Über das palästinensische Flüchtlingsproblem

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Jüdische Flüchtlinge im Transitlager Ma'abarot, 1950. Foto Von Jewish Agency for Israel - https://www.flickr.com/photos/jewishagencyforisrael/4068140175/in/set-72157622639806938?edited=1, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9641908
Jüdische Flüchtlinge im Transitlager Ma'abarot, 1950. Foto Von Jewish Agency for Israel - https://www.flickr.com/photos/jewishagencyforisrael/4068140175/in/set-72157622639806938?edited=1, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9641908
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750 000 Araber verloren seit den 1940er Jahren ihre Heimat im heutigen Israel. Zur gleichen Zeit wurden 850 000 Juden aus den arabischen Ländern vertrieben. Wer hat da wen vertrieben? Es ist immer eine schlechte Idee, einen Krieg herbeizuführen – und dann zu unterliegen.

von Markus Somm

Die Fakten: 750 000 Araber verloren seit den 1940er Jahren ihre Heimat im heutigen Israel. Zur gleichen Zeit wurden 850 000 Juden aus den arabischen Ländern vertrieben.
 
Warum das wichtig ist: Wer hat da wen vertrieben? Es ist immer eine schlechte Idee, einen Krieg herbeizuführen – und dann zu unterliegen.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, einem der grauenhaftesten Kriege aller Zeiten, mussten Millionen von Menschen umziehen – und oft konnten sie sich glücklich schätzen, wenn sie dabei nicht vorher umgebracht worden waren:

  • 3 Millionen Sudetendeutsche wurden aus der Tschechoslowakeivertrieben
  • 3,2 Millionen Deutsche verliessen Schlesien

In beiden Gebieten haben diese Menschen und ihre Vorfahren über 600 Jahre lang gelebt, in Schlesien als erdrückende Mehrheit, im Sudetenland, dem deutschsprachigen Gebiet in Böhmen, ebenfalls.

Jüdische Flüchtlinge im Transitlager Ma'abarot, 1950. Foto Von Jewish Agency for Israel - https://www.flickr.com/photos/jewishagencyforisrael/4068140175/in/set-72157622639806938?edited=1, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9641908
Jüdische Flüchtlinge im Transitlager Ma’abarot, 1950. Foto Von Jewish Agency for Israel – https://www.flickr.com/photos/jewishagencyforisrael/4068140175/in/set-72157622639806938?edited=1, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9641908

Gibt es heute eine UNO-Organisation, die sich nach wie vor um diese Flüchtlinge und ihre Nachfahren kümmerte? Natürlich nicht. Weil diese Menschen alle in Deutschland (und Österreich) eine neue Heimat fanden.

  • Insgesamt nahm Deutschland (BRD und DDR) bis 1950 rund 12 Millionen Menschen auf, das entsprach 17 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung
  • Nicht alle in Westdeutschland freuten sich über die vielen neuen Bürger, die auch ein etwas anderes Deutsch sprachen. Zuerst hausten die «Heimatvertriebenen», wie man sie nannte, in Flüchtlingslagern, bald wurden sie mehr oder weniger reibungslos integriert. Heute redet niemand mehr von ihnen

Und keiner von ihnen würde ein Rückkehrrecht in die Tschechische Republik oder nach Polen verlangen (an das Schlesien nach dem Krieg geschlagen wurde).

OK. Die Deutschen hatten 1945 den Krieg verloren – nachdem sie unter anderem im Holocaust 6 Millionen Juden vernichtet hatten; auch sonst waren sie in diesen Jahren in ganz Europa nicht besonders positivaufgefallen. Hatten sie es nicht verdient?

Einverstanden – aber, was ist mit den Finnen?

  • 1939 überfiel Stalin Finnland – ohne jeden Grund. Es war kaltblütiger Imperialismus
  • Zwar wehrte sich Finnland tapfer, musste aber dann doch einen Waffenstillstand abschliessen. Die Sowjetunion zwang die Finnen Karelien abzutreten, wo vorwiegend Finnen lebten. 410 000 Finnen mussten ihre Heimat verlassen
  • Sie wurden nach Finnland umgesiedelt. Als 1945 der Krieg vorbei war, erhielt Finnland das Gebiet nicht zurück. Es gehört noch heute zu Russland. Finnen gibt es dort keine mehr

OK. Finnland hatte den Fehler begangen, am Ende auf der Seite der Nazis den Krieg zu verlieren. Und keiner pocht auf ein Rückkehrrecht.

Exodus 1
Über das palästinensische Flüchtlingsproblem

Zwischen 1947 und 1972 geschah ganz das Gleiche im Nahen Osten.

  • Die Araber erlitten wiederholt schwere Niederlagen – in Kriegen, die sie nahezu alle selber ausgelöst hatten. Israel, das Land, das sie zum Verschwinden bringen wollten, siegte
  • In der Folge mussten jene Araber, die das Unglück hatten, im Gebiet des heutigen Israels gelebt zu haben, ihrer Heimat den Rücken kehren. Je nach Schätzung zwischen 420 000 und 750 000 Menschen

Anders als im Fall von Deutschland oder Finnland rief die UNO 1949 allerdings die UNRWA ins Leben, (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East), eine Organisation, die sich eigens der arabischen Flüchtlinge aus dem ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina angenommen hat.

  • Ursprünglich als Hilfsprogramm auf Zeit gedacht, besteht es heute noch. Alle drei Jahre wurde es seit 1949 verlängert, das letzte Mal 2020
  • Leider ist ein Schweizer Chef (Philippe Lazzarini), doch die meisten der insgesamt über 30 000 Angestellten sind selber Palästinenser (zu 99 Prozent)

Die UNRWA erklärt sich heute für 5,9 Millionen «palästinensische Flüchtlinge» zuständig – da sie auch die Kinder und Enkel und Urenkel der einstigen 750 000 Flüchtlinge hinzurechnet. Ein Wachstum nahezu um den Faktor 8.

