Mythen und Tatsachen zu Hamas-Terror und Israel

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München, 16. Dezember 2023, Anti-Israelische Demo unter der Leitung der umstrittenen Aktivistengruppe
München, 16. Dezember 2023, Anti-Israelische Demo unter der Leitung der umstrittenen Aktivistengruppe "Palästina Spricht", der grassierender Antisemitismus und Verbindungen zu Islamisten vorgeworfen werden. Foto IMAGO / ZUMA Wire
Lesezeit: 14 Minuten

Der Angriff auf Israel seit dem 7. Oktober hat eine globale Dimension. Der terroristische Überfall auf israelische Zivilisten—Babys, Kinder, Mütter, Eltern und Grosseltern; israelische Juden, Christen, Drusen und Muslime—ist ein militärischer Auswuchs eines Krieges mit anderen Mitteln.

von Thomas D. Zweifel

Es ist ein Krieg, der auf den Universitäten der USA tobt, wo Professoren das Massaker der Hamas verherrlichen und antisemitische Vorfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 388 % zugenommen haben. Es ist ein Krieg, der in den Vereinten Nationen, in Hollywood, in europäischen Hauptstädten, auf der arabischen und muslimischen Strasse und in den Mainstream- und sozialen Medien tobt und der ein Ziel hat: die einzige Demokratie im Nahen Osten, den jüdischen Staat, zu delegitimieren und zu zerstören. Letztlich handelt es sich um einen Krieg gegen die westliche Zivilisation. In diesem Krieg sind Desinformation und Lügen strategische Waffen. Es ist an der Zeit, diese Waffen unschädlich zu machen. Hier folgen zehn Mythen und die Fakten dazu.

Mythos Nr. 1: Durch die Bombardierung des Gazastreifens handelt Israel unverhältnismässig.

Tatsache: Verhältnismässigkeit bedeutet nach internationalem Recht nicht, dass Israel so viele Palästinenser töten sollte, wie die Hamas Israelis getötet hat. (Wenn “Verhältnismässigkeit” die Vergeltung von Gleichem mit Gleichem bedeutete, müsste Israel die gleiche Anzahl von Raketen abschiessen wie die Hamas, die gleiche Anzahl von Geiseln entführen, die gleiche Anzahl von Frauen vergewaltigen und die gleiche Anzahl von Babys enthaupten—eine absurde Logik.) Verhältnismässigkeit bedeutet, dass ein angegriffener Staat das Recht hat, sich im Verhältnis zur Bedrohung zu verteidigen und die zur Beseitigung der Bedrohung erforderlichen Mittel einzusetzen. Das Völkerrecht gewährt dieses Recht jedem Land der Welt. Aber Israel ist die einzige Nation, die sich verteidigen muss, weil sie sich selbst verteidigt.

Mythos Nr. 2: Durch seine Bombardierung des Gazastreifens und Ablehnung eines Waffenstillstands tötet oder schädigt Israel palästinensische Zivilisten und verstösst damit gegen die Genfer Konvention. So bombardierte die IDF beispielsweise ein Krankenhaus in Gaza und tötete dabei 500 Zivilisten. Indem Israel die Menschen auffordert, nach Süden zu ziehen, begeht es ein Kriegsverbrechen, wie die UN- Sonderberichterstatterin für Menschenrechte Francesca Albanese behauptete: “Im Namen der Selbstverteidigung versucht Israel zu rechtfertigen, was einer ethnischen Säuberung gleichkommen würde. Die fortgesetzten Militäroperationen Israels haben die Grenzen des Völkerrechts weit überschritten.” Am 14. Novembrer bestritt Albanese zudem Israels Recht, sich zur Wehr zu setzen: „Israel kann nicht das Recht auf Selbstverteidigung gegen eine Bedrohung beanspruchen, die von einem von ihm besetzten Gebiet ausgeht, von einem Gebiet, das unter kriegerischer Besatzung steht.“

