Muslimischer Judenhass? Der SIG hat «im Moment keine Belege»

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Symbolbild. Foto KI-generiert mithilfe von FLUX.
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Ende letzter Woche prügelten und bespuckten in Davos zwei abgewiesene, arabischsprechende Asylbewerber mit ungeklärter Staatenangehörigkeit unprovoziert auf einen 19-jährigen, orthodoxen Juden ein. Der Vorfall gehört zu den schwersten antisemitischen Gewaltdelikten der letzten Jahre.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) ist der primäre jüdische Ansprechpartner für Schweizer Politik und Medien. Um die «jüdische Perspektive» zur Angelegenheit in Erfahrung zu bringen, wandte sich Simon Hehli von der Neuen Zürcher Zeitung dementsprechend an Jonathan Kreutner, den Generalsekretär des SIG.

Zur Frage, ob der muslimische Antisemitismus in der Schweiz gefährlicher oder gewalttätiger sei als der nichtsmuslimische, äusserte sich Kreutner dahingehend, dass der SIG im Moment über keine Belege dafür verfüge.

Mit dem Beleg ist es wie mit dem Antisemitismus: Es kommt darauf an, wie eng man den Begriff fasst. Wenn der Antisemitismus bei der Ermordung von sechs Millionen Juden beginnt, dann leben wir aktuell in einer antisemitismusfreien Zeit. Und wenn nur die Resultate von statistisch einwandfreien Vergleichsstudien das Belegeskriterium erfüllen, dann gibt es so lange keine Belege für die besondere Gefahr des muslimischen Judenhasses, solange man keine dreistelligen Fallzahlen von antisemitischen Gewaltdelikten auf Schweizer Boden auswerten kann.

Natürlich, den einen oder anderen Hinweis dafür, dass der muslimische Judenhass besonders gewalttätig ist, gibt es schon, und zwar nicht erst seit letzter Woche. Aber muslimische Gewalt gegen Juden ist ein heikles Thema, so dass man ohne hieb- und stichfeste «Belege» am besten nichts sagt. Wie Kreutner gegenüber der NZZ ausführte, muss man nämlich aufpassen, dass man «nicht pauschalisiert» oder «ganze Bevölkerungsgruppen stigmatisiert».

Die beiden Asylmissbraucher, die in der Nacht ihrer antisemitischen Attacke mutmasslich auch weitere Delikte begangen haben, sind bereits wieder auf freiem Fuss. Für Untersuchungshaft reicht es offenbar nicht, und weil man sie nicht ausschaffen kann, kann man sie auch nicht in Ausschaffungshaft stecken. «Das ist technisch nicht möglich, das ist unser Gesetz», so der lapidare Kommentar des zuständigen Bündner SP-Regierungsrats.

Kreutner kommt dazu nichts in den Sinn. Die Tatsache, dass die beiden Schläger bereits wieder auf freier Wildbahn sind, scheint weder «pauschalisierend» zu sein noch «ganze Bevölkerungsgruppen zu stigmatisieren», weswegen sie seine berufliche Tätigkeit wohl nicht tangiert.

Und so bleibt eigentlich nur eine Frage offen: Welche Organisation ist zuständig für die (Sicherheits-) Interessen der Schweizer Juden?

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Über Lukas Joos

Lukas Joos studierte Philosophie und Osteuropäische Geschichte. Er ist selbstständiger Berater im Bereich strategische Kommunikation.

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