So nimmt die Zahl der Flüchtlinge Jahr für Jahr zu, was natürlich erfreulich ist aus Sicht der Organisation. Es gibt immer mehr zu tun. Wenn sich dieses Wachstum so fortsetzt, muss die UNRWA im Jahr 2100 rund 46 Millionen «Flüchtlinge» aus Palästina betreuen 

Selbstverständlich ist diese Rechnung politisch gewollt – und grotesk. Wäre man mit den deutschen Heimatvertriebenen so verfahren, müsste die UNO inzwischen für 96 Millionen Deutsche sorgen (mehr als es heute Deutsche gibt, OK, die tiefere deutsche Geburtenziffer hätte deren Wachstum etwas weniger ausgeprägt ausfallen lassen).

Kurz, die UNRWAG (United Nations Relief and Works Agency for German Refugees in Germany) hätte alle Hände voll zu tun.

Zumal – und das ist der springende Punkt – wir unterstellen, dass auch die Deutschen ihre Sprachverwandten aus Schlesien und dem Sudetenland nicht als neue Bürger aufgenommen, geschweige denn integriert hätten.

  • Denn so verhielten sich die arabischen Staaten mit ihren gleichsprachigen Brüdern und Schwestern aus Palästina
  • Statt sie als vollwertige Bürger zu akzeptieren, steckten sie sie in Flüchtlingslager, die heute noch betrieben werden

Ist das Israels Schuld?

Zur gleichen Zeit, als 750 000 Palästinenser meistens unfreiwillig ihr Land aufzugeben hatten, wurden 850 000 Juden aus den arabischen Ländern ausgewiesen. Sie mussten Ägypten verlassen, Irak und den Libanon, Jemen, Syrien und Libyen, später auch Algerien, allesamt Länder, wo diese Juden selbst seit Jahrhunderten gelebt hatten. Israel nahm sie alle auf. Sie waren genauso unfreiwillig aus ihrer Heimat abgereist.
 
Eigentlich war man quitt. Vielleicht sollte man das den Arabern einmal mitteilen.

Oder wie es der britische Philosoph Bertrand Russell ausgedrückt hat:
 
«Krieg entscheidet nicht darüber, wer Recht hat – sondern wer übriggeblieben ist.»

Markus Somm ist Journalist, Publizist, Verleger und Historiker und Chefredaktor Nebelspalter. Zuerst erschienen auf Nebelspalter.

2 Kommentare

  1. Gut, dass Markus Somm den unantastbaren Mythos «Nakba» (Palästinaflüchtlinge) vom Piedestal stösst. Es stellt sich nur die Frage, warum die Nationen dieses üble Spiel seit 1949 mitmachen. Dazu kommen die an den UNRWA-Schulen verwendeten Schulbücher, die Hass, Gewalt und Antisemitismus lehren und damit den Konflikt perpetuieren, finanziert auch mit Schweizer Steuergeldern.

    Es war wohl ein Mix von Blindheit, Dummheit, antiisraelischen Denkens, das das Kalkül der arabischen Staaten von 1948 so diabolisch perfekt hat aufgehen lassen. Sie hatten 1948 Israel angegriffen, doch konnte sich dieses mehrheitlich behaupten. Einzig wurden der Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem illegal von Aegypten/Jordanien besetzt (bis zum Sechstagekrieg 1967). Während rund 160,000 Palästinenser blieben, verliessen etwa 650,000 von ihnen ihre Häuser, einige weil vertrieben, doch grösstenteils weil von arabischen Stellen dazu aufgefordert. Dies bestätigen z.B. britische Polizeiberichte aus Haifa vom April 1948. Doch der Krieg nahm für die Araber nicht den erwarteten Verlauf und die «geflüchteten Palästinenser» konnten nicht zurückkehren. Doch statt diese in ihre Länder zu integrieren, steckten sie sie absichtlich in Flüchtlingslagen, um sie als psychologische Waffe gegen Israel und die UNO einzusetzen. Das funktioniert leider bis heute und westliche Länder lassen sich das Unsummen kosten. Dazu kommt, dass die UNO – welch ein Irrsinn – nach einiger Zeit beschloss, den Flüchtlingsstatus der Palästinenser als vererbbar zu erklären! Doch wie hypnotisierte Kaninchen vor der Schlange sitzend, wagt es offenbar auch heute kaum jemand, diesem seit 1949 dauernden, Milliarden kostenden und den Konflikt am Leben erhaltenden System den Garaus zu machen. Dies nicht zuletzt aufgrund der leider oft antiisraelischen Haltung vieler Linker.

    Es gibt übrigens kein Recht auf Rückkehr. Die sich damit befassende UNO-Resolution 194 von 1948 war unverbindlich und enthielt zudem strenge Auflagen. Nicht ohne Ironie bleibt festzuhalten, dass die arabischen Länder, damals mit einem Sieg über Israel rechnend, die Resolution abgelehnt hatten. Wie Markus Somm festhält, flüchteten damals über 800,000 Juden aus arabischen Ländern oder sie wurden vertrieben. Sie fanden in Israel und anderswo Aufnahme. Diese jüdischen Flüchtlinge liessen privaten Grundbesitz zurück übersteigend die vierfache Fläche Israels.
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  2. Das ist von ARABER gewollte Problem, um ein Problem am Kochen zu halten. Damit will man von eigenen Problemen in Arabischen Staaten ablenken. Diese Staaten haben ein Ziel: Israel Vernichten.

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