Tatsache: Die Raketen, die auf das Krankenhaus im Gazastreifen einschlugen, wurden von der Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) auf Israel abgefeuert und verfehlten ihre Wirkung. Bisher sind während des Hamas-Angriffs auf Israel über 450 Raketen der Hamas und des PIJ versehentlich im Gazastreifen selbst eingeschlagen und haben Palästinenser getötet und verstümmelt. Israel hat täglich Flugblätter auf den Gazastreifen abgeworfen, in denen alle palästinensischen Zivilisten aufgefordert werden, das Kriegsgebiet zu verlassen und in den Süden des Gazastreifens zu gehen. Doch die Hamas hat Barrieren errichtet, um die Zivilisten an der Flucht zu hindern und sie sie weiterhin als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Die Hamas hat mehrfach gegen das Kriegsrecht verstoßen: Die Terroristen haben gezielt Zivilisten getötet, Geiseln entführt, Raketen unter Schulen, Moscheen und dicht besiedelten Gebieten gelagert, ihre eigene Zivilbevölkerung daran gehindert, die täglichen Warnungen Israels zu befolgen und das Kriegsgebiet zu verlassen, und sowohl ihre Geiseln als auch ihre eigenen Leute als menschliche Schutzschilde benutzt. Das Hauptquartier der Hamas befindet sich unter einem Krankenhaus. Am 13. November fand die IDF Beweise dafür, dass sich im Al-Shifa, dem grössten Krankenhaus des Gazastreifens, die Kommandozentrale der Hamas befindet. Videoaufnahmen zeigen sowohl einen Terrortunnel, der zum Krankenhaus führt, als auch Hamas-Kämpfer, die einen Al-Shifa-Arzt offen bedrohen. Da die Hamas das Krankenhaus kontrolliert, zensuriert sie, was das Krankenhauspersonal den Medien mitteilen darf.

Mythos Nr. 3: Durch die Belagerung des Gazastreifens entzieht Israel den Palästinensern in Gaza rücksichtslos Wasser, Strom und Treibstoff. Gaza ist ein Freiluftgefängnis, ein Konzentrationslager.

Tatsache: Nach internationalem Recht ist Israel nicht verpflichtet, einen feindlichen Staat mit irgendwelchen Hilfsgütern zu versorgen. Kein Land, das angegriffen wird, hat oder hatte jemals eine solche Verpflichtung. (Stellen Sie sich vor, die Briten hätten im Zweiten Weltkrieg der Bevölkerung von Dresden geholfen oder im aktuellen Krieg die Ukraine der russischen Zivilbevölkerung). Viele Jahre lang versorgte Israel den Gazastreifen nicht nur mit Strom und Wasser, sondern auch mit Treibstoff und medizinischer Versorgung (solange die Hamas diese nicht verweigerte). Der Terroranschlag zwang Israel, seine Grenze zum Gazastreifen zu schliessen. Würde Israel die Lieferungen fortsetzen, was in Kriegszeiten nie passiert, würden diese Ressourcen von der Hamas kontrolliert und gehortet, um eine humanitäre Krise zu provozieren, die sie Israel anlasten kann. Wenn die Hamas es zuliesse, dass Treibstoff, Strom und Wasser an die Bevölkerung und die Krankenhäuser geliefert werden, würde die Bevölkerung nicht annähernd so leiden, wie es jetzt der Fall ist. (Eine wenig bekannte Tatsache: Den Menschen in Gaza geht es besser als denen in, sagen wir, Beirut oder Kairo. Vor dem Angriff der Hamas auf Israel hatten die Bewohner im Gazastreifen täglich 24 Stunden Strom, während die in Beirut und Kairo mit 4-6 Stunden pro Tag auskamen. Ausserdem sind Palästinenser in vielen arabischen Ländern grundsätzlich nicht willkommen. Der Libanon schränkt die Einwanderung von Palästinensern seit Jahrzehnten ein; er verbietet Palästinensern die Ausübung vieler Berufe und den Besitz von Land. Jordanien hält 1,5 Millionen palästinensische Flüchtlinge in Lagern fest, die zu überbevölkerten Vororten herangewachsen sind. Und als es der verstorbene PLO-Führer Jassir Arafat ablehnte, sich von Saddam Hussein zu distanzieren, nachdem der Irak in Kuwait einmarschiert war, zwang das Königreich 400.000 palästinensische Gastarbeiter, Kuwait zu verlassen.)

