In einer kürzlich durchgeführten Umfrage wurde untersucht, wie die Belgier zu den Juden stehen, die eine kleine Minderheit von 0,3 % der Bevölkerung des Landes ausmachen. Die Resultate sind beängstigend.
von Alain Destexhe
Laut einer IPSOS-Umfrage hegen 14 % der Belgier eine Abneigung gegen Juden, doppelt so viele wie die Franzosen. Diese Zahl steigt auf 22 % in der Hauptstadt Brüssel, die auch die Hauptstadt der Europäischen Union ist, wo 11 % der Bevölkerung Sympathien für die Hamas hegen.
Die Umfrage bestätigt die Vermutung, dass Antisemitismus in Belgien weit verbreitet ist. Sie zeigt, dass sich die Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber Juden seit dem 7. Oktober 2023 noch weiter verschlechtert hat. Die belgische Liga gegen Antisemitismus hat eine Zunahme antisemitischer Handlungen festgestellt.
Auffallend an der Umfrage ist, dass bei jeder Frage die antisemitischen Vorurteile in Brüssel viel höher sind als auf nationaler Ebene. In der belgischen und europäischen Hauptstadt sind zwischen 30 und 40 % der Bevölkerung Muslime.
So sind 16 % der Brüsseler der Meinung, dass es in Belgien zu viele Juden gibt (gegenüber 11 % im Land); 29 % sagen, dass Juden für Wirtschaftskrisen verantwortlich sind (14 % im Land); 48 % sagen, dass sich Juden anderen überlegen fühlen (34 % im Land), und 47 % sagen, dass Juden den Palästinensern das antun, was Nazi-Deutschland den Juden angetan hat (35 % im Land).
Im ganzen Land sind 43 % der Muslime der Meinung, dass die belgischen Juden nicht wirklich Belgier sind wie die anderen Einwohner Belgiens.
Jüdische Studenten werden belästigt und schikaniert
Diese Zahlen sind erschütternd. Viele andere Signale zeugen von der traurigen Realität, dass Juden in Brüssel nicht mehr sicher sind. Standorte jüdischer Gemeinden müssen durch Betonpoller, Kameras und Sicherheitsschleusen geschützt werden. Während das muslimische Kopftuch Hijab in öffentlichen Bereichen Brüssels allgegenwärtig ist (in einigen Vierteln wird es von mehr als der Hälfte der Frauen getragen), sieht man auf den Strassen keine jüdische Kippa mehr. Nach einer Zunahme von Vorfällen, bei denen jüdische Teenager in der U-Bahn bedroht wurden, musste eine jüdische Schule in der Nähe des Gare du Midi, einem überwiegend muslimischen Viertel, verlegt werden. In den meisten Brüsseler Schulen wird der obligatorische Holocaust-Lehrplan schon lange nicht mehr unterrichtet; die Lehrer haben Angst, das Thema in Klassen zu behandeln, in denen die Mehrheit der Schüler Muslime sind. Nach dem 7. Oktober wurden auf dem Campus der Université Libre de Bruxelles jüdische Studenten belästigt und schikaniert.
Bereits 2011 zeigte eine Studie des Soziologen Mark Elchardus von der Freien Universität Brüssel, dass die Hälfte der muslimischen Studenten in Brüssel antisemitisch eingestellt ist.
Der Anstieg des Antisemitismus scheint mit der Zunahme der muslimischen Einwanderung zusammenzufallen, die sich ab dem Jahr 2000 beschleunigte. Die Politik verhielt sich wie die drei Affen: Sie sahen nicht, hörten nicht und sprachen nicht. Bei Holocaust-Gedenkfeiern beteuern die Behörden mit der Hand auf dem Herzen, dass Antisemitismus in Belgien keinen Platz hat, während sie dessen Zunahme passiv miterleben, ohne ihn jemals anzuerkennen.
