Die Freilassung von zahlreichen Israelis und Gastarbeitern aus der Geiselhaft der Terrororganisation Hamas in Gaza, hat in Israel und insbesondere bei den betroffenen Familien grosse Freude hervorgerufen. Familienangehörige konnten ihre Kinder, Frauen und Grossmütter tränenreich wieder in die Arme schliessen. Aber gleichzeitig bangt Israel noch immer um über 160 verschleppte Mitbürger, die sich irgendwo in Gaza befinden und auf eine Rückkehr nach Hause hoffen.
Die Details, die in Zusammenhang mit den Freigelassenen bekannt geworden sind, schnüren einem die Kehle zu. Um nur ein Beispiel zu nennen. Das am Sonntag freigelassene vierjährige Mädchen Abigail, eine Israelin mit einem US-amerikanische Pass, hat nur überlebt, weil ihr Vater sie mit seinem Körper geschützt hat. Er und die Mutter sind von Hamas-Terroristen ermordet worden. Sie schlüpfte im Laufe des 7. Oktober unter ihrem toten Vater hervor, lief in ein Nachbarhaus, konnte sich zuerst verstecken, bis Terroristen sie entdeckten und nach Gaza verschleppten. Von diesen und anderen fürchterlichen Details haben sich am Montag zwei hohe Besucher ein eigenes Bild machen können. Elon Musk, der amerikanische Medien- Unternehmer und Tesla-Gründer sowie der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Sie waren am Montag in Kfar Aza bzw. Be´eri, zwei der 20 Grenzdörfer zum Gaza-Streifen, die die Hamas- Terroristen verwüsteten, Hunderte töteten, Frauen vergewaltigten und Dutzende als Geisel verschleppten. Steinmeier sagte wörtlich, „wenn man das hier sieht, fehlen auch mir die Worte“.
Wenn es keine Störungen gibt, könnte es die nächste Zeit mit der Feuerpause so weiter gehen: 10 bis 15 israelische Geiseln werden täglich im Gegenzug zu dreimal so viel Palästinenser freigelassen. Aber, was kommt danach? Wird Israel gegen den Druck der veröffentlichten Meinung den Vernichtungsfeldzug gegen Hamas wieder aufnehmen können?
Grosse Verärgerung haben die Äusserungen des irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar in Israel – und nicht nur dort – ausgelöst. Er sprach bei dem vierjährigen Mädchen davon, dass es verloren gegangen und wieder gefunden worden sei. Das Weglassen der Tatsache einer brutalen Entführung durch die Hamas-Terroristen und dann so zu tun als hätte sich das Mädchen verlaufen und sei dann wieder aufgetaucht, ist schlicht eine Schande für Irland. Gesagt hat das nicht irgendwer, sondern der Ministerpräsident eines Mitgliedslandes der Europäischen Union.
Die Nordfront zum Libanon – also die Hizbollah – hält sich bisher ebenfalls an die Feuerpause. Im Westjordanland wird der bisherige Verlauf des Krieges seit dem 7. Oktober gefeiert. Denn sie sind die grossen Nutzniessser. 150 palästinensische Terroristen sind bisher aus den Gefängnissen Israels freigepresst worden. Das langjährige Mitglied der PLO-Führung, Jibril Rajoub – der schon in den Tagen Yassir Arafats aktiv war – hat sich mit der Hamas-Terror-Organisation voll solidarisiert. Er nannte das Massaker im Süden Israels am 7. Oktober „episch und heroisch“. Damit sei der Plan Israels, so das führende, angeblich gemässigte PLO-Mitglied Rajoub, sich als Teil des erweiterten Nahen Ostens zu etablieren und zu integrieren, ohne die palästinensische Frage auf der Agenda zu haben, verhindert worden.
Eine aktuelle Umfrage des arabischen Instituts AWRAD – Arab World for Research and Development – die in Gaza und im Westjordanland durchgeführt wurde, klingt mehr als beunruhigend. Danach werden 98% der Befragten niemals vergeben oder vergessen, 90 % sehen eine Koexistenz mit Israel in wachsendem Masse für unmöglich und für 68% der Befragten hat die Unterstützung für eine Ein- oder Zwei-Staaten-Lösung abgenommen. Die „militärische Aktion“ – wie das Massaker vom 7. Oktober in der Umfrage genannt wird – kommt im Westjordanland noch besser an als in Gaza. Diese Umfrage sollte sich Berlin, Brüssel und die Vereinten Nationen mal näher anschauen.
Aktuell es gibt einigen Grund zur Freude – 9 Kinder und 2 Mütter sind in der Nacht zum Dienstag freigekommen – langfristig stehen sich aber die beiden Seiten feindlicher denn je gegenüber. Israel hat angekündigt: wenn alle Geiseln befreit sind, wird der Krieg fortgesetzt. Von Gaza dürfe und werde keine Gefahr für mehr ausgehen, wiederholte Israels Verteidigungsminister Yoav Galant.
Milliardär Elon Musk, der am Montag Israel besuchte, hat in seiner trockenen Art drei Punkte zur Lösung des Problems veröffentlicht:
- Hamas erledigen, wörtlich sagte er, „kill Hamas“.
- Die Erziehung der Kinder in Gaza zu Mördern muss aufhören.
- Die Region sollte in eine wirtschaftlich prosperierende Landschaft verwandelt werden.
Vorschläge eines erfolgreichen Unternehmers – kurz und bündig –, die sich manche Politiker zu Herzen nehmen sollten.
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