Als der ehemalige deutsche Fussballnationalspieler Mesut Özil sich 2023 offen zu den türkischen ‚Grauen Wölfen’ [bozkurtlar] bekannte, stand diese rechtsradikale türkische Organisation auch bei uns zeitweise im Focus der Aufmerksamkeit. Jetzt geschah es wieder im Fussball-Kontext, und zwar im EM-Achtelfinale.
Als der türkische Nationalspieler Demiral ein Tor gegen Österreich schoss, zeigte er demonstrativ das Handzeichen der ‚Grauen Wölfe’, ebenso wie zahlreiche türkische Fussballfans im Stadion. Die Politik reagierte mit energischen Worten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte, die EM als „Plattform für Rassismus zu nutzen“, sei „völlig inakzeptabel“. Noch deutlicher wurde Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, der selbst türkische Wurzeln hat: „Diese rechtsextreme Geste steht für widerlichen Antisemitismus und die Vertreibung der letzten Christen aus dem Siedlungsgebiet der Urchristen“ schrieb er auf X. Ein UEFA-Untersuchungsverfahren wurde gegen den Spieler eingeleitet. Demiral ruderte zurück: Er habe nur seinem türkischen Nationalstolz Ausdruck verleihen wollen. Doch die ‚Gesellschaft für bedrohte Völker’ wies auf eine bedrückende Koinzidenz hin: Das Wolfs-Handzeichen sei genau am Jahrestag des Sivas Massakers gezeigt worden. Am 2. Juli 1993 waren infolge einer pogromartigen Attacke auf ein alevitisches Festival 35 Menschen ums Leben gekommen. Wann immer der türkische Patriotismus hochkommt, werden Symbole der ‚Grauen Wölfe’ gezeigt – seien es die ‚3 Halbmonde’ oder der Tauhid-Finger oder das Wolfszeichen. Allzu oft standen die Grauen Wölfe in Zusammenhang mit brutalster Gewalt – nicht nur in der Türkei, sondern weltweit. Es gibt sie schon lange bei uns, sie wurden auch wiederholt von einzelnen Journalisten oder Fachleuten einer verhalten interessierten Öffentlichkeit dargestellt. Stärkeres Interesse freilich haben sie kaum je erregt. Islamistische Gewalt auf der einen, Islamophobie auf der anderen Seite absorbierten die Aufmerksamkeit und steckten den Wahrnehmungsrahmen ab. Und in den ‚Kampf gegen rechts’ passten die Wölfe, die sich selbst auch gern ‚Idealisten’ [Ülkücüler] nennen, nach den hiesigen Denkschablonen nicht wirklich. Bei Bewegungen aus dem Nahen Osten, seien sie auch gegen Juden gerichtet, neigt man hier eher zu Grosszügigkeit.
Woher kommen die Grauen Wölfe ?
Ihre historischen Wurzeln haben die Grauen Wölfe im ‚Panturanismus’ des 19. Jahrhunderts. Diese zunächst eher geistig-wissenschaftliche Bewegung, zu der auch westliche Gelehrte im Zuge ihrer Erforschung Zentralasiens beitrugen, entstand zu einer Zeit des Niedergangs des Osmanischen Reiches. Im Kontext des Aufkeimens von Nationalismen der verschiedenen Ethnien des Osmanischen Reiches empfanden auch die Türken das Bedürfnis nach einem nationalen Bezugsrahmen und entwickelten nationalistische Narrative. Der Panturanismus geht von einer Zusammengehörigkeit aller Turkvölker, die aus einer gemeinsamen Urheimat in Zentralasien stammen, aus. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts entstand vor diesem Hintergrund eine ultranationalistische Bewegung, die in ihrer Symbolik tief in die Geschichte zurückgeht. In der alttürkischen Mythologie spielen Wölfe eine wichtige und positive Rolle. Deshalb haben die ‚Idealisten’ den Wolf zu ihrem Symbolbild gewählt. Nach dem Schock der Auflösung des Osmanischen Reiches stieg der türkische Nationalismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf. Er entwickelte, auch unter dem Einfluss des Nationalsozialismus und in Zusammenarbeit mit ihm, einen zunehmend rechtsradikalen Zweig. Rechtsnationalistische Parteien und Vereinigungen wurden gegründet. Zunächst gingen die türkischen Behörden gegen diese neuen gefährlichen Strömungen vor, aber im Zuge des Kalten Krieges, als die Türkei sich zunehmend dem Westen zuwandte, rückte die Bekämpfung linker und marxistischer Kräfte in den Vordergrund. Rechte erhielten wieder Freiraum, konnten sich in Parteien organisieren, deren wichtigste die MHP ist. In ihrem Umfeld entstand in den 1960er Jahren die Bewegung der Grauen Wölfe, die vor allem jüngere Menschen anzog, die Strasse erobern wollte und sich durch zahlreiche Gewalttaten auszeichnete. Inzwischen bemüht sich die MHP , etwas gemässigter aufzutreten – denn eine neue, von der MHP abgespaltene Partei[1993], die BBP, übernahm nun die radikale Rolle. Ihren Sympathisanten werden mehrere Morde zugeordnet, wie der an dem armenischen Journalisten Hrant Dink 2007.