Mythos Nr. 4: Die Hamas und andere terroristische Organisationen kämpfen im Namen der Palästinenser. Khaled Meschal, ein hochrangiger Hamas-Führer, erklärte in einem Interview mit der Bild– Zeitung, die Hamas setze sich für “die Freiheit der Palästinenser” ein.

Tatsache: Meschal sagte auch, dass die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland 30 Millionen ihrer eigenen Leute geopfert habe. Mit dieser historischen Analogie gab der Hamas-Führer implizit zu, dass die Hamas heute bei der Verfolgung ihrer Mission, Juden und den jüdischen Staat zu vernichten, genau das Gleiche tut: die eigene Bevölkerung opfern. Das Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten—darunter Araber, Beduinen und Drusen, Teenager auf einem Musik- Friedensfestival und Kibbuzniks, die den Gazastreifen finanziell unterstützt hatten—hat nichts mit der Notlage der Palästinenser zu tun. Deshalb hat die Hamas 500 km Terrortunnel gebaut, aber keinen einzigen Luftschutzkeller für Palästinenser. Einer der vielen Palästinenser, die aus Gaza nach Europa geflohen sind, sagte anonym: “Wir haben noch nie einen politischen Führer der Hamas oder der Palästinensischen Autonomiebehörde gesehen, der sich wirklich bemüht hätte, den Menschen in Gaza zu helfen.” Ein anderer sagte: “Sie sehen die Menschen nicht. Für sie sind wir ein Geschäft, eine Ware, eine Einkommensquelle.” Was ist also die Motivation der Hamas? Dennis Ross, der langjährige US- Beauftragte für Friedensverhandlungen im Nahen Osten, erinnerte daran, dass “jedes Mal, wenn wir uns einem Friedensabkommen näherten, zettelten die Hamas oder die PLO eine Intifada an”. Dieses Mal steuerten Saudi-Arabien und Israel auf ein Abkommen zu—und prompt griff die Hamas zu ihrer bewährten Politik, dem Terror. Aber warum hat die Hamas ihr Pogrom in all seinen blutrünstigen Details—Enthauptung von Babys, Herausreissen von Embryos aus den Gebärmüttern ihrer Mütter, Vergewaltigung von Frauen vor den Augen ihrer Kinder, Abschneiden männlicher Genitalien und Hineinstecken in den Mund von Frauen—in den sozialen Netzwerken geradezu pornographisch veröffentlicht? Hierauf gibt es zwei Antworten: Erstens: Die Hamas ist ein Todeskult. Und zweitens: Der Hass der Hamas auf jeden, der nicht sie selbst ist (nicht allein Juden und Israelis, sondern auch Christen, israelische Araber, Drusen, gemässigte Muslime, Menschen aus dem Westen und letztlich jeder, der nicht Mitglied der Sekte ist), ist so extrem, dass er ihre blutrünstigen und sadistischen Verbrechen gegen die Menschheit irgendwie rechtfertigt.

Mythos Nr. 5: Die Palästinenser sind durch “die Besatzung” verarmt.

Tatsache: Es stimmt, dass die Palästinenser verarmt sind—durch ihre Herrscher, die die grosszügige Hilfe der Vereinigten Staaten, der EU, Katars und ja, auch Israels in die Rüstung und in ihre eigenen Taschen umleiten. Fast keine Bilder der opulenten Villen, die die Hamas-Elite in den vornehmen Vierteln des Gazastreifens besitzt, schaffen es jemals in die westlichen Medien, da die Hamas-Zensur ihre Veröffentlichung unterdrückt. Das Opfer-Narrativ ist Teil des Geschäftsmodells der Hamas, und es zahlt sich für ihre Führer aus. So wird beispielsweise das Nettovermögen des Hamas-Führers Khalid Mashal auf 4 Milliarden US-Dollar geschätzt, mit Konten in Katar und Ägypten. Abu Marzouk, ein weiterer prominenter Hamas-Führer, verfügt über ein geschätztes Vermögen von 2-3 Milliarden US-Dollar. Ismail Haniye lebt in Katar und geniesst sein 4-Milliarden-Dollar-Vermögen, während sich seine Kämpfer für die Sache aufopfern und die einfachen Palästinenser den Preis zahlen. Der heilige Krieg der Hamas ist ein brillanter Betrug. Und leichtgläubige westliche Regierungen—und ihre Steuerzahler— zahlen die Rechnung.

