Die Doppelmoral des Urs P. Gasche

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Urs P. Gasche. Foto Screenshot SRF
Urs P. Gasche. Foto Screenshot SRF
Lesezeit: 6 Minuten

Der ehemalige «Kassensturz»-Moderator Urs P. Gasche führt mit seinem Internetportal «Infosperber» seit Jahren einen Feldzug gegen Israel.

Ein Kommentar von David Klein

In einem besonders einseitigen Text zu Israels Reaktion auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober, stellt Gasche die Frage «Israel: «Ja, aber»? Kontext? Relativierung? Doppelmoral?»

Wie in allen «Infosperber»-Artikeln gibt es nur einen Schuldigen: Israel.

A propos Doppelmoral: Wo war Herr Gasche und all die friedensbewegten Hamas-Apologeten, die in ihrer bebenden Sorge um die Palästinenser und vereint in ihrem Hass auf Juden und Israel weltweit die Städte fluten, als der syrische Diktator Bashar Assad 2012 das palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk mit Fassbomben bombardierte und tausende Palästinenser, Männer, Frauen und Kinder ermordete? Der damalige Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete Yarmouk als «Todeslager» und beklagte eine humanitäre Krise «epischen Ausmasses».

Wo war Herr Gasche, als 1992 rund 300’000 Palästinenser (18 Prozent der Bevölkerung) aus Kuwait ausgewiesen wurden, nachdem die Palestine Liberation Organisation (PLO) von Jassir Arafat Saddam Husseins Invasion von Kuwait unterstützt hatte?

Wo war Herr Gasche, als 1982 Arafat mit seiner PLO gewaltsam aus dem Libanon vertrieben wurde, nachdem die Palästinenser sich mit marxistischen und sozialistischen Bewegungen verbrüdert und einen Staat im Staat aufgebaut hatten, der den Umsturz der maronitisch-christlichen Regierung im Libanon zum Ziel hatte? Die Flut von tausenden militanten Palästinensern destabilisierte das Land und stürzte den Staat in einen der blutigsten Bürgerkriege der Region. Der Libanon hat sich von diesen Zerwürfnissen nie mehr erholt. Heute ist die einstige «Schweiz des Nahen Ostens» die Hochburg der Terrormiliz Hisbollah. 

Wo war Herr Gasche, als die jordanische Armee nach einem Putschversuch der PLO gegen König Hussein, während des «Schwarzen September» von 1971 in wenigen Monaten mehr Palästinenser umbrachte, als in Jahrzehnten im Konflikt mit Israel umkamen? Zuvor hatten Arafats Terroristen in der jordanischen Hauptstadt Amman Privatpersonen und Geschäfte ausgeraubt, um ihren «bewaffneten Kampf gegen Israel» zu finanzieren. Die Palästinenser feuerten aus Jordanien Raketen auf Israel und ermordeten den jordanischen Premierminister Wasfi Tell.

Nirgends war er, der Herr Gasche.

Denn Herr Gasches Herz blutet nur für Palästinenser, die sich in einem Konflikt mit Juden befinden.

Werden Palästinenser zu Abertausenden von Muslimen ermordet, schweigt der jetzt so mitteilungsbedürftige Herr Gasche.

Nun sind ja alle diese Gemetzel an Palästinensern – begangen von Muslimen an Muslimen -, die Herr Gasche mit keinem Wort je thematisiert hat, schon etwas länger her.

Es gibt aber durchaus brandaktuelle Beispiele von Kriegen, die Hunderttausende zivile Opfer fordern.

Der Konflikt mit den meisten Toten ist der Tigray-Konflikt in Äthiopien, wo seit 2020 äthiopische und eritreische Regierungstruppen gegen die Rebellen der Tigray People’s Liberation Front (TPLF) kämpfen. 

Allein im Jahr 2022 kamen mehr als 100’000 Menschen bei Gefechten ums Leben. Mindestens doppelt so viele starben durch Krankheiten und Hunger.

