Premier Netanyahus Rede vor dem US-Kongress – keine Sternstunde laut SRF

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Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress, 24. Juli 2024. Foto IMAGO / SOPA Images
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress, 24. Juli 2024. Foto IMAGO / SOPA Images
Lesezeit: 8 Minuten

Anlässlich des Besuches des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu am 25. Juli 2024, veröffentlichte das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) auf ihrer Website eine Analyse der Leiterin der Auslandredaktion Susanne Brunner. In ihrer Analyse über die Rede Netanyahus vor dem US-Kongress spiegelt sich deutlich ihre persönliche Abneigung gegen Netanjahu wider.

Ein Kommentar von Hanspeter Büchi

Susanne Brunner (SB): «Kein ausländisches Staatsoberhaupt hat so oft vor dem versammelten US-Kongress in Washington eine Rede halten dürfen wie der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu. Zum vierten Mal wurde ihm diese Ehre zuteil. Damit hat er Winston Churchill überholt. Netanyahu beehrte damit vor allem sich selbst und die frenetisch applaudierenden US-Republikanerinnen und -Republikaner.»

Beehrte er sich selbst? Nein. Netanyahu kam als wichtigster Botschafter des seit dem 7. Oktober 2023 weltweit massiv kritisierten und delegitimierten Staates Israel, um eindrücklich nochmals die Schrecken vom 7. Oktober 2023, die Tragödie der jüdischen Geiseln sowie die Kriegssituation im Gazastreifen zu skizzieren. Neben den applaudierenden Republikanern applaudierten auch Demokraten, was Frau Brunner offenbar übersehen hat. Netanyahus Rede wurde etwa 50 Mal von ’standing Ovations‘ unterbrochen.

SB: «Während der Premier das Leiden der Geiseln beschwor, die die Hamas am 7. Oktober 2023 aus Israel in den Gazastreifen verschleppt hatte, entfernte die Polizei mehrere Angehörige von Geiseln aus dem Parlamentssaal, die gegen Netanyahu protestierten und von ihm die Zustimmung zu einer Waffenruhe im Gazastreifen verlangten.»

Ein Lieblingsthema von SRF sind die gegen Netanyahu protestierenden Angehörigen von Geiseln, die von ihm lautstark einen Deal für deren Freilassung fordern. Doch es gibt einen Schönheitsfehler: Warum spricht niemand von den Konditionen eines solchen Deals und ob diese für Israel akzeptabel wären? Zum Beispiel wären Geiseln gemäss Bidens 3-Phasen-Plan nur ‚in Raten‘ freigekommen (wenn überhaupt), und von einer Entmachtung der Hamas war keine Rede – was kein akzeptables Abkommen bedeuten kann. Zudem ist die Vertragspartnerin, die Hamas, eine unberechenbare, Lug und Trug verkörpernde Terrororganisation, die grundsätzlich keinen Frieden mit Israel will, sondern eine möglichst hohe Zahl ziviler palästinensischer Opfer. Deshalb erstaunt, dass nicht den Bedingungen volle Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dies erweckt den Eindruck, es gehe vor allem gegen Premierminister Netanyahu und dessen Regierung.

SB: «Im US-Kongress boykottierten fast 90 demokratische Parlamentarierinnen und Parlamentarier Netanyahus Rede – ein Tiefpunkt der amerikanisch-israelischen Beziehungen. Tausende Menschen demonstrierten zudem in Washington und in Israel gegen Netanyahu, gegen den Krieg im Gazastreifen und für die Freilassung der Geiseln.»

Abwesend waren jedoch nicht 90 Demokraten, sondern 50 bis 60. Falls man überhaupt von einem Tiefpunkt der Beziehungen sprechen will, gehen die Probleme nicht zuletzt auf das Fehlen korrekter Informationen in den USA zurück. Nicht umsonst haben Knesset-Mitglieder in einem Brief an Biden gefragt, woher dieser seine Informationen beziehe. Die US-Administration ist nicht für eine israelfreundliche Haltung bekannt, was auch mit Bidens Wahlkampf zusammenhängt.