Mythos Nr. 6: Die Palästinenser sind Opfer von Israel. Wenn es Israel nicht gäbe, wären die Palästinenser endlich frei.

Tatsache: Israel hat sich 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen und alle Israelis aus dem Gazastreifen entfernt, notfalls gewaltsam. Die Palästinenser sind nicht Opfer von Israel, sondern von der Hamas. Und die Grenze zwischen Terroristen und zivilen Opfern ist fliessend—das Spektrum reicht vom unschuldigen Säugling bis zum hartgesottenen Kämpfer, mit vielen Schattierungen des Radikal- Islamismus dazwischen. Eine Mehrheit der Bevölkerung des Gazastreifens wählte 2007 die Hamas. Auch heute geniesst die Hamas breite Unterstützung—ob freiwillig oder gezwungenermassen ist schwer einzuschätzen. Eine am 14. November veröffentlichte Meinungsumfrage ergab, dass 75% der Palästinenser die Mordserie der Hamas unterstützen. Nur 13% lehnen dies ab. Eine Umfrage des Washington Institute früher im 2023 ergab, dass drei Viertel der Bewohner des Gazastreifens sowohl den Palästinensischen Islamischen Dschihad als auch die Lion’s Den (Höhle des Löwen) unterstützen. Und der palästinensische Meinungsforscher Khalil Shikaki fand im Dezember 2022, dass 72% der Palästinenser die Bildung weiterer “bewaffneter Gruppen”—sprich: terroristischer Organisationen—befürworten. Man sollte auch nicht vergessen, dass der palästinensische Terror gegen Juden fast ein Jahrhundert vor der Gründung Israels begann: Shlomo Tzorif wurde 1851 in Jerusalem durch einen Schwerthieb auf den Kopf getötet. Grössere Massaker an Juden fanden 1929 in Hebron und 1948 im Etzion-Block am Vorabend der Unabhängigkeit Israels statt. In beiden Fällen verstümmelten die Palästinenser die Leichen ihrer Opfer.

Mythos Nr. 7: Die Mainstream-Medien sind objektive, unparteiische Beobachter.

Tatsache: Als eine Rakete auf ein Krankenhaus in Gaza fiel, schlug die New York Times Faktenüberprüfung und journalistische Integrität in den Wind. Innerhalb weniger Minuten veröffentlichte die Zeitung eine Schlagzeile auf ihrer Titelseite, in der sie Israel beschuldigte, 500 Menschen in dem Krankenhaus getötet zu haben. Innert Stunden zeigten Beweise, dass die Rakete nicht von der IDF, sondern vom Islamischen Dschihad abgefeuert worden war, der Israel zum Ziel hatte. Die Rakete war fehlgeleitet, schlug auf das Krankenhaus ein und kostete 500 unschuldige Menschen das Leben. Die Times entschuldigte sich später und sagte, sie habe sich “zu sehr auf die Behauptungen der Hamas verlassen”, aber da war es schon zu spät: Die Fehlinformation hatte sich bereits verbreitet und Menschen auf der ganzen Welt gegen Israel aufgebracht.

Eine weitere Tatsache sollte einem zu denken geben, nicht zuletzt über die Nachrichten, die wir konsumieren: Am 8. November brachte der Medien-Aufpasser Honest Reporting ans Licht, dass mehrere AP- und Reuters-Fotojournalisten bei der Hamas eingebettet waren und an jenem Samstag frühmorgens an der Überschreitung der Grenze des Gazastreifens zu Israel teilgenommen hatten. “Was taten sie dort so früh an einem normalerweise ruhigen Samstagmorgen?” fragte Honest Reporting. “War das mit der Hamas abgesprochen? Haben die seriösen Nachrichtendienste, die ihre Fotos veröffentlicht haben, ihre Anwesenheit im Feindesland, gemeinsam mit der terroristischen Infiltration, gebilligt? Haben die Fotojournalisten, die freiberuflich für andere Medien wie CNN und die New York Times arbeiten, diese Medien informiert?“ Auch die BBC wird beschuldigt, im Voraus über den sorgfältig geplanten Angriff der Hamas informiert worden zu sein und diese Informationen nicht an die britische oder israelische Regierung weitergegeben zu haben, was ernste Fragen darüber aufwirft, wo die BBC als öffentlich finanzierte Medienorganisation steht. Schliesslich stellte die New York Times bereitwillig Sulaiman Hijjy wieder ein, der auf seinem Facebook-Account Adolf Hitler gelobt hatte (“Wie grossartig du bist, o Hitler”) und mit mindestens zwei weiteren freien Mitarbeitern zusammenarbeitete, die sowohl Hitler als auch die Hamas gelobt hatten.