Was wollen die Grauen Wölfe?
Im Mittelpunkt ihrer Ideologie steht ein radikaler türkischer Nationalismus. Die Turkvölker müssen alle in einem Grossreich ‚Turan’ vereinigt werden, dass sich von den Küsten der Adria bis nach Zentralasien, China und Sibirien erstrecken soll und dessen Landkarte durchaus auch Territorien nichttürkischer Nationen einschliesst. Einer überhöhten Wertung des Türkentums steht, wie so häufig bei Nationalismen, die ins Rechtsextreme abdriften, die Abwertung anderer Ethnien – etwa Kurden, Griechen, Armenier – gegenüber. ‚Der Westen’ schlechthin gehört zu ihrem Feindbild, aber ebenso wurde die sozialistische Sowjetunion als Gegner betrachtet. Das wird durch eine stark islamische Komponente der Ideologie verstärkt, durch eine „türkisch-islamische Synthese“, die in ihrer Symbolik durch drei Halbmonde oder den Tauhid-Finger zum Ausdruck kommt. Auch antsemitische Züge weist die Lehre der Ülkücüler auf. Israel stehen sie feindlich gegenüber. Auch liberale Rechtsstaaten wie beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland lehnen sie ab. Zu ihrem autoritären Staatsverständnis gehört ein prononcierter Führerkult. Sie pflegen ein stark traditionalistisches Frauen- und Gesellschaftsbild, sind auch durchaus bereit, ihre Ziele mit Gewalt zu verwirklichen. Die grauen Wölfe haben in der Türkei, aber auch in Europa, zahlreiche Anschläge verübt – der spektakulärste war wohl das Papstattentat 1981. Je nach aktueller Lage werden ihre Feindbilder und Verschwörungstheorien angepasst und modifiziert. Intensive Befassung mit Inhalten oder allzu intellektuelle Herangehensweisen sind der Bewegung fremd. Ihr genügen unhinterfragte Schlagworte und radikale Kernsätze als Glaubensartikel.
Graue Wölfe und Erdogan
In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass sich die Grauen Wölfe mehr und mehr mit der türkischen Regierungspartei AKP zusammenschliessen. Bei den Parlamentswahlen von 2018 gab es eine Allianz zwischen der MHP, der Partei, mit der sie am engsten verbunden sind, und Erdogans AKP. Aus früherer Gegnerschaft ist jetzt Zusammenarbeit geworden. Wächst hier zusammen was zusammengehört? In der Tat passt Erdogans islamischer und imperialer Nationalismus gut zur Ideologie der Ülkücüler, die ja auch radikalen Nationalismus mit Grossmachtvisionen und konservativem Islam verbinden. Die Mobilisierung der vielen Anhänger der türkischen Rechten ist für Erdogan gerade in der Diaspora sehr wichtig – ebenso versprechen sich die Grauen Wölfe eine Aufwertung durch eine Allianz mit dem türkischen Präsidenten. Sie ergänzen sich gegenseitig und bieten Türken in anderen Ländern einen Rahmen, in dem diese ihre kulturelle, aber auch politische Identität bewahren und pflegen können und das Erdogan-Lager stärken. Im türkischen Parlament ist die AKP/MHP-Koalition Ausdruck dieser politischen Symbiose. Wie etwa die Partei DAVA sind auch die Grauen Wölfe ein Instrument Erdogans, seine politische Agenda in Europa voranzubringen. Sie sind seine willigen Helfershelfer. Das Erdogan selbst den Wolfsgruss verwendet, ist durch Fotos, die im Netz zu sehen sind, belegt.