SB: «Netanyahu bezeichnete sie (die Pro-Palästina Demonstranten Anm.d.Red) pauschal als „nützliche Idioten Irans“, die die Hamas unterstützten. In den gleichen Topf warf er die internationalen Gerichtshöfe, während er Israel und die USA als Leuchttürme der Demokratie und als Vorhut im „Kampf der zivilisierten Welt gegen die Barbarei“ darstellte.»

Kritik an den internationalen Gerichtshöfen ist sehr wohl berechtigt. Die Entscheidungen des Internationalen Strafgerichtshofs sowie des Internationalen Gerichtshofs – beides Einrichtungen der UNO – sind politisch motivierte, die antiisraelische Haltung der UNO widerspiegelnde Aktionen gegen Israel. Grundlegende Fakten wurden von ihnen ignoriert. Der völkerrechtlich nichtexistierende „Staat Palästina“ hätte erst gar nicht zum Strafgerichtshof zugelassen werden dürfen. Zum „Kampf der zivilisierten Welt“: Susanne Brunner ignoriert völlig, dass die Juden seit 100 Jahren um ihre Existenz im ihnen völkerrechtlich gehörenden Land kämpfen müssen. Man präsentiert sie negativ als Besatzer und Unterdrücker der Palästinenser. Ihr gültiges Recht auf, das ihnen 1922 vom Völkerbund zuerkannte Territorium vom Jordan bis zum Mittelmeer wird bestritten.

SB: «Die Mehrheit der Israelis will, dass Netanyahu als Premier zurücktritt, weil er keine Verantwortung für das Versagen des Sicherheitsapparats am 7. Oktober übernimmt und weil er seit bald 300 Tagen einen Krieg ohne realistisches Ziel führt.»

Dies scheint mehr Wunschdenken von Susanne Brunner zu sein als eine Tatsache. Ihrer Statistik ist nicht zu trauen. Wo erfahren wir, dass der Geheimdienst Versäumnisse vom 7. Oktober eingestanden hat und der für das Versagen der Armee verantwortliche General namentlich bekannt ist? Dass Netanyahu im US-Kongress gesagt hat, sein Ziel sei die Befreiung aller Geiseln und die Unschädlichmachung der Hamas? All das verschweigt Frau Brunner in ihrer Sendung. Was auch immer Israel für eine Nachkriegsordnung im Auge hat, diese wird so oder so kritisiert werden.

SB: «Selbst US-Generäle werfen Israel vor, im Gazastreifen zu schwere Waffen einzusetzen und damit zu viele Zivilpersonen zu töten: mehr, als die USA in ähnlich verfahrenen Kriegen getötet hätten. US-Präsident Joe Biden lässt zwar weiterhin Waffen an Israel liefern, hält jedoch die grössten Bomben zurück, was Netanyahu prompt kritisierte. „Give us the tools and we’ll finish the Job“, forderte Netanyahu von den USA in Anlehnung an Winston Churchills berühmte Rede.»

Waren diese Generäle überhaupt in Gaza? Der US-Militärexperte Prof. John Spencer, der sich mit einer Vielzahl von Schlachten befasst hat, stellte fest, dass das Verhältnis von getöteten Kämpfern zu zivilen Opfern für Israels Art der Kriegsführung spricht, die – was ist anderes zu erwarten – von den Medien mit „wirkungsvollem“ Bildmaterial verteufelt wird.

SB: «Doch Netanyahu ist nicht Churchill, und die USA sind nicht mehr das Land von damals. Netanyahus Regierung ist die extremste in der Geschichte Israels, und die USA sind gespalten in Trump-Gegner und -Befürworter. Zwar unterstützen auch die demokratischen Abgeordneten, die Netanyahus Rede vor dem Kongress ferngeblieben sind, Israel. Aber Netanyahu macht es ihnen immer schwieriger.»