Seit Beginn der gewalttätigen Auseinandersetzungen hat es weit über 500’000 Tote gegeben.

Oder anders gesagt: Der Tigray-Konflikt forderte in zwei Jahren fünfmal mehr Todesopfer, als der Nahostkonflikt in 75 Jahren.

Es sei «derzeit der mit Abstand schlimmste Krieg der Welt», schreibt die ZEIT. Ein «Krieg mit unzähligen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung».

Selbst «hartgesottene Uno-Ermittler» seien «schockiert von der Anzahl der Massaker und Massenvergewaltigungen, vom Ausmass der Plünderungen und der Zerstörung von Brunnen, Erntevorräten und Saatgut», so die ZEIT weiter.

Ich habe auf «Infosperber» nach Berichten über diesen «vergessenen Krieg» gesucht.

Hat Herr Gasche bezüglich des Massenmords in Äthiopien die Regierungen von Eritrea und Äthiopien angemahnt, sie hätten «alles vorzukehren, um das humanitäre Völkerrecht einzuhalten», wie er das von Israel fordert? Die Forderung ist absurd, denn Israel hält sich in jeder Hinsicht an geltendes Völker- und Kriegsrecht.

Hat Herr Gasche in Anbetracht der über 500’000 Tigray-Toten beklagt, dass «Hunderttausende – grossmehrheitlich Frauen, Kinder und Jugendliche – in ein Massenelend gestürzt werden», wie er es bezüglich der israelischen Militär-Einsätze in Gaza tut?

Hat Herr Gasche den Tigray-Krieg als «humanitäre Katastrophe» bezeichnet, ein Begriff, mit dem Herr Gasche gerne die Situation im Gazastreifen skandalisiert?

Hat Herr Gasche die Regierungen von Eritrea und Äthiopien zu einer «humanitären Waffenruhe» gedrängt, zur «Zurückhaltung» aufgefordert und selbstgerecht über den «Kontext» oder «Nährboden» des Tigray-Konflikts doziert?

Empört sich Herr Gasche auf «Infosperber» über die Tigray-Kriegstoten und erteilt den Regierungen von Eritrea und Äthiopien herablassend moralisierende Ratschläge? 

Kurzum: Wird Herr Gasche bezüglich des Tigray-Konflikts den hehren moralischen Ansprüchen gerecht, die er einseitig und ausschliesslich an Israel stellt?

Nichts, Null, Nada. Auf «Infosperber» findet sich kein einziger Artikel zum Tigray-Konflikt.

No jews, no news.

«Sieht, was andere übersehen», ist das grossspurige Motto von «Infosperber». Hat Herr Gasche den Tigray-Konflikt mit über 500’000 Todesopfern schlichtweg übersehen? Oder war Herr Gasche einfach zu beschäftigt damit, den einzigen jüdischen Staat der Welt zu verurteilen?

So einseitig wie der «Infosperber» berichten übrigens praktisch alle anderen Schweizer Medien. Eine Google-Suche nach «Tigray Tages-Anzeiger 2023» ergibt in 0.35 Sekunden 57 Resultate.

Die Suche nach «Gaza Tages-Anzeiger 2023» fördert in 0.34 Sekunden 93’000 Ergebnisse zutage.

Der Grund für diese Doppelmoral ist so klar wie ein Reichskristall: No jews, no news.

Ich habe Herrn Gasche über die Jahre, in denen ich ihm gegenüber die antiisraelische Berichterstattung des «Infosperber» kritisiere, mehrfach gefragt, woher seine obsessive Feindseligkeit gegen den jüdischen Staat, die oft die Grenze zum Antisemitismus überschreitet, herrührt.

