Zaher Al-Jabarin, der Leiter des sogenannten militärischen Arms der Hamas in Judäa und Samaria (Westjordanland), ist eine entscheidende Figur bei der Organisation von Selbstmordanschlägen. Er ist derzeit mit der Umsetzung des Beschlusses zur Wiederaufnahme von Selbstmordanschlägen in Israel beauftragt.
von Yoni Ben Menachem
Al-Jabarin fungiert als Hauptverbindungsmann zwischen der Hamas und den „Revolutionsgarden“ des Iran und koordiniert die Strategien für Angriffe auf Israel von Judäa und Samaria aus.
Als Chefökonom der Hamas verwaltet Al Jabarin Hunderte Millionen Dollar und finanziert Operationen wie den Angriff vom 7. Oktober 2023.
Diese Woche warnte Al-Jabarin den israelischen Minister für innere Sicherheit, Itamar Ben Gvir, auf Al Jazeera wegen seiner Äusserungen zum Tempelberg.
Al-Jabarin erklärte: „Ben Gvir sollte wissen, dass sein Schicksal das gleiche sein wird wie das von Rehavam Zeevi und all den Extremisten, die unsere heiligen Stätten angegriffen haben.“
Dieses Statement ist ein klarer Mordauftrag gegen Ben Gvir, ähnlich wie bei der Ermordung von Minister Rehavam Zeevi durch die Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) im Jahr 2001.
Al-Jabarin hat den Konflikt zwischen Israel und der Hamas als „Religionskrieg“ eingestuft und erklärt, dass der ultimative Kampf um Jerusalem und die Al-Aqsa-Moschee geführt werden wird.
Israelische Sicherheitsexperten glauben, dass Al-Jabarin, der Saleh al-Arouri als Chef des militärischen Arms der Hamas in Judäa und Samaria beerbte, hinter der Entsendung des Hamas-Agenten Jaafar Muna von Nablus nach Tel Aviv mit einem grossen Sprengsatz für einen Selbstmordanschlag steckt.
Er ist auch der führende Kopf, der in Abstimmung mit Yahya Sinwar die neue Richtlinie der Hamas zur Wiederaufnahme von Selbstmordanschlägen in Israel umsetzt.
Al-Jabarin, der im Rahmen des Shalit-Deals von 2011 freigelassen wurde, war Stellvertreter von Saleh al-Arouri, bis dieser im Januar dieses Jahres vom israelischen Mossad im Beiruter Stadtteil A-Dahiyah eliminiert wurde.
Zusätzlich zu seiner militärischen Rolle ist Al-Jabarin für die Gefangenenangelegenheiten der Hamas zuständig und steht in enger Verbindung mit der Führungsfraktion innerhalb der Hamas, die mit dem Iran zusammenarbeitet. Er unterhält auch enge Verbindungen zur Hisbollah.
Als Chefunterhändler der Hamas mit den „Revolutionsgarden“ des Iran spielt Al-Jabarin eine entscheidende Rolle bei der Koordinierung von Angriffsstrategien gegen Israel aus Judäa und Samaria.
Die erneute Konzentration auf Selbstmordanschläge in Israel wurde eng mit dem iranischen Regime abgestimmt.
Zaher Al-Jabarin wurde 1969 im Dorf Salfit in Samaria geboren und studierte “islamisches Recht” an der Al-Najah-Universität in Nablus. Er schloss sich 1987 der Hamas an und gilt als eines der Gründungsmitglieder des sogenannten militärischen Arms der Terrororganisation.
Al-Jabarin wird die Veröffentlichung der ersten Hamas-Proklamation in Judäa und Samaria während der Ersten Intifada zugeschrieben. Ausserdem soll er Yahya Ayash, auch bekannt als „der Ingenieur“, für die Hamas rekrutiert haben.
Auf Sinwars Spuren: ins Gefängnis und dann in die Führungsriege
Al-Jabarin ist Experte für die Herstellung von Sprengkörpern und Selbstmordgürteln und spielte eine entscheidende Rolle bei der Anleitung von Yahya Ayash, eine Reihe von Selbstmordanschlägen durchzuführen, um die Osloer Abkommen zu Fall zu bringen. 1993 wurde er verhaftet und zu lebenslanger Haft plus 35 Jahren verurteilt, aber im Rahmen des „Shalit-Deals“ freigelassen.
Neben seiner militärischen Expertise gilt Al-Jabarin als der Finanzchef der Hamas und beaufsichtigt ihr globales Wirtschaftsimperium im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar.
Dieses Vermögen ermöglicht die Finanzierung terroristischer Aktivitäten der Hamas, darunter auch das Massaker vom 7. Oktober, das von Mitgliedern der Nukhba in israelischen Siedlungen in der Nähe des Gazastreifens verübt wurde.
Laut israelischen Sicherheitsquellen verwaltet Al-Jabarin die finanziellen Beziehungen der Hamas zum Iran und stellt den Transfer von Geldern aus dem Iran in den Gazastreifen sicher, oft über Geldwechsler in der Türkei.
Trotz internationaler Sanktionen gegen den Iran ist es ihm gelungen, das Wirtschaftsnetzwerk der Hamas und den Geldfluss nach Gaza aufrechtzuerhalten.
Ehrgeizig und entschlossen
Das Wall Street Journal berichtete am 4. Januar 2024, dass Al-Jabarin ein Büro in Istanbul betreibt und Anteile an mehreren Unternehmen hält, darunter auch an solchen, die an der türkischen Börse gehandelt werden.
Die Ernennung von Zaher Al-Jabarin zum Leiter des militärischen Arms der Hamas in Judäa und Samaria ist eine bedeutende Beförderung innerhalb der Hierarchie der Organisation.
Al-Jabarin, der jetzt in der Türkei lebt und Präsident Erdogan nahesteht, gilt als äusserst ehrgeizig und entschlossen, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Die Entscheidung, die Selbstmordanschläge in Israel wieder aufzunehmen, stellt eine gewaltige Herausforderung dar und macht ihn zu einer ernsthaften Bedrohung für Israel und zu einem Hauptziel für eine Eliminierung.
Yoni Ben Menachem, ein langjähriger Kommentator für arabische Angelegenheiten und Diplomatie beim israelischen Rundfunk und Fernsehen, ist ein leitender Nahost-Analyst beim Jerusalem Center for Public Affairs. Übersetzung Audiatur-Online.