Mythos Nr. 8: Eliteuniversitäten wie Harvard und Columbia sehen das Leid auf beiden Seiten des Konflikts. Sie halten die Redefreiheit und die akademische Forschung aufrecht.

Tatsache: Terrorismusbefürworter und -unterstützer an Harvard, Cornell, Columbia und anderen Eliteuniversitäten in den Vereinigten Staaten und Europa, deren Leiter entweder zu eingeschüchtert oder zu neutral sind, um die Hamas zu verurteilen, bedrohen und attackieren jüdische und israelische Studenten ohne Konsequenzen. Der Slogan “From the River to the Sea, Palestine Shall Be Free” bedeutet Freiheit von Juden, Freiheit von Israel. Es ist ein Aufruf zum Völkermord, und diejenigen, die unter dem Deckmantel der freien Meinungsäusserung solche Aufrufe wie “F k Jews” oder “F k Israel” schreien oder posten, müssen mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden, einschliesslich eines dauerhaften Strafregistereintrags, der besagt, dass sie den Terrorismus und die Ermordung von Minderheiten unterstützen, so wie es in manchen Ländern ein Makel in der Akte ist, wenn man jemals einer kommunistischen oder faschistischen Partei angehört hat. Dieser Antisemitismus der Linken und des radikalen Islam ist nur die jüngste Form: Es gibt ein Déjà-vu. Harvard zum Beispiel hat eine Geschichte des Antisemitismus. Vor und während des Zweiten Weltkriegs ignorierte die Harvard-Führung, vom Präsidenten abwärts, zahlreiche Gelegenheiten, sich grundsätzlich gegen das Hitler- Regime und seine antisemitischen Ausschreitungen zu stellen. Harvard unterstützte die Bemühungen Nazi-Deutschlands, sein Image im Westen zu verbessern, indem es Nazi-Führer auf dem Harvard-Campus herzlich willkommen hiess, sie zu prestigeträchtigen, hochkarätigen Veranstaltungen einlud und sich um Partnerschaften mit nazifizierten Universitäten in Deutschland bemühte. Viele Dozenten und Studenten unterstützten das nationalsozialistische Deutschland aktiv, während es die Verfolgung der Juden intensivierte und militärisch aufrüstete. Die Nazis wiederum nutzten in den 1930er- und 40er-Jahren den Rundfunk, um die arabische Öffentlichkeit mit ihren antisemitischen Rassentheorien zu indoktrinieren. Später, ab den 1950er Jahren, indoktrinierte die Sowjetunion ihre Verbündeten in der Dritten Welt und die Linke im Westen mit ihrer antiimperialistischen Ideologie. In dieser Verschwörungstheorie ist Israel als “kleiner Satan” mit dem “grossen Satan” (den Vereinigten Staaten) verbündet und damit für die Ungleichheit und das Leid in der Welt verantwortlich. Durch ihre Nähe zu Israel streben Juden überall nach der Weltherrschaft. Es ist also legitim, Israel und Juden anzugreifen, wo immer sie leben.

Mythos Nr. 9: Israel ist ein aus Europa importiertes kolonialistisches Siedlerunternehmen, das die rechtmässigen Besitzer des Landes, die Palästinenser, vertrieben hat. Wenn Hamas, Hisbollah, Islamischer Dschihad, die Houthis und ihr Sponsor Iran den Juden das Leben schwer genug machen, werden sie Israel schliesslich aufgeben.