Susanne Brunner nimmt gegenüber der israelischen Regierung eine eindeutig ablehnende bis feindselige Haltung ein, besonders gegenüber dem Premier. Zum Beispiel meinte sie am 2. März 2023 in einer Sendung zur israelischen Justizreform: „Hätte das Gericht Netanyahu verboten, während eines laufenden Prozesses Premier zu werden, wäre Israel wohl nicht in der grössten Krise, welche seine Demokratie je erlebt hat.“ Nicht Netanyahu macht es vielen schwieriger, Israel zu unterstützen. Es ist der Teil einseitiger, antiisraelischer Medien, darunter an erster Stelle SRF, welche den Menschen ein Zerrbild der Realität vermitteln. Oft erlebt man in Gesprächen, wie Menschen blind die „veröffentlichte Meinung„ zitieren, ohne Fakten zu kennen. Denn Genaueres über den Nahostkonflikt wissen sie nicht, was auf das Sprichwort hinausläuft, dass unter den Blinden der Einäugige – in diesem Fall die Medien – König ist.

SB: «Mit seiner Rede machte er klar: Er hat keinen Plan für einen Frieden mit den Palästinensern. Weil er weiss: Ein Ende des Krieges bedeutet Neuwahlen, und damit wohl das Ende seiner Macht. Mit Kriegen ohne Ende und alten Männern, die nicht von der Macht lassen können, haben die USA selbst Erfahrung. Netanyahus realitätsferne Rede vor frenetisch applaudierenden Republikanern war keine Sternstunde der von ihm beschworenen “zivilisierten Welt”.»

Diese Bemerkung ist nicht nur tendenziös, sondern auch jenseits der Realität. Wie kann man Frieden planen, wenn die gültige Charta der PLO/Fatah Israels Vernichtung zum Ziel hat? Wenn es in palästinensischen Schulbüchern kein Israel gibt und in den UNRWA-Schulen gegen Juden und Israel gehetzt wird? Wenn es seit 100 Jahren das Ziel der muslimischer Hetzer ist, Israel von der Landkarte zu streichen? Wie kommt Susanne Brunner auf Neuwahlen? Die Bemerkung von Kriegen und alten Männrn, die nicht von der Macht lassen können, ist billig. Diese Leute wurden nämlich gewählt.

Das Problem mit SRF

Susanne Brunner drückt ihre nicht neue anti-Netanyahu Haltung bereits im Titel ihres Kommentars aus: «Netanyahu vor dem US-Kongress – keine Sternstunde der Zivilisation». Nun, es war jedenfalls keine Sternstunde von Susanne Brunner resp. SRF, was angesichts ihrer grundlegend antiisraelischen Haltung nicht erstaunt. Seit Jahren präsentiert sie zu oft ein Zerrbild des Nahostkonflikts und der Situation in Israel, was umso problematischer ist, als die Hörerschaft mangels Basiswissen nicht in der Lage ist, ihre Aussagen zu beurteilen. Diese «Gehirnwäsche» – auch via andere Sendungen von SRF – schafft in Menschen oft Ablehnung bis Hass gegen Israel. Begriffe, wie z.B. Siedlungen, Siedler, Vertreibungen, werden gezielt negativ «aufgeladen», Fakten bleiben unerwähnt, was alles seine Wirkung tut.

Dies erinnert an Viktor Klemperers Worte aus seinem Vorzeigewerk LTI: «Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da».

Auffallend Brunners Schonung der palästinensischen Seite, die Terror als legitimen Widerstand bezeichnet. Nicht zufällig werden oft fragwürdige Interviewpartner ausgewählt, deren Aussagen – oft Lügengeschichten – einmal mehr Vorurteile gegen Israel nähren. Antworten kompetenter Personen fehlen in der Regel. Einmal mehr ist an das Zitat von Simone de Beauvoir zu erinnern «Die hinterhältigste Lüge ist die Auslassung». Beanstandungen bei der Ombudsstelle, auch ein Weitertzug an die nächste Instanz, fruchten in der Regel nichts, ein Problem besonderer Art.