Seit dem 7. Oktober waren die Reaktionen der politischen Klasse Belgiens überwiegend israelfeindlich und oft antisemitisch gefärbt. Ein Abgeordneter der Sozialistischen Partei und ehemaliger Verteidigungsminister verglich die militärische Reaktion Israels in einem X-Post mit den Verbrechen der Nazis: „Gaza heute ist Warschau gestern.“
Der Präsident des Parlaments, der das Posting des Abgeordneten likte, weigert sich, die Hamas als terroristische Organisation zu bezeichnen. Der Minister für Entwicklungszusammenarbeit vergleicht den Staat Israel mit dem Dritten Reich. Der Kulturminister fordert den Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest.
Selbst der belgische Premierminister wurde nach seiner Reise nach Israel im November 2023 von der Hamas beglückwünscht: „Wir schätzen die klaren und mutigen Positionen des belgischen Premierministers Alexander De Croo“. De Croo kündigte diese Woche seinen Rücktritt an, nachdem seine Partei bei den Wahlen zum belgischen Bundesparlament und zum Europäischen Parlament gescheitert war.
Stimmen der Muslime für den Erfolg linker Parteien von Bedeutung
Diese Positionen wurden oft vertreten, um muslimische Wähler anzusprechen, vor allem im Vorfeld der belgischen Parlamentswahlen vom 9. Juni, aber in einem wahren Teufelskreis schüren sie den Antisemitismus dieser Wählerschaft und darüber hinaus in einem grossen Teil der Bevölkerung noch zusätzlich.
Die Stimmen der Muslime sind für den Erfolg der linken Parteien, deren Wähleranteil in Brüssel aufgrund der Einwanderung in 20 Jahren von 34 % auf 54 % gestiegen ist, von entscheidender Bedeutung. Im Vergleich zu den Hunderttausenden von muslimischen Stimmen haben die Stimmen der 30.000 Juden in Belgien, einer echten Minderheit, kein grosses Gewicht. In den letzten 20 Jahren haben manche von uns vergeblich versucht, auf diese schwerwiegende Entwicklung aufmerksam zu machen, die weder von den Medien noch von der Politik wahrgenommen werden wollte.
Vielleicht sind es die herzzerreissenden Zeugnisse der Brüsseler Juden, die für sich selbst sprechen. Ein Landsmann von mir vertraute mir an:
„Mein Grossvater, der 1945 aus Ungarn kam, sagte mir immer, dass Belgien ein sicheres Land für Juden sei und dass unsere Familie hier nie Gefahr laufen würde. Heute erkläre ich meinen Kindern, dass ihre Zukunft nicht hier liegt und dass sie sich darauf vorbereiten müssen, ihr Leben anderswo zu gestalten.
Ein anderer Landsmann, dessen Familie zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Türkei verliess und nach dem 7. Oktober nach Portugal zog, bemerkt dazu:
„Brüssel ist ein verlorenes Gebiet aus politischem Kalkül…. Anders als in Frankreich gibt es keine wirklichen roten Linien. Die Atmosphäre lässt keinen Raum für Hoffnung“.
Das Schicksal der belgischen Juden scheint besiegelt zu sein. Belgien wird allmählich judenfrei – judenrein – und zelebriert gleichzeitig freudig und gewissenhaft das Hochamt eines hochgradig rassistischen Multikulturalismus.
Der Kolumnist und Politikwissenschaftler Alain Destexhe ist Ehrensenator in Belgien, ehemaliger Generalsekretär der Organisation Ärzte Ohne Grenzen und ehemaliger Vorsitzender der Non-Profit-Organisation International Crisis Group. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online
Warum nur Belgien judenfrei. Das wir bald in allen europäischen Landern in einigen Generationen wahscheinlich so sein. Siehe Frankreich, Deutschland, England……
Das ist verstörend. Auch mir ist aufgefallen, dass es seit kurzem viel mehr Hijab-Trägerinnen gibt, als früher, und sie sind jung, provokativ, haben schlechte Manieren und sind enorm selbstbewusst. Mit Religion hat das wohl nicht viel zu tun, eher mit Überlegenheitsgefühl.