Wieder ein kostbarer Fund in Israel: Das Gefäss ist nicht nur das erste bekannte seiner Art. Es lässt auch Rückschlüsse auf die Handelsbeziehungen lange vor unserer Zeitrechnung zu.
Jerusalem (KNA) Archäologen haben bei Ausgrabung nahe der südisraelischen Stadt Beerscheba ein etwa 6.000 Jahre altes Gefäss aus Elfenbein gefunden. Es handele sich um das erste in Israel entdeckte Elfenbein-Artefakt aus der Kupfersteinzeit, teilte die Israelische Altertumsbehörde IAA mit.
Es soll bereits in der Antike zerbrochen sein. Die Reste seien dann sorgfältig zwischen drei Basaltschalen deponiert worden. Das restaurierte und zusammengefügte Gefäss mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern und mehreren kleinen Henkeln soll am Donnerstag in Jerusalem offiziell präsentiert werden.
Der Fund deute darauf hin, dass in der Kupfersteinzeit Handelsbeziehungen zwischen dem Raum des heutigen Israel und Ägypten bestanden. Vermutlich wurde das Gefäss aus Ägypten eingeführt; denkbar sei aber auch die Bearbeitung eines importierten Stosszahns von einem Handwerker vor Ort, der sich mit der Verarbeitung des Materials sowie mit der Anatomie von Elefanten ausgekannt haben müsse. Das wertvolle Gefäss, das eine kultische Rolle gespielt haben könnte, war bei Arbeiten für eine Wasserleitung entdeckt worden.
Elefantenstosszahn-Elfenbein
Nach der ersten Entdeckung brachten die Grabungsleiter Avishai Levi-Hevroni und Martin Pasternak von der israelischen Altertumsbehörde die Gefässe und ihren Inhalt auf den Jay und Jeannie Schottenstein National Archaeology Campus. In Zusammenarbeit mit Dr. Ianir Milevski und Dr. Liora Kolska Horwitz von der Hebräischen Universität Jerusalem gelang es dem Team zum ersten Mal, die Beschaffenheit des Gefässes zu verstehen – es wurde aus Elefantenstosszahn-Elfenbein hergestellt. Der Konservierungs- und Restaurierungsprozess unter der Leitung von Olga Negnevitsky, einer Expertin für Elfenbeinkonservierung, war äusserst komplex und erforderte viel Geduld. Ziel war es, das Gefäss aus seinen Einzelteilen in seiner ursprünglichen Form zu rekonstruieren und dabei seine Authentizität und seinen historischen Wert zu bewahren.
„Dieser Fund vertieft unser Verständnis des Chalkolithikums und der Kultur- und Austauschbeziehungen unserer Region mit benachbarten und weit entfernten Kulturen“, so die Forscher. „Eine der interessantesten Fragen in Bezug auf dieses Gefäss“, fügen Levi-Hevroni und Dr. Milevski hinzu, „ist die, ob das Gefäss bereits fertig entworfen hierher gebracht wurde, oder ob der Elfenbeinstosszahn als Rohmaterial hierher gebracht und dann von einem lokalen Handwerker geformt wurde. Das Gefäss ist gut gearbeitet und nutzt den ursprünglichen Stosszahn – ein äusserst kostbares Material – optimal aus. Wenn es hier hergestellt wurde, zeugt dies von dem hohen Niveau der Handwerker, die hier lebten, die wussten, wie man Elfenbein behandelt, und die auch die Anatomie der Elefanten kannten.
Weitere biomolekulare Analysen, die von Dr. Harel Shochat von der Universität Haifa und Dr. Liora Kolska Horwitz von der Hebräischen Universität in Jerusalem durchgeführt werden, sollen die Herkunft des Elfenbeins anhand der Ernährungsgewohnheiten des Elefanten bestimmen.
KNA/jso/cdt/api/Aud