Im Mittagsjournal vom 13. Juli 2024 hat Susanne Brunner eine ganz erstaunliche Aussage zum Thema Aussöhnung zwischen Hamas und Fatah gemacht: »Die Hamas hält an der Gewalt gegen Israel fest, die Fatah setzt auf Kooperation mit Israel». – Falsch Frau Brunner, die Vernichtung Israels ist wie erwähnt auch das Ziel der Fatah, nachzulesen in der Charta der PLO. Dazu kommt die Hetze gegen Israel in den UNRWA-Schulen. Im Jahr 2023 gab es im Westjordanland tausende Gewaltakte gegen Juden, für Brunner vernachlässigbar.

Was läuft hier eigentlich ab?

Nach 2000 Jahren des Exils und des Leidens wurden 1917/22 die rechtlichen Grundlagen für die nationale jüdische Heimstätte im damals Palästina genannten Gebiet geschaffen, ab 1948 Staat Israel. Dafür bestimmt wurde das Gebiet westlich des Jordans, bis zum Mittelmeer. Diese Grundlagen werden u.a. von der UNO seit dem Sechstagekrieg noch und noch bestritten. Israel sieht sich seit Jahren ungerechtfertigt zum Sündenbock gestempelt. Man nennt es «Israel-bashing», dauernd wird Israel negativ, einseitig und ungerechtfertigt in die Schlagzeilen gebracht. Unterschlagen wird, dass es um das Leben und die Heimat von Millionen lebenswilliger, einzig Frieden und Sicherheit suchender Juden und Jüdinnen geht, deren Geschichte vom Holocaust und von 2000 Jahre massivster Diskriminierung geprägt ist. Es findet eine Entpersönlichung, Entmenschlichung Israels statt, auch durch das Fehlen der mindestens die Hälfte der jüdischen Bevölkerung ausmachenden Israelis, die nicht aus dem linken Lager stammen. Dagegen haben die Medien jederzeit offene Ohren für Emotionen schürende Geschichten resp. Lügen von Palästinensern, die nicht hinterfragt werden. Wie ein Krebsgeschwür hat sich so der Antiisraelismus ausgebreitet. Systematisch wird am «Feindbild Israel» gearbeitet, öfters anzutreffen in Sendungen von SRF.

Der Beitrag von Susanne Brunner kollidiert also mit den Publizistischen Leitlinien von SRF, wo es zum Beispiel in Punkt 1.3. heisst:

«Sie leben die Standards, die in den Publizistischen Leitlinien definiert sind, und agieren stets als Profis, nie distanzlos, nie als Privatpersonen. Ihre persönlichen Überzeugungen spielen bei ihren Entscheidungen oder ihrem journalistischen Auftritt keine Rolle. Ihre journalistische Haltung basiert grundsätzlich auf der kritischen Distanz sich selbst gegenüber».

SRF und Susanne Brunner sollten sich daran halten!

6 Kommentare

  1. Herr Wenninger
    Dass Netanyahu die Geiseln abgeschrieben habe, könnte auch aus der SRF-Küche stammen. In Washington hat er das Gegenteil gesagt. Die Zerstörungen im Gazastreifen und die zivilen Opfer müssten Sie der Hamas zuschreiben, weil diese beides wünscht und fördert. Die nächste Generation von Radikalen wird schon in den UNRWA-Schulen gezüchtet, basierend auf den antiisraelischen Schulbüchern, die mit dem Ziel übereinstimmen, Israel auszulöschen. Daran ändert der Gazakrieg nichts. Dauernd wird vergessen, dass Israel das Recht auf Selbstverteidigung hat, dass es diesen Krieg nicht gesucht hat. Leider ist die Rechnung der Hamas aufgegangen; die Medien haben durch tendenziöse, einseitige Berichterstattung dafür gesorgt, dass Israel zum Sündenbock gestempelt wird, wie schon seit Jahrzehnten. Gemäss inzwischen eingeholten Informationen sind die Anklagen gegen Netanyahu – wie Sie sagen – noch nicht erledigt, jedoch werden gewisse Anklagepunkte nicht weiter verfolgt.

    Der Unterschied zwischen den dauernd wachsenden palästinensischen Bauten in der Zone C und den dortigen jüdischen ist der, dass die palästinensischen illegal sind, während die jüdischen in der Regel bewillig wurden, weil immer eine Bewilligung erforderlich ist. Andernfalls greift die Armee ein, was bezüglich der unzähligen illegalen Palästinenserbauten viel zu wenig erfolgt.

