wollen wir von den woken Ideologen überschwemmt werden, die sich völlig von der Realität zu lösen scheinen? Wenn man alles sein kann, was man will, dann kommt natürlich auch eine «alles ist möglich» -Philosophie des Lebens dazu. Und was würden wir empfinden, wenn wir entdecken, dass unser Sohn oder unsere Tochter auf einem Campus ein fahnenschwenkendes Mitglied von «Jews for Palestine» geworden ist?

Meine lieben Freunde, als Rabbiner lade ich Sie ein, nein, ich appelliere an Sie, das grosse, vertraute, traditionelle jüdische Rettungsboot zu nutzen. Sie werden es in der Synagoge Ihrer Wahl finden. Rufen Sie einen Rabbiner an. Schicken Sie Ihre Kinder in eine gute jüdische Tagesschule. Melden Sie sich zu einem jüdischen Erwachsenenbildungskurs an. Studieren Sie die Tora online. Setzen Sie sich freiwillig für Israel ein oder helfen Sie Kindern mit besonderen Bedürfnissen in Ihrer Gemeinde. Besuchen Sie ein Seniorenzentrum. Machen Sie eine Mitzvah. Tun Sie etwas, um sich und Ihre Familie vor dieser katastrophalen Flut zu bewahren.

In der Arche deines Volkes findest du Sicherheit, Gelassenheit, Weisheit und Wissen, die dir helfen, deinen eigenen Weg in einer Welt zu finden, die zu einem Labyrinth geworden ist, welches Moral, Ehre und gesunden Menschenverstand verdeckt.

Rabbi Yossy Goldman ist emeritierter Rabbiner der Sydenham Shul in Johannesburg und Präsident der South African Rabbinical Association. Er ist der Autor des Buches «From Where I Stand» über die wöchentlichen Tora-Lesungen, erhältlich bei Ktav.com und Amazon. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung und Redaktion Audiatur-Online.

2 Kommentare

  1. Ein sehr schönes Bild mit dem Vergleich der heutigen Zeit. Die Flut, welche die in die Arche drängt welche Schutz und Rettung suchen. Ich staune wie viele Biblische Geschichten in ihrer Symbolik immer wieder aufs gleiche hinweisen, nämlich Rettung dadurch dass der Mensch nur den einen Schritt des Glaubens tun muss. Ich danke Ihnen für diese Auslegung. Gott segne sie und das jüdische Volk.

  2. Ich bin zwar nicht Jude, ich bin ein bayrischer Katholik, aber Ihr Beitrag hat mich sehr beeindruckt. Ich bete für das jüdische Volk, für Israel, für die Befreiung der hoffentlich noch lebenden Geiseln der Bestien von Hamas
    Gottes überreichen Segen für Sie alle!
    Shalom!

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