Der Nachfolger von Saleh al-Arouri innerhalb der Terrororganisation Hamas wird wahrscheinlich Zaher Al-Jabarin.
Der in dem Dorf Salfit in Samaria geborene Al-Jabarin wurde 1993 vom israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet verhaftet und zu einer lebenslangen Haftstrafe und weiteren 35 Jahren verurteilt. Während seiner Haftzeit lernte er Hebräisch, erwarb einen Hochschulabschluss und begann mit dem Schreiben eines Buches. Wie der Hamas-Führer in Gaza, Yahya Sinwar, wurde Jabarin 2011 im Rahmen der Freilassung von Gilad Shalit aus der Haft entlassen.
Al-Jabarin ist 55 Jahre alt und hat an der Al-Najah-Universität in Nablus islamisches Recht studiert. Er verwaltet die finanziellen Beziehungen der Hamas zum Iran. US- und israelischen Quellen zufolge sorgt er für den Transfer von Geldern aus Teheran in den Gazastreifen. Er ist auch für mehrere Unternehmen verantwortlich, die der Hamas ein regelmässiges Einkommen verschaffen, und betreibt ein Netzwerk von privaten Unterstützern und Geschäftsleuten, die der Terrororganisation Geld zuführen.
Er schloss sich 1987 der Hamas an, spielte eine Rolle bei der Gründung ihres sogenannten «militärischen Flügels» und wurde mit verschiedenen Anschlägen in Verbindung gebracht, unter anderem mit der Planung von Entführungen und Morden an Israelis. Im Jahr 2021 wurde er zum Stellvertreter von al-Arouri gewählt.
Finanzgenie der Hamas
Al-Jabarin, der als Finanzgenie der Hamas bekannt ist, überwacht deren Wirtschaftsimperium, das schätzungsweise eine halbe Milliarde Dollar umfasst, und erleichtert den Transfer von Geldern aus dem Iran in den Gazastreifen, was ihm trotz der Sanktionen gegen den Iran immer wieder gelingt.
Das Wall Street Journal berichtete am 4. Januar 2024, dass er ein Büro in Istanbul betreibt und Beteiligungen an türkischen Unternehmen hält. Laut dem Bericht betreibt die Hamas in Istanbul ein Büro in einem Gebäude mit verdunkelten Fenstern, das von Jabarin überwacht wird. Er sei an mehreren Unternehmen beteiligt, auch an solchen, die an der türkischen Börse gehandelt werden. «Es ist eine Ehre, die Hamas zu finanzieren», sagte er in einem Interview, bestritt aber, für den Geldtransfer selbst verantwortlich zu sein: «Das sind lediglich Gerüchte, keine Fakten.»
In Israel befürchtet man, dass selbst bei einer Zerstörung der Terrorinfrastruktur der Hamas im Gazastreifen das Wirtschaftsimperium der Organisation intakt bleiben wird. Im Laufe der Jahre hat Jabarin trotz der Sanktionen erfolgreich Finanzsysteme in Saudi-Arabien, im Libanon, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Sudan und seit kurzem auch in der Türkei genutzt, um Unternehmen zu gründen und Gelder in den Gazastreifen zu transferieren.
Laut Yoni Ben Menachem, ein langjähriger Kommentator für arabische Angelegenheiten und Diplomatie beim israelischen Rundfunk und Fernsehen, könnte die Ernennung von Al-Jabarin zu einer Verschärfung der Spannungen in der Region führen, mit möglichen Racheanschlägen aus Judäa und Samaria für die Ermordung von Saleh al-Arouri.
Al-Jabarin ist inzwischen ein Spitzenkandidat auf der Liste der möglichen Ziele des israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad.
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