Tatsache: Juden leben seit über 3.000 Jahren in Israel, seit der Gründung des Vereinigten Königreichs Israel und Juda um 1050 v. Chr.. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, gewährte der Völkerbund, der Vorläufer der Vereinten Nationen, den Juden einen Staat in ihrer angestammten Heimat nach internationalem Recht. In der Folge des Zweiten Weltkriegs bestätigte die UNO die Rechtmässigkeit des jüdischen Staates in Artikel 80 der UN-Charta. Der Internationale Gerichtshof (IGH) bekräftigte die Bedeutung und Gültigkeit von Artikel 80 in drei separaten Fällen, 1950, 1971 und zuletzt im Jahr 2004. Im Gegensatz dazu gab es nie eine palästinensische Währung oder ein anderes Symbol für einen palästinensischen Staat. Selbst Jassir Arafat, der verehrte Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), war kein Palästinenser, sondern Ägypter, geboren in Kairo. In 158 Ländern und Gebieten sind die Christen die Mehrheit, in 49 die Muslime und in einem die Juden. Sie sind dort, um zu bleiben. Wie Golda Meir 1973 zum damaligen Senator Joe Biden sagte, kurz bevor fünf feindliche Armeen den Jom-Kippur-Krieg begannen, um den jüdischen Staat zu vernichten: “Wir machen uns keine Sorgen, Senator. Wir Israelis haben eine Geheimwaffe. Wir können nirgendwo anders hin.”

Mythos Nr. 10: Progressive müssen auf der Seite des Widerstands gegen Israel stehen. Wie die Klima- Aktivistin Greta Thunberg skandierte: „Keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land!“

Thunbergs Verbindung zwischen Klima und Gaza entbehrt jeglicher Logik. Im Umweltleistungsindex 2022 belegte Israel den 57. Platz von 180 Ländern—nicht grossartig, aber deutlich besser als seine Nachbarn (Ägypten zum Beispiel ist auf Platz 127, Libanon auf 142). Angesichts der Prioritäten der Hamas ist es zweifelhaft, dass die Terrorgruppe je globale Erwärmung bekämpfen wird. In den Köpfen vieler Progressiver jedoch sind ihre Anliegen und der Antizionismus miteinander verbunden. Für andere Progressive ist das Gegenteil der Fall. “Ich lehne die Vorstellung ab, dass man nicht gleichzeitig progressiv und pro-Israel sein kann. Ich bin Schwarz, Latino, LGBTQ, Millenial, progressiv und pro-Israel”, sagte der Kongressabgeordnete Ritchie Torres (D-NY). “Ich möchte ganz klar sagen: Es ist nicht im Entferntesten progressiv, Plakate von Geiseln abzureissen. Es ist nicht im Entferntesten progressiv, den Terror der Hamas als ‘Widerstand’ zu verherrlichen.” Der Abgeordnete fuhr fort: “Den Terrorismus zu feiern ist das Gegenteil von Fortschrittlichkeit.”

Hand aufs Herz: Wären Sie lieber als Frau, oder LGBTQ, in Teheran oder in Tel Aviv? Bürger eines jeden Landes stehen vor einer Entscheidung: Wir können entweder nützliche Idioten sein, die für die feindliche Übernahme des Westens durch die Feinde unserer Lebensweise instrumentalisiert werden— die Feinde der Juden, der Christen, der gemässigten Muslime, der Frauen, der Schwulen, der LGBTQ, die Feinde des Lebens, der Freiheit, des Pluralismus und der Demokratie—die mittelalterliche Mafia, die die Vergewaltigung von Frauen und die Enthauptung von Babys feiert oder zumindest rationalisiert. Oder wir können für unsere hart erkämpften Werte eintreten—Werte wie die Würde des Lebens, Freiheit, Toleranz, Wohlstand und Frieden. Wie Abraham Joshua Heschel es in der Zeit der Bürgerrechte formulierte: Dies ist “keine Zeit für Neutralität”.

Thomas D. Zweifel ist Mitglied des Board of Governors der Jewish Agency for Israel und der World Executive des Keren Hayesod (Basis-Fonds). Sein Urgrossvater Rabbi David Strauss nahm 1897 am ersten Zionistenkongress in Basel teil. Er ist ein preisgekrönter Autor mehrerer Bücher wie “Communicate or Die, Mit Sprache führen” und “Der Rabbi und der CEO”.