Wolfsland ist überall
Wo immer auf der Welt Türken sind, erscheinen auch bald die Grauen Wölfe. In Frankreich, ein Land, in das sich infolge des Völkermordes an den Armeniern zahlreiche Armenier aus dem Osmanischen Reich und der Türkei geflüchtet hatten, gingen sie mit brutaler Gewalt gegen die armenische Minderheit vor. Aber auch in Belgien verwüsteten sie ein Mahnmal, das in der Hauptstadt Brüssel an den Armenier-Genozid erinnern sollte. In China sah man eine Verbindung der Grauen Wölfe mit uigurischen Terroranschlägen, da Vertreter der Uiguren – einer turksprachigen Ethnie – im Vorfeld mit Repräsentanten der Grauen Wölfe zusammengetroffen waren. Besonders interessant für die türkische Rechte und ihre Stosstruppe, die Grauen Wölfe, ist Bosnien – ein Land in Europa mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil, in dem aufgrund serbischer Greueltaten an muslimischen Bosniaken vielleicht eine besondere Empfänglichkeit für die Annäherungsversuche der rechtsradikalen Türken anzunehmen ist. Dort haben die Wölfe den Weg der Sympathiewerbung und der humanitären Hilfe auf grassroots-level eingeschlagen, bei religiösen Festen Opfertiere gestiftet und durch Armenhilfe in Dörfern positive Signale gesetzt.
In ganz Europa erregen Gewalttaten der Wölfe Aufmerksamkeit: In den Niederlanden attackierten sie beispielsweise chinesische Touristen. Auf Zypern griffen sie Griechen an, die gegen die türkische Okkupation eines Teiles der Insel protestierten – es gab Todesopfer. Immer wieder kam es auf Zypern zu Auseinandersetzungen zwischen Grauen Wölfen und Kurden. Graue Wölfe waren es, die Waffen nach Tschetschenien schmuggelten und dort an den Tschetschenien-Kriegen aktiv teilnahmen.
Im Jahr 2021 forderte das Europäische Parlament die EU dazu auf, die Grauen Wölfe als terroristische Gruppierung einzustufen, wogegen die Türkei heftig protestierte, da die Wölfe eine legale Bewegung seien, die einer seit langem etablierten Partei [nämlich der MHP] verbunden sei. Auch in den USA gab es Forderungen, die Organisation als Terrorgruppe zu kategorisieren. Denn 2017 waren Graue Wölfe in die Hagia Sophia eingedrungen und hatten dort demonstrativ das rituelle islamische Gebet verrichtet – eine demonstrative Geste, die der Forderung nach Wiederumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zuzuordnen ist. Mit der Aktion demonstrierten sie gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA. Amerikanische Stellen haben auch festgestellt, dass die Wölfe am internationalen Drogenhandel in grossem Stil beteiligt waren. In Aserbaidschan waren Elemente der Grauen Wölfe in einen versuchten Staatsstreich gegen den Präsidenten verwickelt. Immer wieder erschienen Wölfe im syrischen Bürgerkrieg , wo sie mit lokalen Verbündeten kooperierten.
Graue Wölfe in Deutschland
Deutschland, in dem besonders viele Türken leben, wurde ein bevorzugtes Aktionsfeld für die Grauen Wölfe. In der Bundesrepublik soll es bis zu 20 000 Graue Wölfe geben [Verfassungsschutzbehörden zählen nur etwas über 12 000, aber die Dunkelziffer ist hoch, denn die unorganisierten Wölfe sind schwer zu schätzen und zahlenmässig zu erfassen]. Viele sind in diversen Vereinen organisiert, die meisten davon in der ‚Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine’[ADÜTDF]. Eine grosse Vielfalt unterschiedlichster Vereinigungen sind letztlich getarnte Organisationen der Grauen Wölfe – Sportvereine, Jugendclubs, Kulturvereine. Auch Mitarbeiter des Moscheeverbandes DITIB gehören zu den ‚Idealisten’. Seit den 1990er-Jahren bestimmt das Konzept des ‚Europäischen Türkentums’ das Verhalten der Grauen Wölfe. Türken sollten in ihren europäischen Gastländern, vor allem in Deutschland, deren Staatsangehörigkeit annehmen, im Herzen aber dem Türkentum verbunden bleiben und die neue Staatsangehörigkeit im Interesse des türkischen Nationalismus nutzen. In Parteien und Verbänden sollen sie Themen, die der türkischen Führung wichtig sind, in den Vordergrund bringen. Wiederholt hat Präsident Erdogan die türkischstämmigen Bürger europäischer Staaten ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft auf Loyalität zu ihm selbst und zur Türkei eingeschworen.