Der Infosperber kritisiere zwar «regelmässig die Siedlungs- und Palästinenserpolitik der heutigen Regierung Israels», antwortet Gasche, aber man lege «grossen Wert darauf, sich «von Antisemitismus klar zu distanzieren». Doch offenbar «distanziert» man sich beim «Infosperber» nicht genug.

Denn sogar die äusserst linke und beileibe nicht israelfreundliche Wochenzeitung WOZ belegt am Beispiel des «Infosperber», worin das «Spezifische im heutigen Antisemitismus besteht», und weist dem «Infosperber» eine «Vernichtungsvision» bezüglich Israel nach:

«(…) Die Enttäuschung über die JüdInnen, die in Israel nicht Opfer bleiben wollen, mündet in antisemitische Lügen. Es ist dann nicht mehr weit bis zur Vernichtungsvision, wie sie zum Beispiel im September 2011 auf dem Newsportal «Infosperber» zu lesen war. Christian Müller – Mitglied der Chefredaktion – schrieb damals in kaum verhüllter Vorfreude: «Der letztlich Leidtragende der ganzen Auseinandersetzung wird allerdings schon bald Israel selber sein. Denn im Gleichschritt der Abdankung der USA als Weltmacht – moralisch, wirtschaftlich, militärisch – wird auch Israel abdanken müssen. (…) Die Tragödie ist programmiert.» 

Allen, die wie Herr Gasche trotzig auf den «Kontext» des 7. Oktobers pochen – wie wenn Massenmord, Vergewaltigung, Folter, Verstümmelung, Leichenschändung oder Entführung auch nur das Geringste mit der vermeintlichen Besatzung Israels zu tun hätten – empfehle ich den Tweet des österreichischen Journalisten Florian Klenk:

Heute habe ich bei einem offiziellen Screening der israelischen Botschaft die Hamas Bodycam Videos gesehen. Am schlimmsten war jene Szene, in der ein Terrorist gleichgültig eine Limonade aus dem Kühlschrank nimmt und neben jenen wimmernden und schwer verletzten Kindern trinkt, deren Vater er kurz zuvor mit einer Handgranate vor ihren Augen ermordet hat. Die Buben sitzen da in Unterhosen voller Blut, ein Kind hat ein Auge verloren, eines sagt, es wolle sterben. Es ist wichtig, dass Israel diese Bilder zeigt. Es gibt dafür keinen «Kontext».

7 Kommentare

  1. Mein Eindruck:
    JEDER der „Kontrahenten“ ist so menschlich wie teil-subjektiv –
    KEINEM kann „Böswilligkeit“ unterstellt werden
    BEIDER Sicht ist relativ tolerant nachvollziehbar
    FREIE MeinungsÄusserung können beide als GrundRecht be-anspruchen … …

    Ein „Ruf in den Wald“, „dem entsprechend Echo folgte“.

    Alles Gute —
    wünsch ich BEIDEN !
    Wolf Gerlach

  2. Viele Menschen, wie David, Ruth o.a., sind immer noch blind auf einem oder sogar zwei Augen? Solange es keine unideologisch geführte Analyse der weltweiten Konflikte gibt (danke Herr Urs Gasche) wird es leider immer wieder zu Kriegen kommen und Menschen sterben. Der „Guten“ sind zu wenig und in der Menschheit setzen sich die Gewaltbereiten durch.

  3. David Klein: Ja, mir geht das Lichtlein auf, dass Sie es (offensichtlich 😉 ) nicht sehen wollen oder können (vielleicht weil das Lichtlein jetzt bei mir ist und Ihnen fehlt?). Dass Sie sehr intelligent sind, das scheint zwar offensichtlich zu sein. Aber irgendwo haben Sie sich verrannt.
    Und vielleicht deshalb meine Fragen nicht beantwortet? Und Urs P. Gasche persönlich dermassen angefeindet?
    Ich finde es schade, dass Sie Ihre grosse Energie und Ihr Engagement (was ich ebenfalls schätze) nicht konstruktiver einsetzen.
    (Leider befürchte ich, dass Sie auch das vermutlich wieder nur ins Lächerliche ziehen. Wie es auch sei – alles Gute Ihnen …)

  4. So einseitig wie der «Infosperber» berichten übrigens praktisch alle anderen Schweizer Medien.“ Aber nicht nur in der Schweiz!