6 Kommentare

  1. Bravo! Thomas Zweifel hat in seinem Artikel Tatsachen präzise aufgezählt und aufgeführt. Die Grausamkeiten der Hamas überschreiten jegliches menschliche Verständnis und Auffassungsvermoegen. Dazu sei zu sagen, dass viele palästinensische Zivilisten direkt am Überfall am 7.10. beteiligt waren. Was die humanitäre Hilfe anbetrifft, stiehlt die Hamas die Güter und verweigert der Bevölkerung die internationale Hilfe. Heute, 82 Tage nach dem Massaker, halten die Hamas und ihre Unterstützer noch 138 Geiseln in den 500km Tunnels. Alte, Kranke, Frauen, Kinder, Babies, junge Menschen. Unbeteiligte Menschen werden so gequält und ermordet. Ist das menschlich? gar verhältnismäßig? Das Rote Kreuz ‘kann’ sie nicht einmal besuchen und ihnen dringend benötigte Medikamente bringen. Das Absurd ist, dass viele dieser Israelis, Kibuznikim, sich intensiv für den Zweistaatenstaat eingesetzt haben, Arbeiter aus Gaza bei sich zu Hause bewirtschaftet haben. Genau diese Arbeiter haben die Gutmütigkeit ausgenützt und Einzelheiten verraten, was das Massaker ermöglicht und unterstützt hat. Wenn alle die gaziatische Bevölkerung so bemitleiden, wieso nehmen ihre arabischen Brüder und Schwestern sie nicht bei sich auf? Ich frage mich wirklich wo der Verstand und die Gerechtigkeit all der Kritiker Israel’s geblieben ist?!

  2. There is always thee sides to any story: yours, theirs, and the truth.

    Auch ich kenne die Wahrheit nicht. Der Artikel ist insofern wertvoll, als dass er den Blickpunkt der israelischen Seite beleuchtet.

    Ich wünsche mir für die Welt, und im Spezifischen diese Region, im neuen Jahr Frieden.

  3. Hervorragender Artikel! Sehr ausführlich und gut erklärt. Ich danke Ihnen für diesen Artikel. Shedding light on the facts and truth.