  2. Nachtrag zur unsäglichen Rolle von SRF im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt und dem Krieg in Gaza: Seit Jahren schon berichten all die Korrespondenten bzw. Journalisten welche SRF einsetzt, um über die Geschehnisse in und um Israel zu berichten, völlig verzerrt und tendenziös einseitg. Nur das eine Beispiel welches ich hier erwähne zeigt wie desaströs SRF mit Informationen umgeht, die äusserst fragwürdig sind, nämlich die tagtäglichen Todesopferzahlen der Hamas. Schuld an den Getöteten hat natürlich alleine Israel. In diesen Zahlen wird weder von getöteten Zivilisten oder Hamas Kämpfer unterschieden noch weiss man ob sie wirklich der Realität entsprechen. In früheren Kriegen welche Israel gegen die Hamas ausgetragen hat, waren die Opferzahlen jeweils weit höher als die tatsächlich getöteten. Dabei kam heraus, dass viele der Getöteten von der Hamas selbst umgebracht wurden. Ergo kann man damit sagen, dass die tagtäglich weit übertriebenen Opferzahlen der Hamas welche SRF uns liefert, nur der Hamas selbst nützen und Israel erheblichen Schaden zufügen in der öffentlichen Meinung. Somit muss ich daraus schliessen, dass SRF willentlich oder nicht, zum indirekten Sprachrohr und zum Unterstützer der terroristischen Hamas geworden ist im Krieg in Gaza !
    Die europäischen Medien insgesamt tragen eine erhebliche Mitschuld am Zerrbild Israel und der antisemitischen Welle, welche seit den tragischen Ereignissen vom 7.Oktober 2023 nicht nur Europa, sondern die ganze Welt erfasste. Was für ein Irrsinn !!!

  3. Herr Wenninger, mich stört an Ihrer Argumentation die ewige Selbstzerstümmelung welche Israelkritiker viel zu oft betreiben. Anstatt hinter Israel zu stehen gibt man immer wieder den Gegnern des einzigen jüdischen Staates den es auf der Welt gibt Munition um die Existenz Israels in Frage zu stellen. Sei es, indem man immer und immer wieder die Regierung unter Netanjahu teils unverhältnismässig scharf kritisiert oder indem man das Handeln Israels in Kriegszeiten überdurchschnittlich oft an den Pranger stellt. Ich frage mich oft wem es Israel eigentlich noch recht machen kann, wenn sogar die eigenen Leute (Freunde?) ihren Staat vorallem und in erster Linie dazu benutzen ihn ständig zu kritisieren und all die negativen Dinge gebetsmülenhaft zu wiederholen. Fakt ist, dass der Staat Israel seit seiner Gründung 1948 um sein Überleben kämpft. Seit jüngster Zeit ist es nun aber so, dass die inneren Feinde versuchen, den Staat zu schwächen anstatt gemeinsam gegen all die anderen Feinde rund herum vorzugehen und die Kraft dort einzusetzen wo sie wirklich gebraucht wird. Man kann pro oder kontra Netanjahu sein aber die linken Gruppierungen innerhalb des politischen Spektrums versuchen regelmässig die Regierung zu schwächen was den Feinden Israels in die Hände spielt. Ich selbst bin Aussenstehender und aus diesem Grund nicht befugt Israel Ratschläge zu erteilen was es zu tun oder zu lassen hat. Nur eines möchte ich hier klar machen, wenn Israel nicht wieder geeint gegen seine umliegenden Feinde agieren kann, sei das der Iran mit seinen Komplizen im gesamten Nahen Osten oder die Welt mit ihrem antisemitischen, anti-israelischen Geist, sprich die UNO, wird es für den einzigen jüdischen Staat immer schwieriger weiterhin bestehen zu können. Besinnen wir uns doch auf das was Israel stark gemacht hat, nämlich eine schlagkräftige Armee, ein geeintes Volk und Minderheiten – wie die über 1 Million Araber – die ein gutes, sicheres Leben führen können mit den Israelis zusammen.
    Zum Schluss noch dies: Ich bin der Auffassung, dass Israel nur stärker werden kann und auch respektiert wird, wenn es seine Feinde gnadenlos bekämpft wo immer sie sind, denn die Entscheidung den Gazastreifen unter Sharon 2005 einseitig zu verlassen hat Israel nur eines gebracht: Tagtäglichen Terror vom schlimmsten und viele, viel zu viele unschuldige Todesopfer!

