Mehr als drei Monate sind seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangen, bei dem Hunderte von Israelis ermordet, enthauptet, vergewaltigt, verstümmelt und entführt wurden – und es ist immer noch nicht gelungen, einen hochrangigen Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde zu finden, der bereit ist, die Gräueltaten zu verurteilen.
von Bassam Tawil
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, der in den letzten Wochen eine Reihe von Treffen mit hochrangigen Vertretern der US-Regierung, darunter Aussenminister Antony Blinken, abgehalten hat, verzichtete darauf, die vom Iran unterstützte Terrororganisation Hamas wegen ihrer barbarischen Angriffe auf Israelis öffentlich anzuprangern.
Abbas fürchtet offenbar einen Gegenschlag seines Volkes und anderer Araber, wenn er sich gegen die Ermordung von israelischen Frauen, Kindern und älteren Menschen ausspricht. Ein Wort gegen die Hamas und ihren Terrorismus, und Abbas‘ Leute könnten ihn als „Verräter“ und „Kollaborateur“ mit Israel bezeichnen.
Die Angst von Abbas ist nicht unberechtigt. Fast drei von vier Palästinensern sind der Meinung, dass das Massaker vom 7. Oktober „richtig“ war, so eine Meinungsumfrage des Palestinian Center for Policy and Research Survey (PSR). Die Umfrage ergab auch, dass die Unterstützung für die Hamas im Gazastreifen gestiegen ist und sich im Westjordanland nach dem Massaker mehr als verdreifacht hat.
Wahrscheinlich fürchtet Abbas nicht nur sein eigenes Volk, sondern auch die Hamas. Er dürfte kaum vergessen haben, wie die Hamas 2007 einen gewaltsamen Putsch gegen ihn und die Palästinensische Autonomiebehörde inszenierte und dabei Dutzende seiner Getreuen im Gazastreifen tötete. Einige von Abbas‘ Männern wurden von Dächern geworfen, während andere von Hamas-Terroristen auf die Strasse gezerrt und gelyncht wurden. „Wir haben nicht vergessen, wie sie [die Hamas] Beine amputiert und Menschen von Dächern geworfen haben“, sagte der palästinensische Anwalt und Politologe Zaid al-Ayoubi.
Abbas ist derselbe, dem die Regierung Biden den Gazastreifen nach der Entmachtung der Hamas zu übergeben hofft. Vertreter der Biden-Regierung glauben, dass eine „wiederbelebte“ Palästinensische Autonomiebehörde in der Lage wäre, den Gazastreifen in der Nach-Hamas-Ära zu kontrollieren. Was genau diese Funktionäre meinen, wenn sie von einer „wiederbelebten“ Palästinensischen Autonomiebehörde sprechen, bleibt jedoch unklar.
Wenn die Regierung Biden glaubt, dass die Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde aufhören werden, die Palästinenser gegen Israel aufzuhetzen, sollte sie noch einmal nachdenken. Tatsächlich haben Abbas und die Palästinensische Autonomiebehörde ihre anti-israelische Rhetorik seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas verschärft. Anstatt die Hamas für die Anzettelung des Krieges zu verurteilen, beschuldigt die Palästinensische Autonomiebehörde Israel, „Kriegsverbrechen“, „Völkermord“ und „ethnische Säuberung“ an den Palästinensern zu begehen. Diese falschen Anschuldigungen werden von der Palästinensischen Autonomiebehörde und ihrer Führung täglich verbreitet.
Auch wenn die Regierung Biden glaubt, dass die palästinensischen Führer aufhören werden, Terroristen für die Ermordung von Juden im Rahmen der „Bezahlen für das Töten“-Politik zu belohnen, so wird auch dies nicht geschehen. Woher wir das wissen? Hören Sie sich einfach an, was Abbas in den letzten Jahren wiederholt behauptet hat: „Wenn wir nur einen einzigen Penny übrig hätten, würden wir ihn an die Familien der Märtyrer und Gefangenen auszahlen.“
Das Wall Street Journal schrieb in einem Leitartikel vom 15. Januar:
„Itamar Marcus von Palestinian Media Watch erklärt, dass „die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) keinen Unterschied macht zwischen Hamas-Terroristen, die nach dem Einmarsch in Israel am 7. Oktober Gräueltaten begangen haben, den Hamas-Terroristen, die von Israel im darauffolgenden Krieg getötet wurden, und zivilen Nichtkombattanten, die im Gazastreifen getötet wurden, während sie von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt wurden.“ Alle werden als heldenhafte Märtyrer behandelt, die von der PA entschädigt werden sollen, deren Aktivitäten mit westlicher Hilfe subventioniert werden.“
Falls der Westen einen Beweis dafür sucht, dass die palästinensische Führung nicht die Absicht hat, die Palästinensische Autonomiebehörde zu reformieren und sich von der Hamas und dem Terrorismus zu distanzieren, sollte er zur Kenntnis nehmen, was mit dem palästinensischen Sozialminister Ahmed Majdalani geschehen ist.