    Am 20.11.2023 gab es im SPD-geführten Deutschlandfunk (DLF) eine „Diskussion“
    im Rahmen des Formats „Kontrovers: „Politisches Streitgespräch „Krieg in Gaza – Wie viel Einmischung ist nötig?“
    Und wer waren die eingeladenen Gäste außer einem DLF-Journalisten?
    Ausgewählte SPD-Genossen und/oder BDS-Anhänger:

    Nazih Musharbash, SPD, Präsident der antisemitischen linken Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (Die die in Bremen Aktionen a la „Kauft nicht bei Juden“ veranstalteten und eng mit der BDS verfilzt sind. Bremer Gründer: ein SPD-Genosse, Detlef Griesche. Dessen Kollaborateure: Das antisemitische von DKP-, „Die Linke“- und SPD-Genossen durchsetzte „Bremer Friedensforum“. Musharabash war, wie so viele SPD-Genossen, in Deutschland Beamter – Schulleiter – an einer Schule.
    Sein Sohn: Yassin Musharbash, Journalist beim linken Spiegel /der Grünen-Hauszeitung TAZ/und der SPD-Zeitung ZEIT
    Muriel Asseburg, die – typisch Linke – Israel Apartheid vorwirft

    Von israelischen Vertretern in dieser angeblich „kontroversen“ Diskussion keine Spur.

  5. Erstens, lieber «Hans», warum kommentieren Sie anonym?

    Zweitens will niemand irgend jemandem «unbedingt» etwas «unterstellen», schon gar nicht Antisemitismus. Wissen Sie warum? Weil das gar nicht nötig ist.

    Denn Antisemitismus kann man ganz einfach feststellen: Wer Juden etwas übel nimmt, das ihn bei anderen kalt lässt (wie Gasche den Tigray-Konflikt) handelt antisemitisch.

    Geht Ihnen jetzt ein Lichtlein auf? Vermutlich nicht, sonst hätten Sie ja Ihren Kommentar gar nicht erst geschrieben, richtig?

  6. Was haben Sie eigentlich davon, dem «linken Mainstream» (ich zitiere da jetzt die Kommentierende «Ruth Singer») bzw. Urs P. Gasche (u.a.) unbedingt Antisemitismus unterstellen zu wollen? Diese Pauschalisierung ist ungefähr ziemlich genau gleich bescheuert wie ein pauschales blindes Bedauern von palästinensischen Menschen als ewige Opfer (o.ä.) und Verurteilen der israelischen Politik (was es bei vielen offenbar auch zu geben scheint).
    Warum fragen Sie die Infosperber-Redaktion (offenbar) nicht nach dem Versäumnis zur Berichterstattung über den Tigray-Konflikt und schreiben hier die Antwort hin?
    Wie kommen Sie zur Behauptung «Der Grund für diese Doppelmoral ist so klar wie ein Reichskristall: No jews, no news.»?

  7. So grauenvoll diese Bilder von massakrierten Israelis und ihren Kindern sind, dass sie einem normal empfindenden Menschen den Schlaf rauben, so unerlässlich ist es, diese Bilder weltweit in den Social Medien zu streuen. Denn der linke Mainstream wird weiterhin den gezielten Judenhass vorantreiben mit einseitigen Berichten, und er wird die Wahrheit verschweigen. Leute wie Urs P. Gasche (und deren gibt es leider massenhaft) sind miese Heuchler, die mit ihrer verlogene „Kritik an Israel“ und seiner Bevölkerung ihren Antisemitismus am jüdischen Volk ausleben. Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

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