  4. Leider vermischt Thomas Zweifel bei vielen Punkten seiner Liste echte Probleme mit schiefen bis falschen Gegenargumenten. Dadurch verliert er insgesamt sehr an der für sein Anliegen eigentlich notwendigen Glaubwürdigkeit. Damit es nicht allzu sehr ausufert, greife ich nur drei Punkte heraus.
    1. Wenn die Frage der Verhältnismäßigkeit (Mythos 1) so einfach wäre, wie Zweifel das darstellt, bräuchte man darüber nicht weiter zu reden. Um zu erfahren, dass dem keineswegs so ist, braucht man nur “Völkerrecht Verhältnismäßigkeit” zu googeln und wird dort auf eine umfangreiche juristische Literatur zu dieser Frage hingewiesen. Denn Verhältnismäßigkeit bedeutet eben nicht nur, “dass ein angegriffener Staat das Recht hat, sich im Verhältnis zur Bedrohung zu verteidigen und die zur Beseitigung der Bedrohung erforderlichen Mittel einzusetzen.” Es bedeutet unter anderem auch, dass die bei der Verteidigung gegen diese Bedrohung angewandten Mittel die unbeteiligte Zivilbevölkerung nicht unverhältnismäßig schädigen dürfen. Und in diesem Bereich ist eine Verhältnismäßigkeit auch nach Ansicht vieler Israelis inzwischen bei weitem nicht mehr gegeben – ganz abgesehen von der Frage, ob sich das derzeitige Vorgehen in längerfristiger Perspektive für Israel selbst positiv oder nicht vielmehr sehr negativ auswirken wird. Denn das Ziel der Vernichtung der Hamas ist militärisch nicht zu erreichen, aber das derzeitige Vorgehen Israels treibt der Hamas die nächste Generation ihrer Kämpfer in die Arme.
    2. “Durch seine Bombardierung des Gazastreifens und Ablehnung eines Waffenstillstands tötet oder schädigt Israel palästinensische Zivilisten und verstösst damit gegen die Genfer Konvention. So bombardierte die IDF beispielsweise ein Krankenhaus in Gaza und tötete dabei 500 Zivilisten.” (Mythos 2)
    Zweifel vermischt hier zwei ganz unterschiedliche Aussagen. Völlig zurecht weist er folgend darauf hin, dass das Krankenhaus nicht von den IDF bombardiert, sondern von fehlgeleiteten Hamas-Raketen getroffen wurde, und verbreitert sich in der Folge über diverse Methoden und Aktionen der Hamas, die der Genfer Konvention widersprechen. Offensichtlich ist seine Absicht, damit auch den ersten Satz seiner Aussage zu falsifizieren, was angesichts der Realität leider völlig unmöglich ist. Denn es ist ganz klar, dass beim von Israel praktizierten militärischen Vorgehen im Gazastreifen Vieles nicht der Genfer Konvention entspricht. Man kann der Ansicht sein, dass ein militärisches Vorgehen gegen die Hamas, weil diese sich in und unter (auch im wörtlichen Sinn) der Zivilbevölkerung versteckt, kaum anders möglich ist als mit der Inkaufnahme unverhältnismäßig vieler ziviler Opfer, aber man sollte nicht so tun, als wäre alles korrekt und o.k.
    3. zu Zweiflers Mythos 9: Ich betone vorweg, dass ich mit dem Folgenden Israels Existenzrecht nicht bestreite. Im Gegenteil: Der Staat Israel ist Realität und in dieser Realität uneingeschränkt anzuerkennen. Wem das nicht gefällt, der wird sich trotzdem damit arrangieren müssen. Dass das möglich ist, haben ja Ägypten, Jordanien und andere arabische und muslimische Länder inzwischen zur Genüge bewiesen.
    Trotzdem wäre es sinnvoll, der Realität ins Auge zu sehen, und diese Realität heißt nun einmal: Ohne den europäischen Kolonialismus gäbe es den Staat Israel nicht (ohne den Kolonialismus gäbe es freilich auch viele andere Staaten nicht oder zumindest nicht in ihrer heutigen Form). Das wird schon durch die frühen zionistischen Diskussionen über die Frage, wo man denn den angestrebten Judenstaat errichten könne, belegt. Im Gespräch waren dabei u. a. die europäischen Kolonien Madagaskar und Ostafrika, die freilich genauso wenig unbesiedeltes Land waren wie Palästina. Letzteres kam aber für einen Judenstaat nicht in Frage, solange es zum osmanischen Staatsgebiet gehörte, auch wenn es religiös-ideologischen Gründen das vorrangige Zielgebiet der Zionisten war. Hier ergab sich durch den Ausgang des 1. Weltkriegs und die dadurch mögliche Aneignung bisherigen osmanischen Staatsgebiets durch die Siegermächte eine neue Situation. Vorangegangen war dem schon 1917 die “Balfour-Deklaration”, deren Ziel vor allem war, die Unterstützung der Zionisten und möglichst auch weiterer jüdischer Kreise im Krieg (und darüber hinaus) zu erhalten. Eine weitere Voraussetzung war die Errichtung des britischen Mandatsgebiets Palästina (das ursprünglich auch das heutige Jordanien umfasste), ebenfalls ein Produkt des europäischen Kolonialismus, aus dem dann schließlich, als den Briten die Kartoffel zu heiß wurde, ein jüdischer und ein arabischer Staat werden sollte.

    In Summe hat Zweifler einen jener Artikel geschrieben, die in audiatur so häufig sind und die völlig einseitig alle Schuld auf der palästinensisch-arabischen Seite sehen. Wenn man irgendwie zu einer friedlichen Lösung kommen will, wird man aber nicht umhin können, die Probleme beider Seiten zu berücksichtigen.

  5. Ein brillanter Artikel. Sollte für jeden speziell deutschen Mainstream-Journalisten oder die, die sich, wahrheitswidrig, als solche bezeichnen, eine Pflichtlektüre werden.

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