Wölfe im Schafspelz
Der ‚Marsch durch die Institutionen’ Europas war das Ziel schon seit den 1990er-Jahren, der Eintritt in politische Parteien, Einflussnahme auf die Zivilgesellschaft im Interesse nationalistischer und islamischer türkischer Interessen wurde und wird angestrebt. Ähnlich wie die Muslimbruderschaft in Europa versuchen auch die Grauen Wölfe, ihre archaische Ideologie hinter einem friedlich-freundlichen Schleier zu verbergen. Neben dieser eher zivilen, friedfertigen Methodik gehört zum Instrumentarium der Grauen Wölfe weiterhin rohe Gewalt. Wirkliche oder vermeintliche Anhänger der ‚Gülen-Bewegung’ [also faktisch Gegner von Präsident Erdogan] waren ebenso im Visier von Gewalttätern wie Kurden, die unter Verdacht waren, der PKK nahe zu stehen oder mehr Rechte für die kurdische Minderheit in der Türkei zu fordern. Besonders beunruhigend ist, dass der Beschluss des Deutschen Bundestags im Juni 2016, den Mord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 als Völkermord [Genozid] einzustufen, zu Morddrohungen gegen Bundestagsabgeordnete führte, von denen eine zweistellige Zahl unter Polizeischutz gestellt wurde. Die Grauen Wölfe sind also ein weiteres Beispiel, wie Konflikte und bedenkliche weltanschauliche Strömungen samt der zugehörigen Gewalt aus dem Nahen Osten problemlos nach Europa gelangen und hier zu einem Integrationshindernis werden. Denn ‚Integration’ ist keineswegs im Sinne dieser Bewegung.
Gewaltbereitschaft in Grauzonen
Die Grauen Wölfe zu verbieten, wie in Frankreich geschehen, ist bei uns kaum eine zielführende Option. Sie sind in unterschiedlichen Organisationen zuhause und eine grosse Zahl von ihnen ist unorganisiert. Es handelt sich also um Sympathisanten, Influencer und Aktivisten, die keiner Vereinigung angehören, somit kaum greifbar sind. Hier ist die Gewaltbereitschaft höher als bei den organisierten Grauen Wölfen, denn sie ist nicht immer eindeutig zuzuordnen. Dem Umfeld der Grauen Wölfe bescheinigen Sicherheitsorgane problematische Tendenzen: Ihre „Gewaltneigung gefährdet die innere Sicherheit in Deutschland“ sagt das Bundesamt für Verfassungsschutz und bescheinigt den Anhängern der Bewegung „eine hohe Waffenaffinität“. Es kam zu Angriffen auf Kippa-Träger und Kurden und zu Anschlägen auf Moscheen. Wir sollten also das Tattoo des ehemaligen Nationalspielers Özil, mit dem er seine Sympathie für die Grauen Wölfe zeigt, nicht verharmlosen und seine Wirkung nicht unterschätzen. Symbole der Grauen Wölfe tauchen immer wieder auf, bei Demonstrationen verschiedenster Zielrichtung, bei Besuchen türkischer Politiker, in den sozialen Medien sowie im öffentlichen Raum. Gewalt hat das Auftreten der Grauen Wölfe weltweit begleitet. In Österreich sind seit 2019 zumindest die Symbole der Grauen Wölfe verboten.
Mit den Wölfen heulen – Ist unsere Politik problembewusst?
