NS-Dokumentationszentrum Freiburg öffnet Anfang 2025

"Bundesweit einzigartige Verbindung aus Gedenk- und Bildungsort"

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NS-Dokumentationszentrum Freiburg öffnet Anfang 2025. Foto Screenshot Youtube
NS-Dokumentationszentrum Freiburg öffnet Anfang 2025. Foto Screenshot Youtube
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Die letzten Zeitzeugen sterben. Viele junge Menschen wissen nur wenig über die NS-Zeit. Das Freiburger NS-Dokuzentrum will Geschichte mit Debatten der Gegenwart verbinden – ohne erhobenen Zeigefinger.

von Volker Hasenauer

Das neue Freiburger Dokumentationszentrum Nationalsozialismus soll nach jahrelangen Planungen und aufwendigen Bauarbeiten im ersten Quartal 2025 öffnen. “Die Baustelle kommt gut voran, die inhaltlichen Planungen für Dauerausstellung und Gedenkstätte sind fast abgeschlossen”, sagte die Zentrums-Leiterin Julia Wolrab am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Das neue Ausstellungs- und Bildungshaus will an Ideologie und Verbrechen des Nationalsozialismus in Freiburg und im Dreiländereck Deutschland, Schweiz, Frankreich erinnern. Unter einem Dach entstehen Ausstellungsräume, ein Gedenkort für die von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten Juden sowie Seminarräume für Bildungsangebote.

Das Dokuzentrum wird an einem historischen Ort in der Freiburger Innenstadt gegründet. Die Nationalsozialisten errichteten hier 1936 ein Verkehrsamt. In die Ausstellung integriert wird der aus der Bauzeit original erhaltene Luftschutzkeller. Ein beklemmender Ort, gerade im Blick auf aktuelle Debatten um deutsche Kriegstüchtigkeit und Katastrophenschutz oder auf die russischen Luftangriffe auf die Ukraine.

In Umbau und Einrichtung des Dokuzentrums investiert die Stadt rund 4,9 Millionen Euro. Der Jahresetat für Personal, Ausstellung und Veranstaltungen wird bei rund 800.000 Euro liegen. Die Planer hoffen noch auf eine finanzielle Beteiligung des Landes. Hier gibt es aber keine klaren Signale. Das Land verweist auf die landesweit rund 80 NS-Gedenkstätten in Baden-Württemberg, die vielfach vor allem durch ehrenamtliches Engagement getragen würden. In Freiburg hat sich ein Förderverein gegründet, dem unter anderem der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Vosskuhle, angehört. Gesucht sind Unternehmen und Bürger, die das Projekt unterstützen.

Zum Konzept gehören auch zahlreiche digitale Informationsmöglichkeiten. Kurz vor dem Start steht die App “FreiBuddy”, die auf spielerische Art frühere jüdische Orte der Stadt erlebbar machen will. In Kooperation mit dem Südwestrundfunk sind Video- und Audiointerviews mit NS-Zeitzeugen entstanden.

“Wir möchten künftig auch alle Interessierten unterstützen, die im eigenen Umfeld, in der Familie oder in ihrer Strasse beispielsweise, Zeugnissen und Geschichten aus der NS-Zeit nachgehen wollen”, sagt Wolrab. Der Besuch im NS-Dokuzentrum solle nicht zu einem lästigen Pflicht-Kurzbesuch werden, sondern echte persönliche Auseinandersetzung ermöglichen.

Im Innenhof des neuen Museums wird ein Gedenkort für NS-Opfer eingerichtet. An die Seitenflächen einer würfelförmigen Skulptur werden in Bronzebuchstaben die Namen von Bürgern aus Freiburg und der Region geschrieben, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Der begehbare Kubus ruht auf Fundamentsteinen der früheren Freiburger Synagoge, die nur wenige Hundert Meter entfernt stand und 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde.

KNA/has/jps/hsc/Aud

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