Hamas-Chef Sinwar hat sich offenbar in Bunker verkrochen

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Yahya Sinwar am 14.04.2023 in Gaza. Foto IMAGO / ZUMA Wire
Yahya Sinwar am 14.04.2023 in Gaza. Foto IMAGO / ZUMA Wire
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Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte am Dienstag in einer Fernsehansprache an die Nation, dass „der Gazastreifen die grösste von Menschen errichtete Terrorbasis ist“.

von Yaakov Lappin

„Der gesamte Gazastreifen ist eine Brutstätte des Terrors“, fügte Gallant hinzu und wies darauf hin, dass sich Hamas-Chef Yahya Sinwar in seinem Bunker versteckt und „keinen Kontakt zu seiner Umgebung hat“.

Es werde keine humanitären Pausen für den Gazastreifen geben, bevor die als Geiseln genommenen Israelis zurückkehren, versprach der Minister.

Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) operieren zum ersten Mal seit Jahrzehnten gegen die Hamas im Herzen von Gaza-Stadt, sagte der Chef des IDF-Südkommandos, Generalmajor Yaron Finkelman, am Dienstag.

„Diese Generation ist die Generation des Sieges. Wir kämpfen gerade in dieser Stunde in wichtigen Zentren des Gazastreifens“, fügte Finkelman hinzu. „Ich bin gerade von dort zurückgekehrt. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten kämpft die IDF im Herzen von Gaza-Stadt. Im Herzen des Terrors.“

Der Sprecher der IDF, Konteradmiral Daniel Hagari, bekräftigte am Dienstagabend, dass es keinen Waffenstillstand geben werde, und das Militär seine Bodenoffensive fortsetze.

„Die Hamas-Terroristen reden sich ein, dass es einen Waffenstillstand geben wird. Es wird keinen geben. Wir rücken vor“, sagte Hagari. Er fügte hinzu, dass die IDF mehr als 14.000 Ziele im Gazastreifen angegriffen, mehr als 100 Tunneleingänge zerstört und über 4000 Waffen erbeutet hat.

Terroristen aus dem Gazastreifen feuerten am Dienstag auch auf Ashdod, wodurch Sirenen und das Luftabwehrsystem Iron Dome ausgelöst wurden.

“ Wir sehen, dass unsere Luftangriffe bis zu einem gewissen Grad ihre Fähigkeit, zurückzuschlagen, beeinträchtigen „, sagte Oberstleutnant Richard Hecht, der Sprecher der IDF, gegenüber internationalen Medien.

Hecht zeigte Videos von sekundären Explosionen von Hamas-Munition, die in zivilen Gebieten versteckt war, nachdem die israelische Luftwaffe in den letzten Stunden in Gaza zugeschlagen hatte.

In den letzten Tagen beschlagnahmten die IDF im Gazastreifen 375 automatische Waffen, einige davon mit Granatwerfern, 43 schwere Maschinengewehre, 1.493 improvisierte Sprengsätze und Granaten, 427 Bombengürtel, 760 Panzerfäuste, 360 Patronen, 98 Raketen, fünf Flugabwehrraketen, drei Panzerabwehrraketen, Computer, Telefone und 167 Landkarten, so Hecht.

In Bezug auf die humanitären Bemühungen sagte Hecht, dass die Salah al-Din-Strasse, eine Hauptverkehrsader zwischen Nord und Süd im Gazastreifen, die zum Grenzübergang Rafah nach Ägypten führt, am Dienstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet war. Um 11 Uhr wurde sie vorübergehend geschlossen, da die Hamas die Strasse beschoss. Danach wurde sie wieder geöffnet.

Diese Bemühungen dienen dem Ziel der IDF, die Hamas zu zerschlagen, indem sie Zivilisten in den Süden bringen, humanitäre Hilfe leisten und sich auf die Annäherung an die Hamas in Gaza-Stadt konzentrieren.

In der Nähe eines Riesenrads und einer Universität fanden die israelischen Streitkräfte ausserdem Tunnelschächte und Waffen. Während des Einsatzes legten Soldaten der Fallschirmjägerbrigade einen unterirdischen Tunnelschacht in der Nähe eines Vergnügungsparks frei. Die Soldaten zerstörten den Schacht, teilte die Armee mit.

Zusammen mit Soldaten des Panzerkorps aus dem Divisionskampfteam der 7. Brigade fanden die Soldaten auch einen unterirdischen Tunnelschacht und ein Waffenlager in der Nähe einer Universität. Letzteres enthielt unter anderem chemische Substanzen, Panzerfäuste und Landminen.

In den vergangenen 24 Stunden haben IDF-Truppen eine militärische Hochburg der Terrororganisation Hamas im nördlichen Gazastreifen eingenommen, teilte das Militär am Dienstag mit. Die Truppen fanden in der Anlage Panzerabwehrraketen und Abschussvorrichtungen, Waffen und verschiedene nachrichtendienstliche Materialien.

Tunnel in einem Wohnhaus

Am Montag entdeckten Reservisten der Negev-Brigade, der 551. Brigade und Soldaten der Yahalom-Eliteeinheit für Kampftechnik, mehrere Tunnel in einem Wohnhaus in einem zivilen Viertel im Gebiet Beit Hanoun im nordöstlichen Teil des Gazastreifens in der Nähe von Sderot. Yahalom-Soldaten, Reservisten und Soldaten der Oketz-Einheit zerstörten die Tunnel, teilte das Militär mit.

Die IDF-Truppen spürten auch Hamas-Terroristen auf, die sich über Nacht in einem Gebäude neben dem Al-Quds-Krankenhaus verschanzt hatten. Nach Angaben des Militärs planten die Terroristen, die israelischen Streitkräfte vom Krankenhaus aus anzugreifen.

