Mohammad Sinwar: Der mögliche Nachfolger von Mohammad Deif

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Mohammad Sinwar wurde dabei gefilmt, wie er durch einen riesigen Hamas-Tunnel unter dem Gazastreifen fuhr. Das Büro des IDF-Sprechers veröffentlichte das Video im Dezember 2023. Foto zVg
Mohammad Sinwar wurde dabei gefilmt, wie er durch einen riesigen Hamas-Tunnel unter dem Gazastreifen fuhr. Das Büro des IDF-Sprechers veröffentlichte das Video im Dezember 2023. Foto zVg
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Innerhalb der Terrororganisation Hamas wird Mohammad Sinwar, Bruder von Yahya Sinwar, dem Führer der Hamas im Gazastreifen, bereits als möglicher Nachfolger von Deif gehandelt. Nach Angaben ranghoher Sicherheitsexperten haben die israelischen Geheimdienste bestätigt, dass Mohammad Deif, der Oberbefehlshaber des militärischen Flügels der Hamas, bei einem Angriff in Khan Yunis tatsächlich getötet wurde.

von Yoni Ben Menachem

Diese Einschätzung stützt sich auf Beweise und Erkenntnisse des Shin Bet (Israelischer Inlandsgeheimdienst) und des Nachrichtendienstes der IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte), die darauf hindeuten, dass Deif sich auf dem bombardierten Gelände befand.

Die Operation zur Eliminierung von Deif wurde vom Sondereinsatzkommando des israelischen Sicherheitsdienstes geleitet. Der Israelische Inlandsgeheimdienst leitete die Verfolgung von Deif und demonstrierte damit, dass seine nachrichtendienstlichen und operativen Fähigkeiten seit dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober 2023 erheblich verbessert wurden.

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Ein undatiertes Foto, das von den israelischen Verteidigungskräften am 6. Januar 2024 veröffentlicht wurde, zeigt Mohammad Deif (R). Foto IDF

Quellen im Gazastreifen zufolge ist das Krankenhaus von Deir al-Balah seit dem IDF-Angriff zu einer befestigten Hochburg der Hamas geworden. Berichten zufolge versucht die Hamas, Dutzende von Leichen zu identifizieren, von denen eine möglicherweise zu Deif gehört.

Die Hamas hat ein klares Interesse daran, die Nachricht von Deifs Tod zu verheimlichen, um einen schweren Imageschaden zu vermeiden, aber es gibt Anzeichen dafür, dass die operativen Auswirkungen bereits erheblich sind.

IDF-Stabschef Herzi Halevi erklärte, die Hamas versuche, die Ergebnisse des Angriffes zu verschleiern.

Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass weder die Hisbollah noch der Hamas-Ableger im Südlibanon mit massivem Raketenbeschuss antworten werden, was als Bestätigung für die Ermordung Deifs dienen würde.

In der Zwischenzeit wird die Hamas keine Zeit verlieren, um die von Deif hinterlassene Vakanz zu füllen. Quellen im Gazastreifen berichten, dass Mohammad Sinwar als potenzieller Nachfolger Deifs gilt.

Mohammad Sinwar: Terrorist und Sonderling

Mohammad Sinwar, geboren 1975 im Flüchtlingslager Khan Yunis, ist Mitglied des Militärrats des sogenannten militärischen Flügels der Hamas, der Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden.

Zuvor war er Kommandeur der Khan-Yunis-Brigade und verantwortlich für die Entführung des IDF-Soldaten Gilad Shalit am 25. Juni 2006.

Der jüngere Sinwar gilt neben seinem Bruder Yahya Sinwar und Mohammad Deif als einer der Planer des Massakers vom 7. Oktober in israelischen Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens.

Er lebt seit vielen Jahren im Untergrund und erhielt den Spitznamen „der lebende Tote“, nachdem die Hamas 2014 seinen fiktiven Tod verkündet hatte, um den israelischen Geheimdienst in die Irre zu führen.

Viele in Gaza behaupten, dass Mohammad Sinwar im militärischen Umfeld eine grössere Bedeutung hat als sein Bruder Yahya und dass er die indirekten Verhandlungen mit Israel über den „Shalit-Deal“ im Jahr 2011 führte, der zur Freilassung von Yahya Sinwar führte.

Mohammad Sinwar hat sechs Attentatsversuche überlebt, den letzten während der Operation „Guardian of the Walls“ im Mai 2021. Im November 2023 durchsuchten IDF-Kräfte das Büro von Mohammad Sinwar in Gaza-Stadt und beschlagnahmten Geheimdienstmaterial.

Die Leiche in Mohammad Sinwars Keller

Hamas- Offizielle behaupten, als Yahya Sinwar 2011 im Rahmen des „Schalit-Deals“ aus israelischer Haft entlassen wurde, hätten sich hochrangige Militärs und Anführer von Sicherheitsgefangenen beschwert, dass sein jüngerer Bruder Mohammad in Pädophilie und sexuelle Belästigung von Hamas- Mitarbeitern und Jungen aus dem Gazastreifen verwickelt sei.

Israelischen Sicherheitsquellen zufolge nutzte Yahya Sinwar seine Position, um die Ermittlungen zu den Verbrechen seines Bruders zu verschleiern und eine interne Untersuchung zu verhindern.

Hamas-Mitglieder, die nicht in den „Shalit-Deal“ einbezogen wurden, behaupten, sie seien inhaftiert worden, weil Mohammad befürchtete, dass ihre Freilassung sein sexuelles Fehlverhalten publik machen würde.

Israelischen Sicherheitsquellen zufolge erfuhr der Geheimdienst von einigen dieser Affären durch den Hisbollah-Terroristen Samir Kuntar, der den Ermittlern erzählte, dass Yahya Sinwar die Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs innerhalb des Gefängnisses untersagte, um zu verhindern, dass die Beteiligung seines Bruders aufgedeckt wird.

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Mitgefangene: Samir Kuntar in der oberen Reihe, rechts. Yahya Sinwar ist in der Mitte der unteren Reihe. Foto zVg

Kuntar, der 1979 an der Ermordung der Familie Haran und des Polizisten Eliyahu Shahar in Nahariya beteiligt war, wurde 2015 von Israel in Syrien liquidiert.

Die militärische Führung der Hamas scheint kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.

Die IDF und der Shin Bet verstärken ihre Bemühungen, Yahya und Mohammad Sinwar zur Strecke zu bringen, um zu verhindern, dass sich die Hamas von den schweren Schlägen, die sie erlitten hat, wieder erholen kann.

Yoni Ben Menachem, ein langjähriger Kommentator für arabische Angelegenheiten und Diplomatie beim israelischen Rundfunk und Fernsehen, ist ein leitender Nahost-Analyst beim Jerusalem Center for Public Affairs. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. yahia sinwar hatte, als er in Israelischer Gefangenschaft war, einen Gehirnabszess. Eine das Leben bedrohende Erkrankung. Er wurde operiert – von Israelischen Ärzten.
    Niemand weiss wievielen yahia sinwars das Leben gerettet worden ist damit sie später Raketen gegen Israel abfeuern Israelis schlachten , in Öfen stecken nachdem sie sie erniedrigt, gequält haben. Es ist höchste Zeit, dass Israel seinen Feinden anders begegnet. Es ist so wie Mia Shem es sagte: Es gibt keine Zivilisten in Gaza. Binnen 1 Minute wird man in Gaza vom Terroristen zum unschuldigen Zivilisten und umgekehrt. Bei 93 % Befürwortung der hamas ist es wohl höchste Zeit, dass Israel seinen Feinden anders begegnet.

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