In einem kürzlich geführten Interview mit dem saudischen Fernsehsender Al-Hadath sagte Majdalani:
„Die Hamas ist in ihrer derzeitigen Form, ihrem derzeitigen Programm und ihrem derzeitigen politischen Diskurs eine Terrororganisation.“
Auf den ersten Blick schienen Majdalanis Äusserungen eine erfreuliche und ermutigende Perspektive zu sein. Endlich, so schien es, war ein palästinensischer Führer bereit, die Hamas dafür zu verurteilen, dass sie das blutigste Massaker an Juden seit dem Holocaust verübt und Tod und Zerstörung über die Palästinenser im Gaza-Streifen gebracht hat.
Dieser Optimismus erwies sich jedoch schnell als nicht von Dauer. Kurz nachdem Majdalani seine Erklärung abgegeben hatte, griffen ihn viele Palästinenser und Araber scharf an, beschuldigten ihn, ein „zionistischer Hund“ und „Verräter“ zu sein, und forderten seine Hinrichtung.
Eine auf X (früher Twitter) gepostete Karikatur zeigte Majdalani, wie er in einen Müllcontainer geworfen wird, der die Aufschrift „Mülleimer der Geschichte“ trägt.
Mehrere palästinensische Gruppierungen gaben eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie Majdalani dafür verurteilten, dass er die Hamas als terroristische Organisation bezeichnete:
„Diese gefährlichen und inakzeptablen Äusserungen repräsentieren nicht unser Volk. Sie sind ein Versuch, mit dem [israelischen] Feind zu koexistieren und die Verbrechen, die gegen unser Volk verübt werden, zu vertuschen. Ahmed Majdalani setzt seine Treffen und Beziehungen zu den Zionisten fort. Diese Äusserungen bestätigen seine verdächtige Rolle und stellen eine Schande und ein grosses Verbrechen dar.“
Die Einschüchterungs- und Verleumdungskampagne erreichte schnell ihr Ziel. Majdalani veröffentlichte umgehend eine „Klarstellung für die palästinensische Öffentlichkeit“, in der er behauptete, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Der palästinensische Minister leugnete nicht nur die Worte, die er während des Fernsehinterviews (das immer noch online verfügbar ist) geäussert hatte, sondern verteidigte auch die Hamas:
„Die Hamas-Bewegung ist Teil des palästinensischen nationalen und sozialen Gefüges. Wir lehnen jeden Versuch ab, die Hamas an den Rand zu drängen und fordern eine nationale Partnerschaft mit ihr.“
Der Vorfall mit dem palästinensischen Minister zeigt einmal mehr, dass den palästinensischen Führern der Mut zur moralischen Klarheit fehlt und dass sie sich von ihrem eigenen Volk einschüchtern lassen. Es sind dieselben palästinensischen Führer, für die die Regierung Biden und der Westen einen palästinensischen Staat vor den Toren Israels errichten will.
Wie kann man von den palästinensischen Führern, die Angst vor der Hamas und noch mehr Angst vor ihrem eigenen Volk haben, erwarten, dass sie die Terroristen daran hindern, Israel anzugreifen, wenn diese Führer einen Staat bekommen würden?
Und warum sollte Israel – oder irgendjemand sonst – einem palästinensischen Führer vertrauen, der islamistische Mörder, Vergewaltiger und Kindermörder als „Teil des nationalen, sozialen und politischen Gefüges Palästinas“ betrachtet?
Bassam Tawil ist Muslim und lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.