IDF-Soldaten wiesen ein Flugzeug an, die Hamas-Terroristen anzugreifen.

„Der Angriff führte zu erheblichen sekundären Explosionen, die auf ein Waffendepot der Hamas in einem zivilen Gebiet hinweisen“, so die IDF.

Archäologen durchkämmen Asche nach Toten

In Israel arbeiten Archäologen mit den israelischen Streitkräften zusammen und durchkämmen die Asche in den südlichen Gemeinden, die am 7. Oktober von Hamas-Todesschwadronen getroffen wurden, so Hecht.

„Bis jetzt haben wir 10 Menschen identifiziert, die getötet wurden und als vermisst galten“, sagte er. „Dies geschieht in der Shura-Basis.“

„Es geht nicht nur darum, was sie getan haben und darum, dass sie es nie wieder tun können. Sie würden es wieder tun, wenn sie könnten“, fügte Hecht hinzu und bezog sich dabei auf die Hamas.

Im Norden des Landes wurden am Dienstagnachmittag etwa 20 Raketenabschüsse aus dem Libanon auf israelisches Gebiet festgestellt. Die IDF antworteten mit Artilleriebeschuss auf die Abschussstellen.

Einen Tag, nachdem die Hamas im Libanon 30 Raketen tief in den Norden Israels abgefeuert hat, hält die IDF ihre Reaktionsfähigkeit aufrecht, sagte Hecht.

Der Versuch eines Terrorkommandos, eine Panzerabwehrrakete abzufeuern, zog ebenfalls das Feuer der IDF-Panzer auf sich, was dazu führte, dass ein Hisbollah-Posten getroffen wurde.

Das IDF-Luftabwehrsystem fing auch ein verdächtiges Ziel ab, bevor es die libanesische Grenze zum israelischen Luftraum überquerte, so das Militär.

Terroristen schossen am Dienstag auf einen IDF-Posten in der Gegend von Aramshe im Norden Israels. Es wurden keine Verletzten gemeldet.

Es ist nur eine Frage der Zeit

Bei einem Briefing für den Aussen- und Verteidigungsausschuss der Knesset am Dienstag in Gallants Büro im Verteidigungsministerium in Tel Aviv betonte Gallant, dass noch viele Tage des Kampfes vor ihnen stünden.

Der Minister sagte, dass Israel drei Hauptziele erreichen werde: Die Beendigung der Hamas als militärischer und regimetreuer Akteur, die Beseitigung der Sicherheitsbedrohung im Gazastreifen für die israelischen Bürger und die volle Operationsfreiheit der IDF im Gazastreifen.

Oberst a.D. Itamar Yaar, ehemaliger stellvertretender Leiter des israelischen Nationalen Sicherheitsrats und Direktor der 2014 gegründeten Bewegung „Kommandeure für Israels Sicherheit“ (Commanders for Israel’s Security), sagte am Dienstag vor Journalisten, dass die israelischen Kriegsanstrengungen grösstenteils mit den Plänen übereinstimmten, die nach den Anschlägen vom 7. Oktober aufgestellt worden waren.

Israel habe die bestehenden Pläne nach dem Hamas-Massaker aktualisiert und angepasst, mit einer zweiwöchigen Vorbereitungszeit, die massive Luftangriffe und Angriffe von Spezialkräften beinhaltete, sagte er.

Die vergangenen zwei Wochen “ verliefen nach Plan, und die IDF hat das meiste erreicht, was sie in dieser Zeit erreichen wollte“, fügte Yaar hinzu. „Das bedeutet, dass die IDF nicht wirklich in Eile ist. Unsere Pläne sehen vor, dass wir Schritt für Schritt vorgehen und die Informationen, die wir durch Software und Hardware in den Tunneln und Gebäuden erhalten, nutzen. Er fügte hinzu, dass sie auch Informationen von gefangenen Hamas-Terroristen nutzen.

Bulldozer: Lehre aus dem Ersten Libanonkrieg

„Die IDF zerstören jedes Gebäude und jeden Ort, von dem aus sie Beschuss feststellen – sowohl auf Bodentruppen als auch auf Flugzeuge, Raketen und andere Flugkörper“, so Yaar. Die Bodentruppen reissen auch Gebäude ab, die sie als Bedrohung identifiziert haben.

Bulldozer sind im Rahmen dieser Operation sehr aktiv – eine Lehre aus dem Ersten Libanonkrieg von 1982, fügte er hinzu. „Dies führt auch zum Einsturz von Tunneln. Vieles von dem, was unter der Erde liegt, stürzt durch den Einsatz von Bulldozern ein“.

Die Hamas-Terroristen müssen noch begreifen, dass es „für sie vorbei ist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie tot sind“, sagte er. „Es gibt immer noch Menschen in Gaza-Stadt, die man einzeln bekämpfen oder gefangen nehmen muss“.

Seit dem 21. Oktober hat die IDF über den israelischen Koordinator für Regierungsaktivitäten in den Gebieten die Einfuhr von humanitärer Hilfe – einschliesslich Lebensmitteln, Wasser, medizinischen und humanitären Gütern – in den Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah erleichtert. Diese Hilfe ist für die Zivilbevölkerung des Gazastreifens bestimmt.

Mit Stand vom 6. November haben nach Angaben der IDF 665 Lastwagen den Gazastreifen über Rafah erreicht, darunter mehr als 3.000 Tonnen Lebensmittel, 1.720 Tonnen medizinische Ausrüstung, 600 Tonnen Ausrüstung für Notunterkünfte und mehr als 1,15 Millionen Liter Wasser.

Yaakov Lappin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Miryam-Institut, am Alma-Zentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate (JNS). Übersetzung Audiatur-Online.