Mansour: Hartes Durchgreifen gegen Judenhass – “Kipppunkt”

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Graffiti
Graffiti "Free Palestine Von Berlin bis nach Gaza" auf einer Wand auf der Sonnenallee im Stadtteil Neukoelln Berlin. Foto IMAGO / IPON
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Der Psychologe und Autor Ahmad Mansour hat seine Forderung nach einem harten Durchgreifen gegen Antisemitismus auch auf Demonstrationen bekräftigt. Wer judenfeindliche Parolen von sich gebe, müsse juristisch verfolgt werden, sagte Mansour am Montag im ARD-Morgenmagazin. Im “Extremfall” müssten Menschen auch abgeschoben werden. Die “Beweislast” liege nun bei den Palästinensern auf der Strasse, ob sie sich von Antisemitismus distanzierten. Er frage sich, warum sich so viele Menschen auf den Strassen nicht zur Solidarität mit Juden bewegen liessen: “Nie wieder ist jetzt.”

von Leticia Witte

Eine Demokratie sollte es ermöglichen, dass Demonstrierende ihre Solidarität mit Menschen im Gazastreifen und ihre Trauer um Unbeteiligte auf palästinensischer Site ausdrücken könnten, sagte Mansour. Das Probleme sei aber, dass es eben auch zu antisemitischen Parolen auf Demonstrationen komme und Islamisten Menschen für ihre Zwecke instrumentalisierten. Auch am vergangenen Wochenende hatte es mehrere Demonstrationen mit israelfeindlichen Plakaten und Sprechchören gegeben, etwa in Berlin, Düsseldorf und Essen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte Ende vergangener Woche ein Betätigungsverbot gegen die Terrororganisation Hamas und das internationale Netzwerk “Samidoun – Palestinian Solidarity Network” in Deutschland ausgesprochen. Mansour sagte: “Verbote alleine helfen nicht.” Nötig seien auch weiterhin Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen. Er kritisierte, dass Menschen in Sozialen Netzwerken zudem ein leichtes Spiel hätten. Es müsse stattdessen klar gemacht werden, dass sie mit Konsequenzen zu rechnen hätten.

Mansour betonte, er verstehe, dass sich Juden um ihre Sicherheit sorgten. “Jetzt ist die Zeit zu handeln.” Wenn Brandsätze in Richtung einer Synagoge geworfen würden, Juden in der Öffentlichkeit nicht als solche erkennbar sein wollten oder sich nicht aus dem Haus trauten, sei ein “Kipppunkt” erreicht. Daher müssten jetzt Taten folgen.

In einem Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” lenkte Mansour den Blick auch auf Schulen. Dort sei Antisemitismus bisher nicht als strukturelles Problem wahrgenommen worden. “Das gilt auch für die Bildungspolitiker, die nur punktuell versucht haben, das Problem anzugehen. Ich bin mit meinem Team in vielen Schulen, aber viele Schulen haben niemanden. Wir haben die Lehrer nicht befähigt, differenziert über den Nahostkonflikt zu sprechen, und zwar nicht erst nach dem 7. Oktober, sondern davor, als die Lage längst nicht so aufgeheizt war.” Auch sei versäumt worden, Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln.

Schule alleine habe jedoch keine Chance, so der Psychologe. Sie könne allenfalls einen Beitrag leisten und Einfluss nehmen. “Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der die Aufklärung bei den Eltern, aber auch politische Bildung in den sozialen Medien eine grosse Rolle spielen muss.” Mit Blick auf Integration sagte Mansour, sie dürfe nicht mit einem Wertevermittlungskurs enden, “sondern es geht um eine Begleitung über Jahre”.

KNA/lwi/Aud

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