Das Holocaust-Syndrom und der 7. Oktober

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Foto Takver - originally posted to Flickr as Melbourne Gaza protest: Zionist Criminals, End the Palestine Holocaust, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5797044
Foto Takver - originally posted to Flickr as Melbourne Gaza protest: Zionist Criminals, End the Palestine Holocaust, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5797044
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Das Holocaust-Syndrom verfolgt die jüdische Welt in Israel und im Ausland noch immer, denn die Bedrohung ist allgegenwärtig.

von Freddy Eytan

Acht Jahrzehnte nach dem Holocaust leben die Juden in der Diaspora immer noch in Angst und ihre israelischen Brüder kämpfen hart um ihr Leben. In diesen Tagen tauchen die Bilder des Holocausts noch deutlicher auf; die Barbarei der Islamisten verstärkt die Angst, und die Zukunft scheint ungewiss.

Europa, das im Juli 1938 dem Schicksal der jüdischen Flüchtlinge, die den «Anschluss» überlebt hatten, gleichgültig gegenüberstand, schien die wahren Absichten der neuen Nazi-Bestie nicht zu kennen. Es akzeptierte sie blindlings, integrierte sie ohne Zwang in die Gesellschaft, glaubte, sie zu beherrschen und zu zähmen wie einst in der Kolonialzeit. Aufgrund mangelnder Führung und fehlenden politischen Willens stürzt Europa heute in den Abgrund, bleibt machtlos und geht langsam unter.

In der islamischen Welt leugnet allen voran der Iran die Existenz des Holocausts. Die Protokolle der Weisen von Zion, eine antisemitische russische Fälschung aus dem Jahr 1898, und Hitlers niederträchtiges Buch Mein Kampf sind in der islamischen Welt weit verbreitet. Die israelische Armee fand Kopien in den Tunneln des Gazastreifens.

Seit dem 7. Oktober werden die ekelerregenden Parolen der Nazis ungestraft weiterverbreitet. Die gleichen antisemitischen Begriffe werden wiederholt:

Die Zionisten sind unehrlich. Ihr Judentum ist eine grosse Lüge. Sie haben keine Religion. Sie sind eine Handvoll verlogener, machthungriger Individuen. Durch ihre Kontrolle über Regime, Finanzzentren und Informations- und Propagandaagenturen in den Vereinigten Staaten und Europa glauben sie, dass sie die Welt beherrschen…

Täglich rufen die iranischen Führer zur Zerstörung des jüdischen Staates mit allen Mitteln auf, einschliesslich Atomwaffen. Die Mitglieder der Vereinten Nationen haben Irans unmissverständliche Aufforderung zum Völkermord nie verurteilt.

Die freie Welt sollte mehr Verständnis für die Sicherheit Israels, seine täglichen Kämpfe, sein Leiden und das Unglück der schmerzhaften Vergangenheit der Juden aufbringen. Israels Volk lehnt Mitleid ab und es ist nicht unglücklich. Es wird sich allein um seiner Existenz willen verteidigen, aber bei jeder Bedrohung, angesichts jedes Krieges und insbesondere seit dem 7. Oktober lebt Israel in der Angst seiner posttraumatischen Störung – dem Holocaust-Syndrom. Israel verwandelt sich in ein belagertes Ghetto, und seine Grenzen werden zu den Zäunen von Auschwitz. Nach innen hin sind Israels unnachgiebige Ansichten über vertretbare Grenzen und Sicherheit natürliche Phänomene und sollten bei allen Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen sowie im Friedensprozess mit Israels arabischen Nachbarn berücksichtigt werden.

Trotz der Barbarei des Holocausts damals und der Hamas heute ist es dem israelischen Volk jedoch gelungen, ein menschliches Anlitz zu bewahren. Die unerbittliche Gerechtigkeit Israels ist stets von einer universellen Moral durchdrungen, von den Werten der Bibel und des Judentums.

Der Holocaust darf nicht als Vorwand, als angeblicher Grund zum Verstecken von Problemen und Konflikten oder als eine Art Alibi für fehlende Solidarität und Empathie für das Unglück anderer, insbesondere der Nachbarn Israels, benutzt werden. Die Söhne und Töchter von Holocaust-Überlebenden sind immer in der Lage, schmerzhafte Zugeständnisse zu machen, um einen gerechten und aufrichtigen Frieden zu erreichen. Israels Stärke besteht darin, in Schmerz und Leid grosszügig zu bleiben, für das Glück aller ohne Unterschied zu beten und trotz aller Widrigkeiten den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit zu verfolgen.

Es ist auch wichtig, eine Kampagne, die die israelische Politik in den Gebieten anprangert, nicht mit Antisemitismus zu verwechseln. Es ist legitim, die Politik der israelischen Regierung zu kritisieren. Europäische Länder wie Frankreich, Grossbritannien und Deutschland sind heute keine antisemitischen Länder, aber leider müssen viele notorische Antisemiten und Holocaustleugner in diesen Ländern bekämpft werden.
Obwohl Gesetze verabschiedet wurden, können nur strenge Sanktionen, unnachgiebige Wachsamkeit und vor allem ein Bildungsprogramm auf allen Ebenen der Holocaustleugnung, dem Wiederaufleben des Antisemitismus und neuen Bedrohungen ein Ende setzen.

Die Verankerung der Moral und die Erinnerung an die Opfer werden nicht zulassen, dass der Holocaust in Vergessenheit gerät. Setzen Sie der Feigheit, der Barbarei und dem Völkermord ein endgültiges Ende, damit sich so etwas nicht wiederholt! Nie wieder!

Botschafter Freddy Eytan, ein ehemaliger leitender Berater des Aussenministeriums, der in den israelischen Botschaften in Paris und Brüssel tätig war, war der erste Botschafter Israels in der Islamischen Republik Mauretanien. Auf Englisch zuerst erschienen bei JCPA. Übersetzung Audiatur-Online.

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