Jude in Davos angegriffen: Appelle und Online-Massnahmen reichen nicht aus

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Symbolbild. Foto Kantonspolizei Graubünden
Symbolbild. Foto Kantonspolizei Graubünden
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Der Angriff auf den orthodoxen Juden Eli K. in Davos ist ein weiteres alarmierendes Beispiel für den zunehmenden Antisemitismus in Europa, der auch die Schweiz erreicht hat.

Der britische Staatsbürger Eli K. wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag auf der Davoser Promenade von zwei Männern angegriffen. Die Täter griffen ihn aus dem Nichts an, schlugen ihm ins Gesicht, bespuckten ihn und riefen „Free Palestine“. Laut dem israelischen Online-Newsportal «Be’Chadrej Charedim», das als erstes über den Angriff berichtete, sahen die Männer «nahöstlich, orientalisch» aus. Eli K. versuchte zu fliehen, doch die Männer verfolgten ihn weiter. Ein Passant, der kein Jude war, versuchte ihm zu helfen, woraufhin Eli K. ins Hotel flüchtete und die Polizei rief. Eine Anfrage von Audiatur-Online bei der Polizei Davos zum Vorfall blieb bis zur Publikation dieses Artikels unbeantwortet.

Dieser Angriff ist weit mehr als ein tragischer Einzelfall: Er reiht sich ein in eine alarmierende Serie antisemitischer Übergriffe, die Europa in den letzten Jahren erschüttert haben. Besonders beunruhigend ist, dass sich dieser Vorfall in der Schweiz ereignet hat, einem Land, das für seine Sicherheit und Stabilität bekannt ist. Doch diese Sicherheit ist für jüdische Menschen nicht mehr selbstverständlich, weder in Europa noch in der Schweiz. In den letzten zwölf Monaten haben antisemitische Übergriffe massiv zugenommen. Die Übergriffe reichen von verbalen Beschimpfungen und Drohungen bis hin zu körperlicher Gewalt und Mord. Juden in Europa leben zunehmend in Angst und Unsicherheit.

Die unterschätzte Gefahr des importierten Hasses

Besonders besorgniserregend ist der importierte Antisemitismus, der durch extremistische Ideologien und radikale islamische Überzeugungen genährt wird. Diese Ideologien werden häufig von Menschen aus dem Nahen Osten und anderen Regionen mitgebracht, in denen der Hass auf Juden tief verwurzelt ist. Der Angriff auf Eli K. zeigt, wie dieser Judenhass in Europa Fuss gefasst hat. Die Täter, die bei ihrem Angriff „Free Palestine“ riefen, nutzen den Nahostkonflikt als Vorwand, um ihren Hass auf Juden und Israel in Europa auszuleben. Diese Form des Antisemitismus wird nicht nur von Einzelpersonen, sondern häufig auch von radikalen islamischen Gruppen und Organisationen, die in Europa aktiv sind, getragen. Dass solche Ideologien in Europa und auch in der Schweiz auf fruchtbaren Boden fallen, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und den sozialen Frieden dar.

Realitätsferne Lösungen führen ins Leere

Die Massnahmen, die manche zur Lösung des Problems vorschlagen, sind jedoch oft realitätsfern. Philip Bessermann von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) betont gegenüber «20 Minuten» die Wichtigkeit von Rechtsstaatlichkeit und couragiertem Handeln, doch solche Allgemeinplätze greifen in der aktuellen Situation zu kurz. Ebenso zynisch erscheint der Vorschlag, Regeln zur Kontrolle von Social-Media-Plattformen einzuführen, um diskriminierende und hetzerische Inhalte zu moderieren. Solche Massnahmen gehen am eigentlichen Problem vorbei. Der Hass, der sich in brutalen Angriffen wie auf Eli K. entlädt, wird nicht durch Kommentare auf sozialen Netzwerken erzeugt, sondern durch tief verwurzelte ideologische Überzeugungen, die aus bestimmten Kulturkreisen nach Europa importiert wurden.

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Foto Screenshot 20 Minuten

Die Vorstellung, dass strengere Regeln für Social-Media-Plattformen die Gewalt auf den Strassen eindämmen könnten, ist naiv und gefährlich. Der Hass, der zu solchen Angriffen führt, brennt in den Köpfen von Menschen, die von radikalisierten Ideologien erfasst wurden, und wird nicht durch ein paar gelöschte Kommentare im Internet gestoppt. Vielmehr braucht es eine harte und klare Linie gegen diejenigen, die diesen Hass in unsere Gesellschaft tragen.

Klare Massnahmen sind dringend notwendig

Sicherheitsbehörden und Politik müssen endlich erkennen, dass importierter Judenhass nicht mit ein paar Klicks im Internet bekämpft werden kann. Es braucht klare und durchsetzbare Gesetze, die sicherstellen, dass diejenigen, die antisemitische Gewalt befürworten oder verbreiten, unverzüglich zur Rechenschaft gezogen werden. Das beginnt mit der Erkenntnis, dass Antisemitismus kein Zufall ist. Wir müssen die Verbreitung extremistischer Ideologien aus bestimmten Regionen der Welt ernsthaft und konsequent bekämpfen – und nicht mit dem Finger auf das Internet zeigen, als sei dies die Hauptquelle des Problems.

Die Zeit des Zögerns ist vorbei

Die Politik muss sich endlich der unangenehmen Wahrheit stellen: Der importierte Antisemitismus und die damit verbundene Gewalt sind eine ernste Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft und die Gesellschaft insgesamt. Es bedarf umfassender Massnahmen, die weit über die Kontrolle sozialer Medien hinausgehen. Dazu gehört eine strikte Einwanderungspolitik, die sicherstellt, dass Menschen, die antisemitische Ideologien mitbringen, keinen Platz in Europa haben. Darüber hinaus muss der Staat konsequent gegen radikale Gruppen und Personen vorgehen, die Hass und Gewalt predigen, seien sie rechtsextrem, linksextrem oder islamistisch.  Es ist höchste Zeit, dass die Politik klare Konsequenzen zieht: Migranten, die Hass oder Gewalt gegen Juden und die westliche Welt propagieren oder ausüben, müssen ohne Wenn und Aber ausgewiesen werden. Unsere Gesellschaft darf keinen Raum für diejenigen bieten, die mit radikalem Hass unsere Werte und die Sicherheit der Bürger bedrohen.

Der Angriff auf Eli K. reiht sich ein in eine erschreckende Serie von Ereignissen, die einen gefährlichen Trend widerspiegeln. Man denke nur an den islamistischen Anschlag in Solingen am vergangenen Freitag, bei dem drei Menschen ihr Leben verloren, oder an den Brandanschlag auf eine Synagoge in Frankreich, bei dem versucht wurde, das Gotteshaus niederzubrennen. Auch die Messerattacke auf einen Juden in Zürich zu Beginn dieses Jahres darf nicht vergessen werden. Diese Vorfälle sind keine Einzelereignisse, sondern Teil eines grösseren, bedrohlichen Trends. Wenn wir nicht sofort handeln, riskieren wir, dass diese Gewalt weiter eskaliert und noch mehr Menschen das Leben kostet. Die Zeit des Zögerns ist vorbei.