„Der Verfassungsschutz hat … die Grauen Wölfe weiterhin fest im Blick, damit deren Streifzüge durch Nordrhein-Westfalen erfolglos bleiben.“ Dies konstatierte zumindest NRW-Innenminister Reul [CDU]. Doch zahlreiche Politiker begegnen den Wölfen im Schafspelz noch immer zu treuherzig und blauäugig und kompromittieren sich. Denn diese suchen immer wieder den Kontakt zu den etablierten Parteien, ohne ihre wahre Identität offenzulegen, „indem man Politiker, aber auch Integrationsräte oder andere staatliche Stellen beeinflusst“, sagt NRW-Verfassungsschutz-Chef Kayser. Zwar kontaktieren Sicherheitsbehörden immer wieder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, um sie zu sensibilisieren. Doch wissen diese oft gar nicht, mit wem sie es zu tun haben. So soll der Oberbürgermeister von Hamm an einer Feier teilgenommen haben, deren Gastgeber gute Kontakte zu den Grauen Wölfen pflegte. Aus seinem Büro soll „die Bewerbung eines türkischen Faschisten“ [Focus] auf ein Amt in der Stadtveraltung unterstützt worden sein. Ein CDU-Abgeordneter liess sich vor einer Wand mit Bildern grauer Wölfe fotografieren. In Duisburg kandidierten bei Kommunalwahlen Graue Wölfe auf CDU-Listen. Ex-Kanzlerkandidat Laschet zog sich mehrfach den Vorwurf zu, er sei zu naiv und leichtfertig im Umgang mit den rechtsradikalen Wölfen gewesen, wenn er etwa Warnungen abtat mit der Phrase, es gebe eben „Leute, die sehen dauernd Gespenster“[WELT]. Daraus wird deutlich, dass es die Wölfe im Schafspelz in die Mitte der Gesellschaft geschafft haben – auch aufgrund der Treuherzigkeit einer multikultibeseelten Politikerklasse.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeichnete 2022 Canan Durna aus, die sich ehrenamtlich für Obdachlose engagiert hatte. Ein Investigativjournalist fand auf ihrer Facebookseite eine durchgekreuzte israelische Flagge und den Sogan „Nieder mit Israel“. Die Stadt Köln sah darin keinen Grund, ihre Haltung gegenüber Frau Durna zu revidieren. Ist „Nie wieder“ wirklich jetzt?
EU-Perspektive für die Türkei?
Bis vor wenigen Jahren forderten gerade in Deutschland viele Menschen mit Verve und Pathos einen EU-Beitritt der Türkei. Das war, bevor Erdogan sein wahres Gesicht zeigte und sich so verhielt, dass auch die ahnungslosen Befürworter eines türkischen EU-Beitritts erschraken. 1999 erhielt die Türkei den Status eines EU-Beitrittskandidaten – nur wenige Jahre, nachdem der Gründer der MHP, Alparslan Türkes, seine Anhänger in Deutschland zum ‚Marsch durch die Institutionen’ ‚ aufgefordert hatte. „Die angesehenste Familie der Menschheit ist die türkische Nation“ sagte Türkes. Den kurdischen Nationalismus hielt er für eine ‚griechische Verschwörung’.
Mangelnde Religionsfreiheit für Christen im Beitrittskandidatenland Türkei wurde noch 2007 in einem Fortschrittsbericht, der den Weg zu einer EU-Mitgliedschaft regelmässig begleiten muss, beklagt. Die Übertünchung von historischen byzantinischen Mosaiken und Fresken in der Hagia Sophia in Istanbul war ein weiteres Indiz dafür, wohin die Türkei steuert. 2023 sprach sich der EVP-Vorsitzende Manfred Weber explizit dafür aus, den EU-Beitrittsprozess mit der Türkei zu beenden. Nicht beendet sein dürfte der Prozess, die europäischen Gesellschaften weiter mit Grauen Wölfen zu infiltrieren. „Wir müssen die europäische Kultur mit der türkischen impfen“ sagte der türkische Präsident Erdogan. Dies wird – auch ohne EU-Beitrittsprozess – mit Hilfe der Idealisten / Grauen Wölfe fortgesetzt werden.
Dies ist eine aktualisierte Version eines ursprünglich in der Jüdischen Rundschau veröffentlichten Artikels.
- Mannheim, Bad Oeynhausen, Brokstedt… Einzelfälle? - 8. Juli 2024
- Die Grauen Wölfe sind unter uns - 3. Juli 2024
- Der Tauhid-Finger und der Hass auf den Westen - 2. April 2024
Bei der EM wurde von den Medien, hoffentlich nur aus üblicher Dummheit und Unwissenheit, auch der dumpfeste und primitivste Nationalismus nicht nur der Türken auch z. B. der Albaner (die bekanntlich mit zwei Mannschaften antraten) und Kroaten, als farbenfroh und völkerverbindend zugekleistert.
Die grauen Wölfe heulen seit mehr als dreißig Jahren wieder. Das geht seit dem Putsch in der Türkei so. Und solange die Syrer und Iraker fern gehalten werden, ist das der tapferen Bundesrepublik auch egal. Interessanter ist, wer den Putsch unterstützt hat und warum. Das ist so ähnlich wie die Frage, wer Saddam und Gaddafi weghaben wollte und warum. In allen drei Fällen haben faschistische Parteien in den jeweiligen Regionen massiven Zulauf erhalten. Ich denke die Frage wer den Schah von Persien hat fallen lassen, gehört da auch mit rein.