  4. Herr Büchi,
    natürlich war Ismail Haniyeh kein Moderater (falls es solche bei der Hamas überhaupt gibt). Das ändert aber nichts daran, dass über ihn die Verhandlungen bezüglich der Geiseln gelaufen sind. Gerade ihn zu töten, war deshalb ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass Netanyahu die Geiseln abgeschrieben hat.
    Und natürlich haben Sie völlig recht damit, dass die Hamas auf dem Verhandlungsweg nicht aus dem Gazastreifen zu bringen ist. Wie die letzten zehn Monate klar gemacht haben (und wie halbwegs vernünftige Leute auch vorher schon wussten), ist sie dort aber auch auf dem Kriegsweg nicht hinauszubringen, ohne den Gazastreifen völlig zu zerstören und eine ganz unverhältnismäßig hohe Zahl von Unschuldigen (ja, auch solche gibt es dort!) zu töten. Was sich dagegen immer mehr herauskristallisiert, ist, dass mit diesem Krieg die nächste Generation an Radikalen gezüchtet wird.
    Sie haben auch recht damit, dass die Hamas keinen Frieden und keine Existenz Israels will. Das macht freilich Netanyahu noch nicht zu jenem Unschuldslamm, das Sie offensichtlich in ihm sehen wollen. Im Übrigen habe ich durchaus mitbekommen, dass aus den Anklagen gegen Netanyahu wegen Korruption, Bestechlichkeit u. a. (bisher) “nichts geworden ist”. Im Gegensatz zu dem, was Sie vermitteln wollen, ist das aber nicht auf eine Einstellung der entsprechenden Verfahren oder gar Freisprüche zurückzuführen, sondern darauf, dass sie auf Antrag von Netanyahus Anwälten wegen Corona und Krieg verschoben wurden. Leider hat das mit dem angepeilten St. Nimmerleinstag nicht geklappt: Vielleicht haben Sie es nicht mitbekommen – oder Sie verschweigen es absichtlich – dass das Verfahren im letzten Dezember wieder aufgenommen wurde. Auch wenn es wieder und wieder verschleppt wird, es geht doch weiter.
    Zu den “illegalen palästinensischen Bauten” in der Zone C, die in keiner Weise mit den Bauten der Siedler zu vergleichen sind, s. meinen Kommentar vom 9. August hier:
    https://www.audiatur-online.ch/2024/08/05/siedlergewalt-ein-pionier-der-siedlerbewegung-nimmt-stellung/#comment-24094

  5. Herr Wenninger, Laufend bringen die Medien Informationen über den Nahostkonflikt, die lückenhaft, einseitig, oder gar falsch sind. Mit dabei sind auch sog. Qualitätsmedien. Ismail Haniyeh ist kein „Moderater“, er gehört zu denen, die den Terrorakt vom 7. Oktober befürwortet hatten. Sein Tod ändert nichts an der Tatsache, dass die Hamas so oder so kaum einen Deal akzeptieren wird, der sie aus dem Gazastreifen verbannen würde. Also bleibt eine Erhöhung ziviler Opfer durch Weiterführung der Kämpfe ihr vorrangiges Ziel zur weltweiten Dämonisierung Israels, mit Hilfe der Medien natürlich. Also wird sich die Hamas weiter unter die Zivilbevölkerung mischen und in Schulen und Moscheen Stützpunkte errichten, was völkerrechtlich verboten ist. Für das Fehlen eines akzeptablen Deals dauernd Netanyahu an den Karren zu fahren ist einzig linke Politik, von den Medien genüsslich ausgekostet. Sie haben offenbar nicht mitbekommen, dass aus jenen Anklagen von wegen Bestechung etc. nichts geworden ist.

