An der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt haben am Mittwoch Tausende für die Rückkehr der Geiseln im Gazastreifen gebetet. Die Betenden folgten einem Aufruf der beiden israelischen Oberrabbiner David Lau und Jitzchak Josef, die zu einem „kleinen Versöhnungstag“ (Jom Kippur Katan) eingeladen hatten, „um zu weinen, zu flehen und die himmlische Barmherzigkeit für ganz Israel zu erflehen“.
Neben Psalmenlesungen und Vergebungsgebeten (Slichot) wurde für die Sicherheit der Geiseln und der israelischen Soldaten gebetet. Dabei wurden auch wiederholt Schofare (Widderhörner) geblasen, die üblicherweise zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana sowie zum Versöhnungstag Jom Kippur ertönen.
Angehörige der von der islamistischen Hamas Entführten hatten an dem voll besetzten Platz Bilder der Geiseln und Transparente mit der Forderung „Bring them home now“ („Bringt sie jetzt zurück“). Der Platz und weite Teile der Altstadt wurden von Einsatzkräften der israelischen Polizei gesichert.
Die rabbinische Organisation Tzohar schloss sich dem Gebet an. Der Vorsitzende der Organisation, Rabbiner David Stav, sagte: „Wir schließen uns alle der Gebetskundgebung an, die darauf abzielt, die Tore des Himmels aufzubrechen um all unsere Geiseln und Gefangenen nach Hause zu bringen, die sich in den Händen der mörderischen und abscheulichen Terrororganisation befinden, die uns zu vernichten droht.“
„Jom Kippur Katan“ bezieht sich auf den im 15. Jahrhundert entstandenen Brauch, am Vorabend eines neuen Monats zu fasten und Slichot zu sprechen. Der erste Tag des Monats selbst gilt als Freudentag, an dem Fasten verboten ist. Mittwoch mit Sonnenuntergang begann der ersten Tag des jüdischen Monats Schewat, in das das jüdische Neujahrsfest der Bäume fällt.
KNA/akr/joh/Aud