    Sie haben ein Problem mit Netanyahu, das ist Ihre Sache. Natürlich hat er sich in den USA unbeliebt gemacht, weil er nicht auf den faulen Vorschlag von Biden eingegangen ist. Uebrigens hat eine Umfrage vor einigen Tagen von Channel 14 ergeben, dass 68% der Befragten gegen ein Verbleiben der Hamas im Gazastreifen sind (Teil eines Deals) und 64% gegen eine stufenweise Freilassung der Geiseln. Befragt, wem – Netanyahu, Ganz,. Lapid – sie die Verhandlungen mit der Hamas am ehesten zutrauen: 45% für Netanyahu, 21% für Ganz , 16 für Lapid, 15% für keinen der drei…. Daneben gab es einige Unentschlossene.

    Da ist auch die Hetze in den Medien gegen gewisse Minister in Israel. Dabei haben diese z.B. die Problematik mit Abbas und der Fatah verstanden, die sich in ihrem Ziel, Israel auszulöschen, nicht von dem der Hamas unterscheidet. Nur sollten sie ihre Sprache mässigen. Diese Regierung wird in Israel vieles geraderücken, was frühere Regierungen völlig vernachlässigt haben, z.B. dass in der allein von Israel zu verwaltenden Zone C des Westjordanlands unzählige illegale palästinensische Bauten entstanden sind. Ab dem Sechstagekrieg 1967 hat sich der weltweite Antiisraelismus entwickelt, via X Institutionen und Staaten, gefördert vor allem von den Medien, egal, welche Regierung in Israel am Ruder ist.

  6. Herr Büchi, sie sollten vielleicht auch einmal das andere Auge aufmachen. Dann könnten Sie sehen, dass keineswegs nur das Schweizer Radio und Fernsehen im Allgemeinen oder Susanne Brunner im Besonderen die sich in diesem Interview zeigenden Ansichten vertreten, sondern sehr viele sogenannte Qualitätsmedien auch außerhalb der Schweiz. Wäre es Netanyahu tatsächlich um die Geiseln zu tun, dann hätte er jeden Hamas-Führer töten lassen können, nur nicht Ismail Haniyeh, den einzigen, mit dem Israel über die Geiseln reden konnte. Tatsache ist auch, dass Netanyahu ein nicht geringes Interesse an diesem Krieg hat: Sobald dieser zu Ende ist, wird er sich für das Geschehene verantworten müssen, und sobald er nicht mehr Premier ist, wird er sich auch persönlich vor Gericht wegen Bestechung, Betrugs und anderem verantworten müssen, und da stehen nach allem was bekannt ist seine Chancen auf Freispruch nicht sehr gut.
    “Leuchttürme der Demokratie”, das waren Israel und die USA einmal. Falls in den letzteren Trump wieder Präsident werden sollte, dann schaut es für die Demokratie dort nicht gut aus (siehe “Project 2025″ der Republikaner), und in Israel gibt es in der gegenwärtigen Regierung sowieso einige, die mit Demokratie nicht viel am Hut haben. Verantwortlich dafür ist selbstverständlich Netanyahu, und deshalb ist es vor allem er, der es im Gegensatz zu Ihrer Aussage tatsächlich vielen zunehmend schwieriger macht, Israel zu unterstützen. Das ist kein “Zerrbild der Realität”, das ist die Realität.
    Und ja, diese Leute wurden tatsächlich gewählt. Aber mit gutem Grund waren sie bisher in keiner Regierung vertreten, weil demokratische Parteien sie gemieden haben wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich ist das so ähnlich, als würde man in Deutschland die AfD in die Regierung holen.
    Noch etwas: Sie sollten nicht Gegnerschaft zu dieser israelischen Regierung mit antiisraelischer Haltung verwechseln. Sie müssen nicht mit dieser Meinung übereinstimmen, aber Sie sollten zumindest akzeptieren, dass sich viele Leute große Sorgen machen, dass diese Regierung Israel in den Abgrund führt.

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